Godefroot enttäuscht Ullrich will wiederkommen
09.05.2002, 18:06 UhrSpekulationen um ein mögliches Karriereende hat Radprofi Jan Ullrich nach seinem Tourverzicht zurückgewiesen. "Ich werde wiederkommen. Meine Karriere ist noch nicht zu Ende", sagte der Olympiasieger auf einer kurzerhand einberufenen Pressekonferenz in Umkirch bei Freiburg.
Während der Merdinger abermals sein Bedauern über die Tour-Absage zum Ausdruck brachte, machte er zugleich deutlich, dass es für ihn nur ein Ziel gibt, und zwar die Tour zu gewinnen: "Ich fahre nicht zur Tour, um 30. zu werden."
Als vor einer Woche der Schmerz im Training wiederkam, fühlte der gebürtige Rostocker, dass die Tour keinen Sinn mehr machen würde. Die Gesundheit habe ihn gebremst, nun wolle er, abhängig vom Genesungsprozess, bei der Vuelta im September an den Start gehen.
Indes geht Telekom-Teamchef Walter Godefroot mit seinem Kapitän hart ins Gericht. "Das Vertrauen zwischen uns ist zerbrochen", sagte der Belgier in einem Interview mit der französischen Sportzeitung L'Equipe. Zu Ullrichs Zukunft äußerte sich Godefroot zurückhaltend: "Jetzt liegt es an ihm, eine Entscheidung für seinen weiteren Weg zu treffen. Er muss zeigen, ob er wirklich ein großer Champion ist."
Enttäuscht hatte zuvor der dreimalige Tour-de-France-Gewinner Lance Armstrong (USA) Ullrichs Absage bei der Frankreich-Rundfahrt zur Kenntnis genommen. "Das Rennen braucht Fahrer, die es beleben, und in Ullrich fehlt einer der besten", teilte der 30-Jährige auf seiner Homepage (www.lancearmstrong.com) mit.
Neben dem sportlichen Versagen gängelt Ullrich außerdem sein verursachte Sachschaden vor dem Freiburger Bahnhof unter Alkoholeinfluss. Kein Verständnis für den Ausrutscher zeigt dabei Godefroot: "Darin steckt mangelnder Respekt vor seinen Mannschaftskameraden. Sowas geht einfach nicht. Ich möchte nicht wissen, was in dieser Nacht noch passiert ist."
Dagegen stärkt der frühere Tour-Gewinner Bjarne Riis (1996) seinem ehemaligen Mannschaftskameraden den Rücken. "Das war Frust! Wenn du willst, das Knie schmerzt, und sich acht Wochen vor der Tour nichts dreht, dann wäre ich wahrscheinlich auch in die Bar gegangen. Natürlich setzt man sich nicht angetrunken ans Steuer. Das weiß der Jan auch. Dafür muss er die Strafe akzeptieren", sagt der Däne und fordert: "Ihm muss jetzt geholfen werden."
Quelle: ntv.de