Fairplay abseits der Weltelite WM-Held schleppt schlappen Gegner ins Ziel
28.09.2019, 09:59 Uhr
Braima Suncar Dabo ist der erste Held der Leichtathletik-WM.
(Foto: REUTERS)
Abseits der Weltbesten zeigt sich das ehrbare Fairplay des Sports: Bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft hilft ein Läufer seinem völlig entkräfteten Konkurrenten. Während die Zuschauer die beiden entfesselt feiern, kennt der Weltverband wenig Gnade.
Was für ein Sportsgeist, was für eine große Geste: Bei der Leichtathletik-WM in Doha waren im Vorlauf über 5000 Meter die besten Männer längst im Ziel, als sich ganz am Ende des Rennens eine herzerwärmende Szene abspielte. Jonathan Busby aus dem Karibikstaat Aruba fing völlig entkräftet an zu schwanken. Etwa 300 Meter vor dem Ziel konnte er sich kaum noch auf den Beinen halten, er lief gebückt, wirkte, als wäre er nicht mehr bei sich. Doch seine Rettung nahte: Braima Suncar Dabo aus dem westafrikanischen Guinea-Bissau, klemmte sich seinen Konkurrenten unter den Arm und schleppte ihn die letzte halbe Stadionrunde ins Ziel.
Das war im spärlich besuchten Stadion nicht unbemerkt geblieben, tosender Jubel brandete auf, begeistert schrien die Zuschauer die beiden ins Ziel. Um die große Geste perfekt zu machen, schob Dabo seinen neuen Freund fürs Leben, der die brutale Hitze in Katar offenbar gnadenlos unterschätzt hatte, noch vor sich über seine Ziellinie. Die beiden benötigten für die Strecke rund fünf Minuten mehr als Vorlaufsieger Selemon Barega aus Äthiopien (13:24,69 Minuten) - über die 5000-Meter-Distanz eine Welt.
"Wollte ihm einfach nur helfen"
"Ich wollte ihm einfach nur helfen, das Ziel zu erreichen. Ich denke, jeder hätte es genauso gemacht", sagte Dabo, der in Portugal studiert. Er war in der Mixed Zone offenbar völlig überrascht von der unerwarteten Aufmerksamkeit für sich. Eigentlich hätte er doch nur eine neue Bestzeit aufstellen wollen, sagte er schüchtern. Doch dann habe er das Leiden seines Mitläufers gesehen. Er sei ohnehin einfach stolz, sein Land zu repräsentieren, sagte er den Journalisten. Denn für die Weltmeisterschaft war er genauso wie Busby vom Leichtathletik-Weltverband eingeladen worden - als einzige Vertreter ihrer Nationen. Die Einladung soll Ländern ohne große Programme ermöglichen, Athleten zur WM zu schicken.
Das mit der Bestzeit hat übrigens trotzdem noch geklappt. Für Busby blieb die Uhr bei 18:10,68 Minuten stehen, für Dabo bei 18:10,87 Minuten - allerdings hatten beide zuvor noch kein offizielles 5000-Meter-Rennen bestritten. Der Weltverband zeigte jedoch wenig Herz und disqualifizierte den zusammengeklappten Busby, weil er gemäß Regel 144.3 unerlaubte Hilfe genossen hatte.
Quelle: ntv.de, ara/sid