Gen-Doping-Forschung Uni Tübingen bekommt Hilfe
27.06.2007, 15:36 UhrDie Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) fördert Forschungen an der Universität Tübingen zum Nachweis von Gen-Doping für zwei Jahre mit 500.000 Dollar (372.000 Euro). Wie der Projektleiter der Forschungsgruppe aus Sportmedizin und Innerer Medizin, Perikles Simon, am Mittwoch weiter mitteilte, ist es das Ziel, so rasch wie möglich die Lücke in der Doping-Überwachung durch die Entwicklung eines neuen Nachweisverfahrens zu schließen. Insgesamt unterstützt die WADA weltweit 27 Projekte der Anti-Doping- Forschung mit 6,3 Millionen Dollar (4,7 Millionen Euro).
Bereits seit geraumer Zeit wird befürchtet, dass im Spitzensport genetisch manipuliert wird. Bei diesem so genannten Gen-Doping wird die Erbsubstanz DNA von leistungsrelevanten Genen in die Körperzellen der Sportler eingeschleust. Die in der betroffenen Zelle vorhandene Maschinerie zur Herstellung von Eiweißstoffen produziert entsprechend des neu eingebrachten DNA-Bauplans mehr körpereigene leistungssteigernde Stoffe. Möglich wird das beispielsweise durch die Verwendung geeigneter Viren als Genfähren, die in der Lage sind, transgene DNA entweder ins menschliche Genom einzubauen oder im Zellplasma einzulagern. Das resultierende Genprodukt ist mit der natürlichen Substanz identisch und kann bei Verwendung neuester Gentransfer-Technologie sogar gezielt bei Bedarf und nur in bestimmten Zellen des Körpers produziert werden. Deshalb lässt sich mit den bisherigen Methoden Gen-Doping nicht nachweisen.
Simon hat als Leiter des Molekularbiologischen Labors der Tübinger Sportmedizin nach eignen Angaben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich geringste Spuren transgener DNA beispielsweise im Blut nachweisen lassen. Nun entwickeln die Tübinger Forscher ein entsprechendes Testverfahren und untersuchen es auf seine Praxistauglichkeit. "Dabei ist die so genannte Spezifität beim Einsatz am Athleten besonders kritisch zu beleuchten", erklärte Simon. Diese gebe an, wie gut das Verfahren in der Lage ist, nicht Gen-gedopte Athleten auch sicher als ungedopt zu erkennen.
"Der Weg vom Labor in die Praxis steht folglich im Mittelpunkt des Vorhabens. Dabei muss als erster Punkt in der Anwendung geklärt werden, wie Blutproben zu entnehmen und für das hochsensible Testverfahren aufzuarbeiten sind", erläuterte Simon. Auch Spezialisten für DNA-Probengewinnung des Bundeskriminalamtes hätten den Tübinger Wissenschaftlern bereits ihre Hilfestellung signalisiert.
Quelle: ntv.de