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Wales ist Doppel-Weltmeister Vier Tage Darts-Rausch enden vor dem Finale

Zweiter World-Cup-Titel nach 2020: Gerwyn Price und Jonny Clayton gewinnen die Team-WM im Darts für Wales.

Zweiter World-Cup-Titel nach 2020: Gerwyn Price und Jonny Clayton gewinnen die Team-WM im Darts für Wales.

(Foto: Jonas Hunold/PDC)

80 Spieler aus 40 Nationen, 2 Sieger. Das war der World Cup of Darts 2023. Das Finale wurde zum Langweiler, ansonsten war die Team-Weltmeisterschaft aber ein spektakuläres Turnier. Mit fast historischem Ausgang aus deutscher Sicht.

Stark gespielt, aber Historisches verpasst: Bei der Team-WM im Darts hat das deutsche Nationalteam zwar den erstmaligen Finaleinzug nicht geschafft, dafür aber erneut ein dickes Ausrufezeichen gesetzt. Der runderneuerte World Cup of Darts war für Gastgeber und Veranstalter ein großer Erfolg. Ein Wermutstropfen war das langweilige Finale.

Darts-Deutschland muss weiter warten: Gabriel Clemens und Martin Schindler waren so nah dran wie zuvor noch keine deutsche Auswahl beim World Cup of Darts, der Team-Weltmeisterschaft. Der Einzug ins Finale am Sonntagabend in der Eissporthalle in Frankfurt am Main war zum Greifen nah, weil dem "German Giant" und "The Wall" aber im Halbfinale gegen Schottland beim Wurf auf die Doppelfelder die Nerven versagen, muss Darts-Deutschland weiter auf den letzten Schritt warten. Noch nie hat ein deutsches Doppel oder ein einzelner Spieler aus Deutschland das Endspiel eines PDC-Major-Turniers erreicht. Das ändert sich vorerst nicht.

Und dennoch dürfen Clemens und Schindler mit ein paar Tagen Abstand positiv auf vier stimmungsvolle Tage in Frankfurt zurückblicken. Gestartet als an Position sechs gesetztes Team, dominierte das Duo in seiner Vorrundengruppe. 4:0 gegen Hongkong am Donnerstag, 4:0 gegen Japan am Freitag. Samstag folgte gegen Polen, das am Vortag einen Turnierrekord für den höchsten Punkteschnitt der WM-Geschichte aufgestellt hatte, ein erkämpfter 8:6-Sieg.

Am Sonntagnachmittag dann das Meisterstück: Deutschland besiegt das topgesetzte England, die beiden Weltmeister Michael Smith und Rob Cross kommen nicht in die Nähe eines Sieges. Clemens und Schindler gewinnen 8:3, bringen die Eissporthalle zum Kochen. Im Halbfinale sind es viele verpasste Doppel, die Schottland in die Partie kommen und diese am Ende entscheiden lassen. Clemens und Schindler scheitern an den eigenen Nerven und der Erfahrung der Schotten.

Wales ist der hochverdiente Sieger: Gerwyn Price und Jonny Clayton gingen zwar nur an Setzlistenposition zwei in die Team-WM, waren aber im Vorfeld dennoch als Favorit gehandelt worden. Gefordert wurden die Champions von 2020 nur im Halbfinale gegen Belgien beim knappen 8:7-Erfolg. Das Finale gegen Schottland verkam mit einem 10:2 zum Langweiler. Nach dem Ausscheiden des deutschen Teams war die Luft raus, dazu tat der klare Spielverlauf im Finale sein Übriges. "Ich glaube nicht, dass Gary Anderson und Peter Wright ihr bestes Spiel gemacht haben, aber wir haben unseren Job gemacht und die ganze Zeit die Kontrolle behalten", fasste Clayton zusammen.

"Der Glaube aneinander, das Vertrauen ineinander, alles stimmt. Gerwyn ist mein bester Kumpel auf der Pro Tour und er ist ein großartiger Kapitän." Die Harmonie im Team sprach neben der sportlichen Qualität ebenfalls für die Waliser. Die Engländer schienen beispielsweise gar keine Lust auf das Turnier zu haben, spulten nur ihr Pflichtprogramm ab.

