Sport

Doping im Fußball Völler verharmlost Problem

Der ehemalige DFB-Teamchef Rudi Völler hat sich verärgert über die seiner Meinung nach "unsägliche Doping-Diskussion" im Fußball geäußert. "Mittlerweile hat man das Gefühl, jeder Doktor oder Professor irgendeines Institutes kann behaupten, im Fußball würde systematisch gedopt. Meine Güte, wer sich da alles zu Wort meldet und Kübel von Dreck über den Fußball ausschütten darf - da fehlt mir jegliches Verständnis", schrieb der Sportdirektor von Bundesligist Bayer Leverkusen in seiner kicker-Kolumne.

Der komplette Fußball stünde Woche für Woche unter Kontrolle, meinte der Weltmeister von 1990. Bis auf wenige Fälle, bei denen Profis durch die Einnahme von Appetitzüglern oder den Gebrauch von Haarwuchsmitteln "Opfer ihrer eigenen Naivität" wurden, seien "keine Sünder bekannt". Völler: "Und wer es besser weiß, der soll die Beweise auf den Tisch legen, Ross und Reiter nennen - oder die Klappe halten."

Epo nicht nachweisbar

Allerdings werden beispielsweise Kontrollen auf Epo, auch im Ausdauersport Fußball ein hochwirksames Präparat, erst seit wenigen Jahren durchgeführt. In England wurden die Tests 2004 eingeführt, nachdem sich Arsenal-Trainer Arsene Wenger öffentlich über die auffälligen Blutwerte neuverpflichteter Spieler gewundert hatte.

Die neu entfachte Diskussion über Doping im Fußball hatte der derzeit vereinslose Trainer Peter Neururer angestoßen. Vor zwei Wochen hatte er erklärt, der Gebrauch des Aufputschmittels Captagon wäre Ende der 80er Jahre "gang und gäbe" gewesen. Armin Baumert, Vorstands-Chef der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA), bestätigte, dass der Fußball, international und national, keine dopingfreie Zone sei.

Weltweit ein Problem

Beleg dafür ist unter anderem die lebenslange Sperre, die Ende Mai gegen den mexikanischen Nationalspieler Salvador Carmona verhängt wurde. Carmona war beim Confederations Cup 2005 in Deutschland bei einer teaminternen Kontrolle wie sein Mitspieler Aaron Galindo positiv auf das Steroid Nandrolon getestet und nach Hause geschickt worden. Weil Carmona während der verhängten einjährigen Sperre erneut positiv getestet wurde, sperrte ihn der Internationale Sportgerichtshof CAS nun lebenslang.

In Italien hatte 1998 der tschechische Trainer Zdenek Zeman für Aufsehen gesorgt, als er forderte: "Wir müssen die Pharmazie aus dem Fußball jagen." 2004 wurde der Mannschaftsarzt von Juventus Turin, Riccardo Agricola, von einem Gericht des Sportbetrugs durch Epo-Doping in den Jahren 1994 bis 1998 sowie des Medikamentenmissbrauchs für schuldig befunden. Und zu den Kunden des wieder aktiven spanischen Doping-Doktors Eufemiano Fuentes sollen auch Fußballer gehört haben.

Vergesslicher Kaiser

Dessen ungeachtet bezeichnete Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer die Aussagen von Peter Neururer jüngst als "ein bisschen unwahrscheinlich". Vor dreißig Jahren hatte er sich freilich noch freimütiger über Doping im Fußball geäußert.

Im Jahr 1977 bekannte er: "Medizinisch ist heute in der Bundesliga noch alles erlaubt, was den Spieler zu Höchst- und Dauerleistungen treibt, es wird geschluckt und gespritzt."

Quelle: ntv.de

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