Sport

Meister-Hattrick für Hambüchen Turn-Floh sahnt ab

Hunderte Girls kreischten wie verrückt und wären ihm am liebsten um den Hals gefallen: Teenager-Schwarm Fabian Hambüchen hat beim Turnfest in Berlin mit einer Super-Show nicht nur Turnfans in seinen Bann gezogen. Noch eine halbe Stunde nach dem Gewinn seines Premieren-Titels im Mehrkampf musste der 17-Jährige Autogramme schreiben, verlor aber nie sein Lächeln, blieb cool und freundlich. "Das war eine Atmosphäre wie in Athen, richtig geil. Je lauter es ist in der Halle ist, desto mehr bin ich motiviert", meinte der Jungstar nach einer grandiosen Aufholjagd, die ihn von Platz sechs nach drei Geräten noch bis auf den Thron geführt hatte.

Nur 16 Stunden später fügte das große Talent seiner Erfolgsbilanz in den Gerätefinals gleich seinen insgesamt sechsten Titel hinzu und vollendete den Meister-Hattrick am Boden. Mit 9,05 Punkten bekam der Favorit als einziger eine Note jenseits der 9 Zähler. An seinen "Schwachstellen", den Ringen und dem Seitpferd, kam Hambüchen auf die Plätze vier bzw. acht. Seine Reck-Show stand erst am späten Abend auf dem Final-Programm. Der Titel am Seitpferd ging an Christin Berczes (Halle/Saale/9,0) und an den Ringen an Robert Juckel (Cottbus/9,225).

Im Finale hatte Hambüchen wie schon im Mehrkampf das "Horror-Pferd" unfreiwillig verlassen müssen. "Nach seiner Seitpferd-Übung ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Dieser Abstieg war deftig und kein Ruhmesblatt für Fabian", urteilte Vater und Coach Wolfgang Hambüchen nach dem Mehrkampf und blieb damit erster Kritiker seines Schützlings. "Aber die Nerven, die er dann bewiesen hat -das war schon Klasse", fügte der Hesse lobend hinzu. Dem Premieren-Titel vorausgegangen war vor 4500 Zuschauern zudem eine Panne an den Ringen. Doch mit unbändigem Kampfgeist brachte sich Hambüchen zurück ins Geschäft, turnte an vier Geräten zum Bestwert und krönte den Tag mit einer Reckübung, die eines Europameisters würdig war (9,65).

"Natürlich will ich bei der EM in Debrecen ins Finale", nannte Hambüchen das Minimalziel für die Titelkämpfe in zwei Wochen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg mit Stress auch außerhalb der Turnhallen: In den drei Wochen Unterrichtsausfall muss der Gymnasiast mächtig über den Büchern schwitzen, damit die Rückstände nicht zu groß werden. "Ich stehe mit allen Lehrern per E-Mail in Kontakt. Aber es wird hart, die Klausuren allein nachzuschreiben", meinte der Elft-Klässler, der sich für das kommenden Jahr die Leistungskurse Englisch und Sport ausgesucht hat. "Probleme habe ich in Deutsch, obwohl alle sagen, ich kann mich ganz gut ausdrücken. Aber Goethe und Schiller sind nicht so mein Fall", gab der neue "Popstar" des deutschen Turnens zu, während er fleißig weiter Autogramme schrieb.

Über 3000 Autogramm-Karten sind bereits verteilt, wie Jochen Habermaier vom Hambüchen-Management mitteilte, das für den Quoten-Garanten nach Olympia mit den Firmen Henkel und Lancia zwei lukrative Sponsoren ins Boot holte. Immerhin hatte Hambüchen mit der Rekord-Einschaltquote von 9,6 Millionen in Athen das Turnen aus seiner Nische geholt und zu völlig ungewohnter Resonanz verholfen: Mit 1265 Beiträgen und 55 gesendeten TV-Stunden im Jahr 2004 wurde der Turn-Anteil gegenüber dem Vorjahr verdreifacht. "Hambüchen ist ein Glücksfall für das Turnen, wie es ihn nur einmal im Jahrhundert gibt", ist sich DTB-Präsident Rainer Brechtken daher auch sicher.

von Frank Thomas, dpa

Quelle: ntv.de

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