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Schwimm-WM in Shanghai Traum von Gold, Angst vor Fleisch

Die deutschen Medaillenhoffnungen: Britta Steffen (l.) und Paul Biedermann.

Die deutschen Medaillenhoffnungen: Britta Steffen (l.) und Paul Biedermann.

(Foto: picture alliance / dpa)

In Rom 2009 war die WM-Bilanz der deutschen Schwimmer mit sieben WM-Titeln und insgesamt zwölfmal Edelmetall berauschend. 2011 in Shanghai soll sie ähnlich gut werden. n-tv.de erklärt zum WM-Start, wer die deutschen Gold-Hoffnungen sind, warum ein Fleisch-Verzicht ratsam wäre und die Dopingbekämpfung im Schwimmen weiter "Mumpitz" ist.

"Ich habe das Gefühl, dass diese Mannschaft richtig Leistung bringen will, sagt Bundestrainer Dirk Lange über die 57-köpfige deutsche WM-Truppe für Shanghai. 14 Mal Edelmetall aus den insgesamt 66 Entscheidungen sind das Ziel, die Beckenschwimmer um die Topstars Britta Steffen und Paul Biedermann sollen davon den Löwenanteil holen. Die Konkurrenz ist stark wie selten zuvor, doch Team Deutschland reist zumindest mit einem Weltjahresbesten an. Auch sonst ist für Spannung gesorgt: High-Tech-Anzüge sind verboten, Bluttests wieder eingeführt - und nebenbei sorgt ein Kälbermastmittel für Unruhe im Lager der Athleten. Wir haben die wichtigsten Daten, Fakten und Neuheiten zur WM für Sie zusammengefasst.

Wer geht an den Start?

Der Weltverband FINA vermeldet einen neuen Teilnehmer-Rekord. Für die 14. Titelkämpfe haben sich 181 Nationen registriert - vor zwei Jahren in Rom waren es noch 172. Die Zahl der Athleten sank dagegen von 2438 auf rund 2200 Sportler. Die Bilder der WM werden in 190 Länder übertragen.

Was soll diesmal drin sein für Deutschland?

Mit siebenmal Gold wie in Rom rechnet keiner. Dafür will das deutsche Team bei der WM zweimal öfter auf das Podest als vor zwei Jahren. 14 Medaillen - davon drei goldene - sollen her. "Das ist eine sehr hohe Zielstellung", gibt Lutz Buschkow zu, der Sportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV). Ein Jahr vor Olympia ist die Konkurrenz stark wie selten zuvor und mit Blick auf London würden die anderen Nationen nicht nur "eine Schippe Kohle drauflegen, sondern mit einem ganzen Kesselwagen feuern."

Wer soll die DSV-Medaillen holen?

Ist Weltjahresbester über 100 Meter Freistil: Marco Di Carli.

Ist Weltjahresbester über 100 Meter Freistil: Marco Di Carli.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zuallererst die Beckenschwimmer, sechs Medaillen sind hier eingeplant. Top-Kandidaten fürs Podest bleiben Britta Steffen und Paul Biedermann. Die Doppel-Olympiasiegerin über 50 und 100 Meter hat nach zweijähriger Langbahn-Pause bei internationalen Wettkämpfen wieder "richtig Lust auf schnelles Schwimmen". Gold-Konkurrenten der 27-Jährigen sind vor allem die starken Niederländerinnen. Für Paul Biedermann, Titelverteidiger über 200 und 400 Meter, sind die Gegner besonders über die kürzere Distanz so stark wie seit Jahren nicht mehr. Biedermann sagt: "Ich möchte schon beide Titel verteidigen, auch wenn es sehr hart und schwer wird." Über die 100 Meter Freistil fährt Marco Di Carli als Weltjahresbester (48,24 Sekunden) und Medaillenhoffnung nach Shanghai.

Die Freiwasserschwimmer um Rekord-Weltmeister Thomas Lurz sollen weitere vier Medaillen beisteuern, ebenso die Wasserspringer. Sie trainieren bereits im Oriental Sports Centre in Shanghai und sind gleich zum Auftakt an der Reihe. Gute Chancen haben Doppel-Europameister Patrick Hausding und Sascha Klein im Turm-Synchron. Das Duo holte in Peking 2008 Olympia-Silber. Die Wasserball-Männer wollen unter die ersten Acht und im angepeilten Viertelfinale einen der Großen ärgern. In der Weltliga gelang das bereits ab und an.

Gibt es Besonderheiten in Shanghai?

Dominierendes Thema im Vorfeld der WM ist die Ernährung. Für Aufregung sorgt vor allem das Kälbermastmittel Clenbuterol, das immer wieder in chinesischem Fleisch gefunden wird - und auf der Dopingliste steht. Die Gastgeber höchstpersönlich sowie die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA warnen offiziell vor verseuchtem Fleisch. Bleibt nur der Verzicht? Nein, da Fleisch bei den meisten Schwimmern fester Bestandteil der Ernährung ist. "Zwei Wochen lang auf Fleisch zu verzichten, geht nicht. Ich versuche aber, weniger Fleisch zu essen", sagt Paul Biedermann. Schwimm-Bundestrainer Dirk Lange bleibt indes ruhig. Und setzt auf die Eigenverantwortung der Athleten. Heißt: Kulinarische Abenteuer außerhalb des Hotels sind für die Sportler ausgeschlossen.

Was gibt's Neues beim Thema Doping?

Die FINA hat angekündigt, erstmals seit 2005 bei einer WM wieder Bluttests durchzuführen. 2007 und 2009 hatte man auf entsprechende Kontrollen verzichtet, bei der Kurzbahn-WM 2010 ebenfalls. Doping-Jäger Werner Franke vermisst dennoch einen "ernsthaften Aufklärungswillen" bei der FINA: "Ich halte das alles für Mumpitz. Schwimmen ist bewiesenermaßen eine der dreckigsten Sportarten überhaupt. Ich habe in den letzten Jahrzehnten im Wesentlichen nur täuschendes und korruptes Verhalten gesehen."

Das Kontrollnetz des Weltverbandes ist nach wie vor sehr lückenhaft. Auf ihrer Internetseite listet die FINA für das erste Quartal 2011 in Europa 199 Trainingskontrollen auf. In China waren es hingegen nur drei, in allen afrikanischen Ländern zusammen neun. Dazu Franke: "Ich habe noch nichts gehört von Trainingskontrollen auf HGH, das die schönen großen Schwimmerfüße macht. Oder auf das Wachstumshormon IGF-1, das zurzeit meistbenutzte Dopingmittel".

Gibt es neue Regeln?

Seit 2010 sind High-Tech-Anzüge im Schwimmen verboten. Das müsste dazu führen, dass die Zeiten bei der WM im Vergleich zu 2009 langsamer werden und die Weltrekorde nicht mehr - wie noch in Rom - im Minutentakt purzeln. Bei den Langstreckenschwimmern wird es bei der WM mehr Beiboote und frühere Startzeiten geben. Hintergrund ist der Tod des Amerikaners Francis Crippen, der im Oktober 2010 im aufgeheizten Persischen Golf vor Dubai ertrank. In Shanghai werden ähnlich schwül-heiße Temperaturen erwartet.

Quelle: ntv.de, mit sid/dpa

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