Leyhes Patzer kostet Gold-Chance Wellinger räumt bei denkwürdiger WM-Flugshow kräftig ab
28.01.2024, 17:15 Uhr
Andreas Wellinger kehrt mit zwei Medaillen von der Skiflug-WM heim.
(Foto: AP)
Noch eine Medaille: Deutschland holt bei der Skiflug-Weltmeisterschaft im Team Bronze. Gegen die Gastgeber und die Titelverteidiger reicht es am Kulm nicht. Besonders erfreulich aus deutscher Sicht: Neben Andreas Wellinger liefern auch Karl Geiger und Pius Paschke gute Sprünge.
Erst segelte Andreas Wellinger zu Silber im Einzel, dann folgte mit Team-Bronze das i-Tüpfelchen: Mit Traumsprüngen in Serie und starken Nerven hat der Bayer bei der Skiflug-WM am Kulm kräftig abgeräumt. "Es war ein perfektes Wochenende, absolut. Ich bin einfach nur glücklich und stolz, dass es so ausgegangen ist", sagte der Tournee-Zweite nach einer denkwürdigen Flugshow.
Vor allem der Samstag wird Wellinger wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Stundenlang drohte angesichts starker Böen ein Abbruch, für den DSV-Adler hätte dies den undankbaren vierten Platz bedeutet. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit ging es dann doch los: Wellinger nutzte die Chance, landete erst bei 229 Meter und hätte um ein Haar sogar Gold gewonnen. Auf den neuen Weltmeister Stefan Kraft (Österreich) fehlten umgerechnet nur 183 Zentimeter.
"Der Anfang war super", aber dann ...
"Ich habe die ganze Zeit nur gedacht: Wenn die das abbrechen, dresche ich jemanden zusammen", sagte Wellinger nach dem Schanzen-Krimi mit einem Augenzwinkern: "Zum Glück haben wir den dritten Durchgang noch machen können. Ich hätte heute auch mit Blech heimgehen können."
Keine 24 Stunden später führte Wellinger das deutsche Team dann als Schlussspringer zu Bronze. Gemeinsam mit Stephan Leyhe, Ex-Weltmeister Karl Geiger und Pius Paschke holte er 1549,9 Punkte und musste sich einzig Titelverteidiger Slowenien (1615,4) und Gastgeber Österreich (1588,9) geschlagen geben. Damit trat Wellinger in die Fußstapfen von Geiger, der 2020 mit Einzel-Gold und Team-Silber ebenfalls zwei WM-Medaillen eingeheimst hatte.
Dabei schien sogar Gold zunächst möglich: Paschke brachte Deutschland mit einem starken Flug auf 229,5 Meter in Führung, die Geiger (224,5) erfolgreich verteidigte. "Der Anfang war super", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher. Weil Leyhe (198,5) patzte, fiel das deutsche Team aber auf Rang drei zurück - bis zum Schluss änderte sich an der Platzierung nichts mehr. Auch zwei starke Flüge von Wellinger (219,5 und 229,5) reichten nicht zum erhofften ersten Team-Gold der WM-Geschichte.
"Extremer Rückenwind" stresst Leyhe
Horngacher zog dennoch ein positives Fazit. "Wir können mit zwei Medaillen sehr zufrieden aus der WM gehen. Wir haben unser Ziel erreicht", sagte der Österreicher, der ein Sonderlob an Geiger und Paschke verteilte: "Die zwei haben im Teamspringen die Basis für die Medaille gelegt, da sollten sie für den Rest der Saison mitnehmen. Für den niedergeschlagenen Leyhe sei angesichts des "extremen Rückenwinds" nicht mehr möglich gewesen.
Einzel-Sieger Kraft sprang derweil in einen erlauchten Kreis vor. Der ÖSV-Adler hat nun vier der fünf wichtigsten Einzel-Wettkämpfe seiner Sportart gewonnen, einzig der Olympiasieg fehlt dem 30-Jährigen noch. Die Titelsammlung bei einer Nordisch-WM, der Tournee, dem Gesamtweltcup, Olympia und einer Flug-WM komplett hat bislang nur der 2019 verstorbene Finne Matti Nykänen, weitere neun Springer gewannen vier verschiedene Titel.
Quelle: ntv.de, tno/sid