Sport

Aufholjagd endet mit Sieg Turn-Titel für Hambüchen

Turnfloh Fabian Hambüchen hat sich im dritten Anlauf erstmals den deutschen Mehrkampf-Titel gesichert. Nach einem Sturz vom Seitpferd und einer furiosen Aufholjagd holte sich der Olympia-Siebte von Athen beim Internationalen Deutschen Turnfest in Berlin mit 52,850 Punkten und einer Weltklasse-Übung am Reck zum Abschluss den ersehnten Sieg.

Der lange führende Hallenser Christian Berczes musste sich mit 52,400 Zählern und Rang zwei begnügen, Dritter wurde Eugen Spiridonow aus Bous (52,100). Für den entscheidenden Reck-Vortrag erhielt Hambüchen die Tageshöchstnote von 9,65 Punkten.

Vor 7000 Zuschauern im Velodrom startete der 17 Jahre alte Schüler, begeistert gefeiert von zahlreichen weiblichen Fans, mit soliden 9,100 Punkten am Boden, am Seitpferd jedoch verlor der Hesse vom TSV Niedergirmes nach nur wenigen Sekunden die Balance und musste das gefürchtete Gerät unfreiwillig und vorzeitig verlassen. Die Preisrichter gaben daraufhin nur 7,450 Punkte.

Aufgrund seiner Kraftdefizite kam der Gymnasiast auch an den Ringen nur auf 7,950 Zähler, damit schien der Rückstand als Sechster mit fast zwei Punkten auf den zu diesem Zeitpunkt führenden Berczes zu groß. Doch mit 9,400 Punkten beim Sprung leitete Hambüchen furios die Wende ein und konnte sich schließlich zusammen mit seinem Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen feiern lassen.

Wie schon in der Qualifikation am Dienstag bot Matthias Fahrig erneut eine enttäuschende Leistung. Der Hallenser, in den vergangenen Monaten international zur zweiten Kraft hinter Hambüchen aufgestiegen, leistete sich erneut mehrere Patzer und wurde am Ende nur Siebter. Titelverteidiger Thomas Andergassen aus Stuttgart verzichtete auf einen kompletten Mehrkampf.

Bei den Frauen ging aus einem Festival der Mittelmäßigkeit Daria Bijak als neue deutsche Mehrkampf-Meisterin hervor. Die 19 Jahre alte Kölnerin setzte sich mit 34,200 Punkten vor Katja Stieler aus Leipzig mit 33,625 Zählern und der Chemnitzerin Jenny Brunner (33,550) durch.

Die neue Titelträgerin war die einzige Athletin, die ohne größeren Patzer durch alle vier Übungen kam. Nach dem ersten Durchgang noch auf Rang fünf platziert, arbeitete sich die zweimalige WM-Teilnehmerin im weiteren Verlauf immer weiter nach vorne. Wegen einer schweren Fersenverletzung war der Schützling von Trainerin Schanna Poljakowa im Olympiajahr mehrere Monate lang ausgefallen.

Für einen der wenigen Höhepunkte in einer ansonsten spannungsarmen Konkurrenz sorgte die außer Konkurrenz startende Oksana Tschusowitina. Die in Köln lebende Usbekin, aktuelle Sprung-Weltmeisterin, sammelte an ihrem Spezialgerät 9,325 Punkte und forderte damit den Beifall des Publikums heraus.

"Von einigen unserer EM-Kandidatinnen hätten wir uns schon ein wenig mehr versprochen. Die Nominierung ist jetzt ein heikles Thema", sagte Wolfgang Willam, Sportdirektor des Deutschen Turner-Bundes (DTB), alles andere als zufrieden. Die Kandidatinnen für die europäischen Titelkämpfe im Juni in Debrecen haben allerdings bei den Gerätefinals am Donnerstag noch eine zweite Chance, sich für die Europameisterschaften zu empfehlen.

Insgesamt litt das Leistungsniveau aber auch unter mehreren Absagen starker Athletinnen. Titelverteidigerin Lisa Brüggemann aus Köln fehlte wegen ihrer Abiturvorbereitungen, Yvonne Musik (Hoffnungsthal), neben Brüggemann zweite deutsche Olympiaturnerin, musste verletzungsbedingt auf einen Start verzichten. Kurzfristig meldete sich auch Lokalmatadorin Katja Abel (Berlin) für die Mehrkampf-Entscheidung ab.

Von Andreas Frank, sid

Quelle: ntv.de

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