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"Hey Mäuschen, ich bin die Bessere" Vogel sprintet zu zweitem WM-Gold

Nach diversen Rückschlägen war die Freude über Gold bei Vogel groß.

Nach diversen Rückschlägen war die Freude über Gold bei Vogel groß.

(Foto: AP)

Radsportlerin Kristina Vogel heimst bei der Bahnrad-WM in Kolumbien das zweite Gold ein. Fünf Jahre nach einem lebensgefährlichen Unfall holt sie im Sprintturnier souverän ihren ersten großen Einzeltitel. Deutsches Edelmetall gibt es auch im Punktefahren.

Während das deutsche Team sich ein Siegerbier auf Sprint-Weltmeisterin Kristina Vogel gönnte und ihr in Feierlaune zuprostete, schaute die Titelträgerin fast ein wenig neidisch. "Cheers. So, jetzt trinkt ihr Bier und ich darf noch nicht", sagte die 23-Jährige nach ihrem zweiten Gold bei der Bahnrad-WM im kolumbianischen Cali. Nein, sie durfte nicht, denn am Abend ging Vogel im Keirin noch einmal als Mitfavoritin auf das Holzoval.

Aber immerhin war genügend Zeit, sich ausgelassen über den Sieg im Sprintturnier zu freuen, ihren ersten großen Einzeltitel. Die Erfurterin hatte schon die Qualifikation als Erste beendet, dann souverän das Finale erreicht und dort die Chinesin Tianshi Zhong in zwei Läufen beherrscht. "Ich habe von Anfang an gezeigt, hier führt nix an mir vorbei", sagte Vogel. "Sie hat ihre Favoritenrolle ganz klar und deutlich dokumentiert. Das Finale war ganz große Klasse", lobte Bundestrainer Detlef Uibel.

Unfall verändert ihr Leben

Lange hatte die Olympiasiegerin und dreimalige Weltmeisterin im Teamsprint auf diesen Erfolg hingearbeitet. Schon nach Olympia in London begann der intensive Schliff an Taktik, mentaler Stärke und der im Sprint so wichtigen Explosivkraft. "Es wurde mal Zeit. Ich bin so stolz, dass die ganze Arbeit endlich mal Früchte gebracht hat. Es hat nie richtig geklappt, es lief immer irgendwas schief", sagte Vogel, die vor einem Jahr noch der Britin Rebecca James unterlegen war: "Das war das Ziel der ganzen Saison, zu zeigen: hey Mäuschen, ich bin die Bessere."

Für Vogel und Welte sind die Goldmedaillen ein Riesenerfolg.

Für Vogel und Welte sind die Goldmedaillen ein Riesenerfolg.

(Foto: dpa)

Fast fünf Jahre nach einem schweren Unfall, als ein Kleinbus ihr beim Radtraining die Vorfahrt genommen hatte und Vogels Leben zwischenzeitlich am seidenen Faden hing, soll der erste deutsche Sprint-Weltmeistertitel seit Christa Rothenburger 1986 nur der Anfang sein. "Ich habe Blut geleckt", sagte die gebürtige Kirgisin. Außerdem hat sie mit Teamsprint-Partnerin Miriam Welte gleichgezogen, die im 500-Meter-Zeitfahren die Schnellste gewesen war. "Hey, wir sind das erfolgreichste WM-Zimmer", sagte Vogel.

Pohl holt Silber im Punktefahren

Für eine große Überraschung hatte am vierten Wettkampftag die Cottbuserin Stephanie Pohl im nichtolympischen Punktefahren gesorgt. Die 26-Jährige gewann hinter der Australierin Amy Cure die Silbermedaille und sicherte dem BDR den ersten Podestplatz im Ausdauerbereich. "Perfekt", sagte Pohl, "aber das war mein bisher härtestes Rennen." Bundestrainer Andre Korff würdigte vor allem Pohls taktische Leistung: "Sie hat es ganz stark gemacht."

Im Sprint der Männer war Titelverteidiger Stefan Bötticher bis zum Finalabend auf bestem Wege, erneut Weltmeister zu werden. Der 22-Jährige hatte im Viertelfinale den Niederländer Jeffrey Hoogland in zwei Durchgängen besiegt und traf im Halbfinale auf Matthew Glaetzer aus Australien. Enttäuschend verlief der Wettkampf dagegen für Mitfavorit Robert Förstemann.

Ihm spielten einmal mehr die Nerven einen Streich, zudem hatte er bei seinem Ausscheiden gegen den britischen Olympiasieger Jason Kenny großes Pech. "Er muss sich als Bester fühlen, sonst verkrampft er zu schnell. Mit einer Pixelreihe im Zielfoto zu verlieren, ist aber schon tragisch", sagte Sprint-Coach Uibel. "Ich habe gedacht, ich kann richtig angreifen", meinte Förstemann: "Aber das Glück war nicht auf meiner Seite."

Quelle: ntv.de, Ruben Stark, sid

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