Bundesliga und WM 2006 Verdacht auf Manipulation
30.08.2008, 13:39 UhrDrei Jahre nach dem Fall Robert Hoyzer muss sich der deutsche Fußball erneut mit Manipulations-Vorwürfen auseinandersetzen. Ein malaysischer Wettpate soll Ende 2005 zwei Bundesliga-Spiele verschoben haben. Auch das Achtelfinale der WM-Endrunde 2006 in Deutschland zwischen Ghana und Brasilien steht unter Manipulationsverdacht. Das berichtet "Der Spiegel".
Nach Informationen des Nachrichtenmagazins handelt es sich im deutschen Ligaspielbetrieb um die Begegnungen Hannover 96 gegen den 1. FC Kaiserslautern am 26. November 2005 (5:1) und um das Zweitliga-Spiel Karlsruher SC gegen Sportfreunde Siegen am 7. August 2005 (2:0). Die Deutsche Fußball Liga und der Deutsche Fußball-Bund reagierten umgehend auf den Verdacht und kündigten in einer gemeinsamen Erklärung an, dass beide Verbände eine umfassende Aufklärung der Angelegenheit anstreben. Das Unternehmen Sportradar wurde mit einer Analyse der genannten Begegnungen beauftragt.
Asiatische Wetter in Verdacht
Im Zentrum der "Spiegel"-Recherche steht der Malaysier William Bee Wah Lim, der im Juni 2007 vom Frankfurter Landgericht wegen versuchter Manipulation von Spielen in der deutschen Regionalliga und in Österreichs 1. Liga zu zwei Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt worden ist. Die jetzt auffälligen Spiele waren nicht Gegenstand des Prozesses gegen Lim.
Das Achtelfinalspiel der WM 2006 zwischen Brasilien und Ghana soll von einem asiatischen Wettsyndikat verschoben worden sein. Demnach setzten die Zocker darauf, dass Ghana mit mindestens zwei Toren Differenz verliert. Das behauptet der für seine investigative Arbeit mehrfach ausgezeichnete kanadische Journalist Declan Hill in einem Interview mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin.
Profis beteuern Unschuld
Hill ist für sein Buch "Sichere Siege", das am kommenden Dienstag in Deutschland erscheint, drei Jahre lang den weltweiten Verbindungen der Wettmafia nachgegangen. Seinen Recherchen zufolge soll der frühere ghanaische Nationaltorwart Abukari Damba der Verbindungsmann zwischen einem Wettpaten aus Bangkok und Spielern der ghanaischen Mannschaft gewesen sein, die das Spiel in Dortmund 0:3 verloren. Hill sagt über seine Nachforschungen in dem kriminellen Milieu: "Ich weiß, dass ich mit dem Feuer spiele."
Nach seinen Informationen setzte Lim bei asiatischen Buchmachern auf die Niederlage des FCK in Hannover 2,8 Millionen Euro. Hannover gewann 5:1, Lim verdiente rund 2,2 Millionen Euro. Vor dem Spiel des KSC gegen Siegen setzte Lim annähernd 4 Millionen Euro auf einen Heimsieg. Karlsruhe siegte 2:0.
Lim, der nach seiner Verurteilung Anfang Juni 2007 gegen Melde-Auflagen und eine Kaution in Höhe von 40.000 Euro freigelassen wurde, ist im Ausland untergetaucht. Gegen ihn besteht deshalb in Deutschland seit Mitte Januar ein Haftbefehl. Sein Anwalt in Frankfurt hat sich zu den Recherche-Ergebnissen des "Spiegel" bislang nicht geäußert. Alle Spieler, die dem Magazin zufolge Verbindungen zu dem Wettpaten unterhalten haben sollen, beteuern ihre Unschuld.
Verb ände überrascht
DFB und DFL erklärten derweil, sie hätten bislang keine Anhaltspunkte gehabt, dass die genannten Begegnungen manipuliert worden sein sollen. Es werde nun aber zeitnah alles, was an belegbaren Fakten zusammen getragen werden kann, von Ligaverband und DFB gewissenhaft überprüft.
Falls es erforderlich sein sollte, würden die DFB-Rechtsgremien sofort Ermittlungen einleiten und ihre Entscheidungen treffen, teilten die Dachverbände mit. Die Täter sollen bei nachweisbaren Verfehlungen konsequent und nach allen Möglichkeiten bestraft werden.
Keine Konsequenzen für die Klubs
Die genannten deutschen Klubs müssen aber keine sportrechtlichen Konsequenzen fürchten. Der DFB hatte nach dem Fall Hoyzer auf seinem Bundestag 2005 in Mainz beschlossen, dass Vorwürfe, die nicht bis zum Ende einer Saison jeweils am 30. Juni strafrechtlich verfolgt worden sind, anschließend keine sportrechtliche Relevanz mehr haben.
KSC-Manager Rolf Dohmen reagierte relativ entspannt auf den Manipulationsverdacht: "Ich bin bereits von der DFL informiert worden, die sind genauso wie wir von dem Bericht überrascht worden. Aber ich sage Ihnen, wenn einer beim Spiel Karlsruhe gegen Siegen auf Karlsruhe setzt, dann hat er, denke ich, einfach Ahnung."
Quelle: ntv.de