DDR-Vergehen "irrelevant" Tröger verteidigt Dopingtrainer
06.04.2009, 16:54 UhrDer frühere NOK-Präsident Walther Tröger hat die DDR-Dopingvergangenheit von Trainern, die heute noch tätig sind, als "irrelevant" und "vergeben" bezeichnet. Das sagte der ehemalige Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) in der aktuellen Ausgabe der WDR-Sendung "sport inside", die am Abend ausgestrahlt wird.
"Jemand, der vor 15 Jahren jemanden umgebracht hat, der wird in der Regel, wenn es nicht ganz schlimme Verstöße waren, nach 15 Jahren - auch bei lebenslänglicher Strafe - freigelassen. Er ist dann im Besitz sämtlicher Rechte, die in unserem Lande ein Individuum haben kann, und warum kann das nicht auch bei anderen gemacht werden, die sich weit weniger zuschulden haben kommen lassen?", sagte Tröger laut einer Mitteilung des Westdeutschen Rundfunks (WDR).
Einbringen von Reue "absurd"
In der Debatte um den Umgang mit der Doping-Vergangenheit von Trainern aus der ehemaligen DDR hatten in der vergangenen Woche sechs Trainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) eine Erklärung zu ihrer Vergangenheit verfasst. Derzeit prüft der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), ob das Papier, das von Dopingopfern kritisiert wurde, als Vorlage dienen kann für den gesamten organisierten Sport.
Tröger sieht dabei Reue nicht als Voraussetzung für Vergebung. "Das Einbringen von Reue in diese Geschichte finde ich absurd. Wir sind keine Richter, ich fühle mich überhaupt nicht veranlasst, jemand zu fragen, ob er bereut, was er getan hat", sagte der 80-Jährige.
Von Richthofen gegen Schlussstrich
Der ehemalige Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), Manfred von Richthofen, hatte sich tags zuvor gegen einen generellen Schlussstrich unter die Debatte zum DDR-Doping ausgesprochen. Eine "Generalamnestie für belastete DDR-Trainer" dürfe es nicht geben, erklärte der 75-Jährige.
Dagegen hatte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit Hinweis auf Verjährungsfristen für einen Schlussstrich unter bestimmten Bedingungen plädiert.
Fünf Trainer bekennen sich - und arbeiten weiter
Nach Angaben des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) haben sich inzwischen fünf Trainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes zu ihrer Doping-Vergangenheit bekannt und dürfen deshalb weiter für den DLV arbeiten. Eine DOSB-Kommission hatte die Erklärung der früheren DDR-Betreuer "als wichtigen und hilfreichen Schritt bezeichnet". Es bestünden keine Bedenken, das die Unterzeichner "im Bereich des DLV als Trainer beschäftigt oder weiterbeschäftigt werden". Bei den Personen handelt es sich um Klaus Baarck, Gerhard Böttcher, Rainer Pottel, Maria Ritschel und Klaus Schneider.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble begrüßte die Bekenntnisse als ein Signal für die Übernahme von Mitverantwortung. Nach 20 Jahren werde es Zeit für eine Versöhnung zwischen Tätern und Opfern, sagte Schäuble in Berlin. Doping habe es in beiden Teilen Deutschlands gegeben.
"Wir sollten uns daher hüten, mit dem Finger auf den jeweilig anderen Teil zu zeigen. Es ist vielmehr an der Zeit, dass Deutschland auch im Sport zusammenwächst und deshalb die Fehlleistungen als eigene verstanden werden. Dazu gehört im Leistungssport auch die gemeinsame Aufarbeitung der Dopingfälle in Ost und West. Unterschiede darf es hier nicht geben", erklärte Schäuble weiter.
Quelle: ntv.de