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Triumph über verletzten Nadal und die eigenen Nerven Wawrinka erzittert sich Australian-Open-Sieg

In einem kuriosen Tennisfinale krönt sich Stanislas Wawrinka zum Australian-Open-Champion 2014. Der Schweizer setzt sich sich gegen Topfavorit Rafael Nadal durch. Der Spanier wird ab dem zweiten Satz durch Rückenprobleme massiv behindert, lässt Wawrinka aber dennoch wanken.

Der Jubel fiel verhalten aus, diesen Moment hatte sich Stanislas Wawrinka anders ausgemalt. Bei den Australian Open gewann der Schweizer den ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere gegen den angeschlagenen Rafael Nadal - und gegen seine eigenen Nerven. 6:3, 6:2, 3:6, 6:3 triumphierte Wawrinka in einem Finale, das sich alle Beteiligten anders vorgestellt hatten.

Im zweiten Satz musste sich Rafael Nadal am Rücken behandeln lassen.

Im zweiten Satz musste sich Rafael Nadal am Rücken behandeln lassen.

(Foto: dpa)

Das galt vor allem für Nadal, der sich zu Beginn des zweiten Satzes am Rücken behandeln ließ und sich fortan nur noch über den Platz schleppte. Als die Schmerztabletten dann zu wirken begannen, verlor Wawrinka beinahe für eine Stunde völlig seine Linie und den dritten Satz - obwohl Nadal noch immer weit von seiner Normalform entfernt war. Erinnerungen an das legendäre Comeback von Michael Chang gegen Ivan Lendl bei den French Open 1989 wurden wach. Doch im vierten Satz fing sich Wawrinka wieder und siegte am Ende souverän.

Satz-Fluch bricht nach 37 Minuten

Nadal war als turmhoher Favorit in die Partie gegangen. Zwölf Begegnungen hatte er zuvor gegen Wawrinka gespielt, nicht einen Satz hatte er bis zum Finale am Australia Day in Melbourne verloren. Das änderte sich nach 37 Minuten, in denen Nadal noch schmerzfrei wirkte, Wawrinka jedoch der aggressivere Spieler in der Rod-Laver-Arena war. Ganz anders als bei seinem Viertelfinalcoup gegen Titelverteidiger Novak Djokovic startete der 28-Jährige scheinbar mit grenzenlosem Selbstvertrauen in die Partie. Nach zwölf Gewinnschlägen, zumeist mit seiner mächtigen Vorhand, war Wawrinka oben auf.

Seine Gemütslage schlug zu Beginn des zweiten Durchgangs allerdings in Ärger um. Als Nadal zur Behandlung im Kabinengang verschwand, diskutierte Wawrinka lautstark mit Schiedsrichter Carlos Ramos. "Du musst mir sagen, warum er den Physio ruft, so sind die Regeln", sagte Wawrinka. "Ich werde dir es nicht sagen", erwiderte Ramos: "Du kannst entweder weiter darum kämpfen, oder es akzeptieren. Ich würde es an deiner Stelle akzeptieren."

Pfiffe für den Publikumsliebling

Als Nadal mit nacktem Oberkörper zurück in die Arena kam, pfiffen ihn die 15.000 Zuschauer aus. In den Runden zuvor war er bei jedem T-Shirt-Wechsel vor allem von seinen weiblichen Fans gefeiert worden. Der Unmut des Publikums war allerdings nicht sein größtes Problem. Nadal konnte kaum noch laufen, sein Aufschlag gelang ihm nicht so kräftig wie sonst. Für Nadal ging es nur noch darum, so lange durchzuhalten, bis die Schmerzmittel zu wirken begannen.

Während Nadal vor sich hinhumpelte, verlor Wawrinka völlig seine Linie. Der Final-Debütant wusste nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte und kassierte das Break zum 0:2. Bis in den vierten Satz schaffte es Wawrinka nicht, an das grandiose Tennis der Anfangsphase anzuknüpfen. Er schimpfte mit sich selbst und ermahnte sich zur Ruhe.

Erst nach knapp zwei Stunden Spielzeit fing sich Wawrinka wieder und feierte schließlich nach 2:21 Stunden den größten Erfolg seiner Karriere. Mit dem Titel in Melbourne springt Wawrinka in der Weltrangliste auf Platz drei und sorgt damit für eine Wachablösung in seiner Heimat. Denn erstmals seit 14 Jahren heißt der beste Schweizer Tennisspieler nicht mehr Roger Federer. Er heißt jetzt Stanislas Wawrinka.

Quelle: ntv.de, Cai-Simon Preuten, sid

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