Bestechungsvorwürfe gegen Kiel Viel Lärm um nichts?
03.03.2009, 17:20 UhrBei der Handball-Bundesliga (HBL) jagt eine Sitzung die nächste - Ergebnisse zu den angeblichen Bestechungsfällen beim deutschen Rekordmeister THW Kiel gibt es jedoch nicht. Fazit: " Der Aufsichtsrat sieht weiteren Informationsbedarf", sagte der Vorsitzende Manfred Werner.
Dem THW Kiel wird vorgeworfen, seit dem Jahr 2000 Europapokalspiele manipuliert zu haben, darunter auch das 2007 gewonnene Finale in der Champions League gegen die SG Flensburg-Handewitt. Dabei sollen die polnischen Schiedsrichter bestochen worden sein. Von Summen bis zu 50.000 Euro ist laut Zeitungsberichten die Rede. "An den Vorwürfen ist nichts dran", sagte Kiels Manager Uwe Schwenker. Und Ligapräsident Reiner Witte gab zu Protokoll: "Belastbare Tatsachen liegen nicht vor
Bislang beruht die angebliche Affäre ausschließlich auf Gerüchten, die dem HBL-Aufsichtsratsmitglied Dieter Matheis, zugleich Beiratsvorsitzender von Kiels Liga-Rivalen Rhein-Neckar Löwen, "zu Ohren gekommen" seien. Daraufhin schrieb Matheis Schwenker einen Brief und forderte eine Stellungnahme. Als Gerüchtestreuer wird nach Hinweisen Matheis' der in Kiel vor Beginn dieser Saison entlassene Trainer Zvonimir Serdarusic vermutet, mit dem sich Schwenker aus privaten Gründen überworfen hatte und der bei den Löwen im Sommer Cheftrainer werden sollte. In der vergangenen Woche hatten die Rhein-Neckar Löwen aber überraschend die Auflösung des Vertrages mit Serdarusic bekanntgegeben.
Sponsor erneuert Vorwürfe
Derweil hat dänische Sponsor der Rhein-Neckar Löwen, Jesper Nielsen, die Bestechungsvorwürfe gegen den THW Kiel erneuert. Nielsen sagte im Kopenhagener Sender TV2 Sport: "Wir wissen, dass es rund um die Champions-League-Spiele des THW Kiel Unregelmäßigkeiten gegeben hat." Dieses Wissen basiere auf Aussagen von "Schlüsselpersonen innerhalb des THW Kiel und aus dessen Umfeld". Weiter erklärte Nielsen, wegen dieser Problematik habe der bisherige Kieler Trainer Noka Serdarusic auch nicht zu den Rhein- Neckar Löwen wechseln können.
"Nicht für 50.000 Euro"
Mit Entsetzen haben die polnischen Schiedsrichter Marek Goralczyk und Miroslaw Baum auf die Bestechungsvorwürfe im Champions-League-Finalrückspiel am 29. April 2007 reagiert. "Jeder macht Fehler, ich auch. Aber nicht für 50.000 Euro", sagte Goralczyk der Tageszeitung "B.Z.". "Nie im Leben" habe er Geld bekommen, der THW Kiel sei auch nicht auf ihn zugekommen, betonte Goralczyk. Sein damaliger Partner Baum wird im "Flensburger Tageblatt" zitiert: "Nein, um Gottes Willen. Das alles ist ein großer Schock für mich. Seitdem ich von dem Vorwurf weiß, bin ich psychisch angeschlagen." Er habe gute Erinnerungen an das Spiel. In der einzig strittigen Szene bei Kiels 29:27-Sieg hatte der Flensburger Kapitän Joachim Boldsen die Rote Karte (19. Minute) gesehen.
Quelle: ntv.de, Von Franko Koitzsch und Wolfgang Müller, dpa