Deutsche Schwimmer angemeiert Weitere Weltrekord-Flut
13.12.2008, 12:28 UhrDie deutschen Schwimmer können bei der Kurzbahn-EM der Konkurrenz weiter kaum das Wasser reichen. Mit einer Silbermedaille durch die Lagen-Staffel der Frauen als Trostpflaster mussten sie in Rijeka die Weltrekorde 99 bis 102 des Jahres ansehen.
Die fünfte deutsche Medaille an der kroatischen Adria holten Daniela Samulski (Essen), Janne Schäfer (Heidelberg), Lena Kalla (Würzburg) und Petra Dallmann (Heidelberg). "Wir können mit diesem Resultat sehr, sehr glücklich sein. Wir haben unseren deutschen Rekord nur um 17/100 verpasst, und das ohne Britta Steffen", sagte Samulski. Der Titelverteidiger lag in 1:46,84 Minuten um 1,11 Sekunden hinter den Niederlanden, die in 1:45,73 Minuten Australiens Weltrekord einstellten.
Kopf hoch, Leute
Chancenlos war der Hamburger Steffen Deibler als Siebter über 100 Meter Freistil. Vor dem Finale am Sonntag, in dem Europameister Paul Biedermann über 200 Meter Freistil favorisiert ist, zeichnet sich die schlechteste deutsche Bilanz seit Einführung der Kurzbahn-Europameisterschaft 1996 ab.
Dank neuer High-Tech-Anzüge, über die deutsche Schwimmer wegen der Bindung an den Verbands-Ausrüster nicht verfügen, pulverisieren die Europäer im Minutentakt die Rekorde. Den Anfang machte über 200 Meter Schmetterling der Russe Nikolai Skwortsow in 1:50,60 Minuten. Frankreichs Muskelpaket Amaury Leveaux verbesserte über 100 Meter Freistil seine eigene, erst am Vortag aufgestellte Bestmarke in 44,94 Sekunden noch einmal um 18/100 Sekunden. Bei ihrem Heimspiel unterbot die Kroatin Sanja Jovanovic ihre Bestzeit über 50 Meter Rücken in 26,23 Sekunden um 14/100.
Helge Meeuw (Frankfurt/Main) schwamm ins Finale über 100 Meter Rücken. In 51,26 Sekunden kam er auf die viertschnellste Gesamtzeit. Favorit Aschwin Wildeboer aus Spanien stellte in 49,66 Sekunden einen Europarekord auf. Wildeboer blieb 48/100 unter der alten Bestmarke des Briten Liam Tancock vom 10. April vorigen Jahres. Den Weltrekord des Amerikaners Peter Marshall verfehlte Wildeboer nur um 3/100. Thomas Rupprath (Rostock) und Markus Deibler (Biberach) verpassten den Endlauf über 100 Meter Lagen.
Rupprath schlug beim Halbfinale am Samstag in 53,90 Sekunden nur als 13. an, einen Platz vor Deibler (54,24). Bei der Kurzbahn-EM 2007 war Rupprath noch Zweiter über diese Strecke geworden. Wie bereits im Vorlauf blieb der 31-Jährige in Kroatien mehr als eine Sekunde über seiner Zeit von der deutschen Meisterschaft vor zwei Wochen. Ebenfalls im Halbfinale scheiterte Samulski über 50 Meter Rücken.
Der Höschen-Protest
Meeuw und Rupprath hatten am Freitagabend aus Protest gegen die Rekordflut durch die nicht reglementierten High-Tech-Anzüge das Finale über 50 Meter Rücken in altertümlichen Badehosen geschwommen. "Es ging uns um ein Zeichen an den Weltverband FINA. Diese Entwicklung zur Hochtechnik macht unseren Sport kaputt", sagte Meeuw. "Ich kann nicht verstehen, warum jeder bei den Anzügen machen kann, was er will." Gegen die immer weiter entwickelten Anzüge der Konkurrenz sehen sich die Deutschen ohne Chance. "Da schwimmt jemand im Halbfinale Europarekord, den Thomas und ich immer im Griff hatten. Das kann es nicht sein", meinte Meeuw.
Die Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), Christa Thiel, hat derweil die Protestaktion von Rupprath und Meeuw begrüßt. "Die beiden haben einen Kontrapunkt gesetzt, um auf die Problematik aufmerksam zu machen. Ich finde das gar nicht schlimm", sagte Thiel.
Sie will sich beim Europäischen Schwimm-Verband (LEN) sowie beim Weltverband FINA für einheitliche Regeln einsetzen. "Wir brauchen klare Regulierungen und Überprüfbarkeit. Ich vergleiche das zum Beispiel mit der Formel 1 oder auch mit dem Skispringen", erklärte Thiel.
Quelle: ntv.de