Nach Giro-Skandal Ullrich des Dopings verdächtigt
14.06.2001, 13:53 UhrTelekom-Fahrer Jan Ullrich drohen staatsanwaltliche Ermittlungen wegen Dopings. Dies meldete die italienische Zeitung "La Repubblica". Der Merdinger stehe auf eine Liste mit insgesamt 64 Namen von Radprofis, gegen die die Staatsanwaltschaft Florenz im Rahmen der Anti-Doping-Offensive nach den Vorfällen beim Giro d'Italia ermittelt. Nach Angaben der Mailänder Zeitung "Il Giornale" sind noch weitere deutsche Athleten auf der "schwarzen Liste".
Allerdings dürften die folgenlos bleiben, weil die beim Olympiasieger von Sydney während des 84. Giro d'Italia sicher gestellten Kortekoide ärztlich verschrieben und auch beim Weltverband UCI angemeldet waren. Nach Angaben von Telekom-Teamsprecher Olaf Ludwig ist "mindestens seit 1998 bekannt, dass Jan an allergischem Asthma leidet und dagegen mit Kortekoid-Inhalation behandelt wird." Dies stehe in seinem Gesundheitsbuch. Der Wirkstoff Kortekoid steht auf der Doping-Liste, darf allerdings begrenzt bei Indikation auf ärztliches Attest eingesetzt werden.
Das Team Telekom reagierte insgesamt mit Empörung und Unverständnis auf die Doping-Verdächtigungen gegen Ullrich. "Wir haben überhaupt nichts zu verstecken. Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass wir keine Probleme bekommen werden", sagte Teamchef Walter Godefroot.
Neben den Asthma-Mitteln hatten Dopingfahnder Koffein-Tabletten bei Telekom-Teamarzt Lothar Heinrich gefunden. Teamsprecher Ludwig dazu: "Es ist bereits seit Tagen bekannt, dass bei Heinrich im persönlichen Waschbeutel Koffein-Tabletten gefunden wurden. Die hat er allerdings für sich gebraucht."
Keine Radrennen in Italien
Der italienische Radsport-Verband (FCI) hat unterdessen mit einer drastischen Maßnahme auf den Doping-Skandal reagiert. Ab dem 18. Juni werden in Italien vorerst keine Radrennen mehr stattfinden. Außerdem hat die FCI eine ethische Kommission gegründet, die im Kampf gegen Doping neue Vorschriften erarbeiten soll. Dieser Vereinigung unter Vorsitz des früheren Nationaltrainers Alfredo Martini gehören etwa zehn Personen an, neben Sprintstar Mario Cipollini weitere Vertreter der Radprofis und der Teams.
Quelle: ntv.de