Flatterhaft und immer schneller Warten auf den Einheitsball
02.11.2009, 12:41 UhrDer Ball ist immer noch rund, aber ein zunehmend flatterhaftes Wesen. Das Spielgerät macht derzeit vor allem den Keepern in der Fußball-Bundesliga zu schaffen.

Die Fußballspieler sehnen den Einheitsball herbei, der in der kommenden Saison endlich kommt.
(Foto: dpa)
Sie sehnen den Einheitsball herbei, der in der kommenden Saison endlich kommt. "Es ist die optimale Lösung für alle Torhüter. Man muss sich nicht ständig umstellen und wieder an einen anderen Ball gewöhnen", sagt Andreas Köpke, Torwarttrainer der Nationalmannschaft. Doch noch herrscht ein reger Austausch von Bällen zwischen den Vereinen, damit sich die Profis an die verschiedenen Marken gewöhnen können: Denn jedes Exemplar fliegt anders - und schneller als noch vor ein paar Jahren. "Es wird immer schwieriger, sie aus kurzer Distanz zu halten", bestätigt Hoffenheims Schlussmann Timo Hildebrand.
"In anderen Ligen ist ein einheitlicher Ball längst gang und gäbe", meint Trainer Michael Skibbe von Eintracht Frankfurt, dessen Zeugwart auch regelmäßig einen Satz von zehn Bällen mit seinen Kollegen austauscht. So kann in den Tagen vor einem Auswärtsmatch mit dem Spielgerät trainiert werden, das der nächste Gegner stellt. "Es ist sicherlich umständlich, aber auch die einzige Möglichkeit, sich optimal vorzubereiten", so Köpke. "Das gilt nicht nur für die Torhüter, sondern auch für die Feldspieler."
Dabei sind die Anforderungen an die Männer zwischen den Pfosten ohnehin gewachsen. "Die Bälle werden immer schneller, die Torhüter leiden da in besonderem Maße darunter", erklärt Skibbe. "Aber so ist das halt: Die Autos fahren ja auch immer schneller und das Internet geht auch immer schneller." Die Bälle, so Ex-Nationalkeeper Köpke, seien wesentlich schneller, würden flattern oder die Richtung ändern, "so dass man als Torwart häufiger dazu neigt, die Bälle zu fausten oder zur Seite abzuwehren. Die Feldspieler nutzen dies natürlich aus, indem sie spezielle Schusstechniken trainieren, um sie noch unberechenbarer zu machen."
Unberechenbare Hochgeschwindigkeitsgeschosse
Nach den DFB-Regeln muss das Spielgerät kugelförmig sein, einen Umfang von mindestens 68, höchstens 70 Zentimeter haben und zwischen 410 und 450 Gramm wiegen. Eine runde Sache - könnte man denken. Doch die 18 Erstligisten spielen inzwischen mit sechs verschiedenen Bällen.
Spaniens Top-Torhüter hatten sich zuletzt massiv über den neuen Champions-League-Ball vom Herzogenauracher Sportartikelhersteller Adidas beschwert. Dessen Flugbahn sei "unmöglich" zu berechnen, klagte Real Madrids Torwart Iker Casillas. "Wir können versichern, dass es sich um den rundesten, präzisesten und beständigsten Ball aller Zeiten handelt. Das haben umfangreiche unabhängige Tests ergeben", sagt jedoch Adidas-Sprecher Oliver Brüggen über den "Finale 9" genannten Ball.
Einheitlicher Wettbewerb mit Adidas
Auch in der Bundesliga gilt der "Terrapass" des Branchenriesen mit Thermoklebetechnik und der sogenannten PSC-Beschichtung als das Spielgerät, das die meiste Beschleunigung aufweist - was den Job für die Keeper nicht leichter macht. "Generell ist es schlecht, wenn man jede Woche mit anderen Bällen trainiert. Jeder hat andere Flug- Eigenschaften", sagte Hildebrand. Keiner ist mehr zu vergleichen mit dem einstigen Klassiker-Modell Tango von der WM 1978 in Argentinien. Torleute tun sich - trotz des Haftschaums auf ihren Handschuhen - immer schwerer, die Hochgeschwindigkeitsgeschosse kontrolliert abzuwehren.
In der Saison 2010/11 hat wenigstens das Ball(yhoo) mit den unterschiedlichen Modellen ein Ende. Dann treten alle Profis in der 1. und 2. Liga nur noch gegen einen Adidas-Ball. Das Unternehmen hat von der Deutschen Fußball Liga (DFL) das Rechte-Paket erworben. In erster Linie geht es dabei um ein Geschäft. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert will damit aber auch "objektive und einheitliche Wettbewerbsbedingungen schaffen".
Quelle: ntv.de, Ulrike John, dpa