Ära nach Schumi II Toyota enthüllt neuen Renner
10.01.2008, 16:34 UhrMit Hoffnungsträger Timo Glock, aber bescheidenen Zielen startet Automobil-Gigant Toyota in sein siebtes Formel-1-Jahr. Als drittes Team nach Ferrari und McLaren-Mercedes präsentierte der Rennstall seinen neuen Wagen für 2008. Vor den Augen von Neuzugang Glock, seines italienischen Teamkollegen Jarno Trulli und Testfahrer Kamui Kobayashi wurde der TF108 in der Formel-1-Fabrik in Köln von drei Mitarbeitern enthüllt.
"Das war schon ein ganz spezieller Moment", sagte Glock, der in der kommenden Woche in Jerez erstmals sein neues Dienstfahrzeug testet. Für den 25-Jährigen aus Wersau im Odenwald ist 2008 die erste komplette Saison in der Formel 1 und sein zweiter Anlauf in der Königsklasse nach 2004. "Dies ist für mich ein Neuanfang. Ich will das Team gemeinsam mit Jarno wieder in die Top 10 bringen", meinte der Nachfolger von Ralf Schumacher, der nach drei Jahren das Team verlassen hatte. "Im Endeffekt ist es mein Ziel und meine Aufgabe, das Team nach vorn zu bringen", sagte der letztjährige GP2-Meister.
Nach der enttäuschenden Saison 2007 mit Platz sechs in der Konstrukteurswertung hatte Toyota einen betont nüchternen Rahmen für die Präsentation gewählt. Ohne großes Brimborium wurde den rund 150 Medienvertretern der komplett überarbeitete TF108 vorgestellt, mit dem die Japaner in der am 16. März in Melbourne beginnenden Saison den Abstand zur Spitze verringern wollen. "Mit den Resultaten von 2007 waren wir nicht zufrieden, daher muss es das Ziel für 2008 sein, regelmäßig in die Punkte zu fahren und ab und zu auf das Podium zu kommen", forderte Teamchef Tadashi Yamashina.
Der Wagen unterscheidet sich stark vom Vorjahresmodell. Vor allem im Bereich der Aerodynamik wurde einiges getan. "Wir haben ein neues Konzept", erklärte der Technische Direktor Pascal Vasselon. Am auffälligsten ist der neue Frontflügel, zudem wurde der Radstand nach Ferrari-Vorbild verlängert. Bis zum Saisonstart in zwei Monaten wird sich das Auto erfahrungsgemäß noch einmal stark ändern.
Nachdem vor der vergangenen Saison noch vom ersten Grand-Prix-Sieg schwadroniert wurde, sind die Toyota-Erwartungen diesmal bewusst zurückhaltend formuliert. Seit ihrem Formel-1-Einstieg 2002 warten die Japaner trotz Milliarden-Aufwandes auf den ersten Rennerfolg. In 104 Rennen schafften sie gerade einmal sechs Podiumsplätze, die letzte Fahrt auf das Podest gelang Ralf Schumacher im März 2006. Im vergangenen Jahr reichte es gerade einmal zum sechsten Platz in der Konstrukteurswertung. Die Toyota-Führung in Japan soll dem Team noch einmal zwei Jahren geben. "Wir sind hungrig auf Erfolg", betonte Yamashina.
Den großen Hunger nach den mageren Jahren soll auch Timo Glock stillen. "Er ist der richtige Mann für unsere Ziele", ist Yamashina überzeugt. Motorsport-Direktor John Howett ist vom letztjährigen GP2-Meister tief beeindruckt: "Er hat großartige fahrerische Fähigkeiten und ein großes technisches Verständnis." Für Glock ist das Lob keine Last: "Ich fühle keinen Druck, sondern Motivation."
Für den fünften Deutschen in der Formel 1 neben Nick Heidfeld (BMW-Sauber), Nico Rosberg (Williams), Sebastian Vettel (Toro Rosso) und Adrian Sutil (Force India) ist Toyota die große Chance, sich endlich in der Formel 1 zu etablieren. "Das erste Jahr bei Toyota ist ein Aufbaujahr", meinte Glock, der einen mehrjährigen Vertrag bei Toyota erhalten hat. Bereits 2004 war der gelernte Gerüstbauer für vier Rennen beim damaligen Jordan-Team zum Stammpiloten aufgestiegen. In seinem Premierenrennen in Montreal holte Glock sogar zwei Punkte. Im vergangenen Jahr war er neben seinem GP2-Engagement Test- und Ersatzfahrer bei Toyota-Konkurrent BMW-Sauber.
Von Claas Hennig, dpa
Quelle: ntv.de