Belgien schreibt die skurrilste Geschichte des Turniers: Als Mitfavorit ins Turnier gegangen, hatte Team Belgien in der Vorrunde keine Probleme mit seinen Gegnern, stattdessen aber mit sich selbst. Dimitri Van den Bergh und Kim Huybrechts würdigten sich vor, während und nach ihrer Auftaktpartie gegen Finnland keines Blickes, redeten nicht miteinander, klatschten nicht ab und machten nur ihr eigenes Ding. "Das ist das erste Mal, dass ich ein Doppel mit jemandem spiele, mit dem ich nicht mehr klarkomme", sagte Huybrechts. Sein Doppelpartner Van den Bergh verwies bei der Frage nach dem Grund für den Eklat auf "private Angelegenheiten".

Nach diesem unwürdigen Drama wurde es ab dem zweiten Turniertag völlig skurril. Von nun an agierten Van den Bergh und Huybrechts plötzlich wieder als Einheit, klatschten sich ab, feuerten sich gegenseitig an, umarmten sich vor und nach den Spielen. Je weiter Belgien im Turnierverlauf kam, desto inniger schien das Verhältnis zu werden. "Am ersten Abend waren wir zwei Egos, aber der World Cup ist größer als unsere Egos", erklärte Huybrechts den plötzlichen Sinneswandel. Ausgeräumt ist der Zwist der Belgier zwar noch nicht, aber für den Turnierverlauf haben sich die beiden Spieler darauf besinnt, ihr Land würdig zu vertreten.

Darts bietet ein Feuerwerk an Typen: Darts ist bekanntermaßen alles, aber nicht professionell durch-orchestriert - und berühmt für seine schrillen Charaktere. Die Team-Weltmeisterschaft im Darts ist aber selbst für Darts-Verhältnisse das größte Kuriositätenkabinett schlechthin.

Da ist zum Beispiel Massimo Dante, der gemeinsam mit Michele Turetta für Italien den ersten Sieg in der Geschichte der Team-WM holte und auch nach dem Ausscheiden am Tag danach noch in der Halle blieb. "Um die Luft der Champions zu atmen", so Dante. Und Selfies mit den Spitzenspielern zu machen, wie sein Instagram-Profil bewies. Der Italiener ist ein sportliches Multitalent: ehemaliger italienischer Meister im Kartsport, Teilnehmer an der Poolbillard-EM, hauptberuflich designt er Helme für berühmte Formel-1-Rennfahrer wie Alex Albon, Charles Leclerc und Antonio Giovinazzi.

Massimo Dante ist trotz Vorrunden-Aus einer der Spieler des Turniers.

Massimo Dante ist trotz Vorrunden-Aus einer der Spieler des Turniers.

(Foto: Jonas Hunold/PDC)

Dann ist da Dauerbrenner Paul Lim, der auch mit 69 Jahren noch Singapur alljährlich beim World Cup vertritt und einfach nicht Darts-müde wird.

Oder Devon Petersen. Der Südafrikaner ist seit mindestens einem Jahrzehnt nicht nur Spieler, sondern auch Botschafter für den Dartsport auf einem ganzen Kontinent. Zusammen mit Vernon Bouwers kam er immerhin ins Achtelfinale.

Endlich eine richtige Doppel-WM: Seit Jahren wurde es gefordert, endlich hat die Profidartorganisation PDC auf die Darts-Fans gehört, indem sie den World Cup in diesem Jahr ausschließlich als Doppel-Turnier veranstaltete. Zum x-ten Mal Peter Wright gegen Gerwyn Price will niemand sehen. In der Vergangenheit hatte es ab dem Achtelfinale nur dann ein echtes Doppel gegeben, wenn es nach den Einzelspielen 1:1 gestanden hatte. In diesem Jahr wurde das Turnier von Grund auf reformiert. Es war die richtige Entscheidung. Durch den Formatwechsel hat das Turnier das Potenzial, sich als Mini-Darts-WM im Sommer zu etablieren und stärker beachtet zu werden.

Die Kritiker des neuen Formats sind klar in der Unterzahl, darunter der amtierende Weltmeister Michael Smith, der auf ntv-Nachfrage zugab, dass er "auf Doppel eigentlich keine Lust hat."

Quelle: ntv.de

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