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"Wenn Deutschland reif ist" Ullrich plant Aussage

Das Schweizer Bundesgericht in Bern hat den Einspruch des unter Dopingverdacht stehenden ehemaligen Radprofis gegen Herausgabe seiner Bankunterlagen an die Staatsanwaltschaft Bonn abgewiesen und damit eine schwere Bresche in die Verteidigungslinie geschlagen. Man rechne nun mit der Zusendung der Papiere in den nächsten Tagen und werde dann an die Auswertung gehen, sagte Staatsanwalt Jörg Schindler.

Die Prüfung könnte zeigen, ob von Ullrichs Konten auf einer Bank in Kreuzlingen im Kanton Thurgau Überweisungen an den Madrider Dopingarzt Eufemiano Fuentes gegangen sind. Darauf deuten zahlreiche Indizien in den Dokumenten der "Operacion Puerto" hin. Bei Fuentes beschlagnahmte Blutfunde konnten ihm durch DNA-Vergleich eindeutig zugeordnet werden.

Ullrich bereitet Erklärung vor

Der gebürtige Rostocker will zu den Anschuldigungen gegen seine Person erst etwas sagen, "wenn Deutschland reif dafür ist". Er habe aber "schon einiges aufgeschrieben", erzählte er in einem TV-Interview. "Irgendwann muss es raus, da ich ja sonst platze."

Über die Gerichtsentscheidung zeigte er sich nicht überrascht: "Ich habe mich aus Prinzip dagegen gestellt. In meine Bankkonten darf allenfalls meine Frau reinschauen. Das geht keinen etwas an. Deshalb habe ich die Sache blockieren lassen."

In den Fuentes-Listen war Ullrich unter anderem als "Teilnehmer am Blutaustausch-Programm" notiert - wie auch die inzwischen geständigen Ivan Basso und Jörg Jaksche. Doch im Gegensatz zu ihnen bestreitet der 33-jährige Wahl-Schweizer weiter jede Manipulation und jede Verbindung zu Fuentes.

Millionen stehen auf dem Spiel

Sollte der inzwischen zurückgetretene Toursieger von 1997 des Dopings überführt werden, stehen für ihn Millionen auf dem Spiel. Die Bonner Staatsanwälte ermitteln gegen ihn wegen Betruges zum Nachteil seiner Arbeitgeber. Dies wären der Bonner Radrennstall Telekom/T-Mobile sowie mehrere private Sponsoren, die Klauseln auf Rückzahlung der Gelder bei Dopingvergehen in die Verträge eingebaut hatten. Allein das Jahresgehalt bei T-Mobile wurde auf 2,5 Millionen Euro geschätzt.

Bereits im August 2006 hatte die Bonner Behörde ihr Ersuchen um Rechtshilfe an die Schweiz gestellt. Daraufhin kam es im letzten Herbst bereits zu einer Hausdurchsuchung in Ullrichs Villa in Scherzingen. Auch gegen die Freigabe der dabei beschlagnahmten Unterlagen hat Ullrichs Einspruch eingelegt. Über diesen muss noch gesondert entschieden werden. Laut Schindler warte man noch auf das Urteil, bevor man die Ermittlungen möglicherweise abschließen könne.

"Letzte Mosaiksteinchen"

Die Offenlegung der Konten hatte das Bundesstrafgericht bereits am 18. Mai genehmigt, doch Ullrich legte dagegen beim Bundesgericht Einspruch ein. Die höchste Instanz lehnte dies mit dem Hinweis ab, dass die fraglichen Tatbestände auch in der Schweiz strafbar seien. Deshalb gilt nun auch die Freigabe der bei der Hausdurchsuchung beschlagnahmten Papiere als wahrscheinlich.

Sie sind das "letzte Mosaiksteinchen", auf das die Bonner Ermittler noch warten. Mit ihrem Rechtshilfeersuchen in Belgien hatten sie bereits Erfolg. Dort war Ullrichs langjähriger Betreuer Rudy Pevenage vernommen worden, über dessen Telefonate mit Fuentes die spanische Polizei ihm und seinem Schützling auf die Spur gekommen war. Gegen Pevenage wird in Deutschland wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz ermittelt.

Quelle: ntv.de

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