"Irgendwie Sauerstoff gefehlt" Weltmeister Doll erlebt Biathlon-Debakel
25.01.2019, 17:52 Uhr
Für Benedikt Doll (l.) lief im Sprint von Antholz exakt gar nix zusammen.
(Foto: imago/GEPA pictures)
Den finalen Tiefschlag bei seinem Weltcup-Fiasko in Antholz kassiert Biathlon-Weltmeister Benedikt Doll kurz vorm Ziel, als Krönung des missratenen Rennens stürzt er. Von derlei Problemen verschont: Dauersieger Johannes Thingnes Bö. Auch Arnd Peiffer überzeugt.
Fünf Schießfehler, ein Sturz auf der Zielgeraden und nur Platz 58: Den verfluchten Tag im malerischen Antholz hätte Benedikt Doll am liebsten sofort vergessen. "Irgendwie hat mir der Sauerstoff im Gehirn gefehlt", klagte der Sprint-Weltmeister nach seiner äußerst unglücklichen Vorstellung: "Ich war von Beginn an nicht wach und aktiv. Das ist sehr ärgerlich."
Während Olympiasieger Arnd Peiffer beim zehnten Saisonsieg des Norwegers Johannes Thingnes Bö immerhin auf den neunten Rang sprintete, konnte sich Doll seinen Einbruch unmittelbar nach dem Rennen noch nicht so recht erklären. "Es fällt mir echt schwer, das jetzt zu analysieren", sagte der Schwarzwälder, der mit viel Mühe die Verfolgung der 60 besten Sprint-Teilnehmer erreichte - und in der so tückischen Antholzer Höhe einen möglichen Grund für das Scheitern vermutete.
"Beim Schießen viel mehr atmen"
Auf über 1600 Metern Höhe nämlich "muss man beim Schießen viel mehr atmen, man wird unkonzentriert und kann den Rhythmus vielleicht nicht so durchziehen wie sonst", sagte Doll. Der 28-Jährige hatte bereits nach dem ersten Schießen zwei Strafrunden drehen müssen, nach dem Stehendanschlag folgten drei weitere. "Benni hat sich ein bisschen erschossen", sagte Peiffer martialisch. Zu allem Überfluss verhedderte sich Doll, der nach einem 58. Platz im ersten Rennen eine starke Saison zeigt, kurz vor dem Zielstrich auch noch mit dem Stock zwischen den Beinen. Mehr als zwei Minuten lag er letztlich hinter Überflieger Bö, der sich vor seinem Landsmann Erlend Bjöntegaard (+17,5 Sekunden) und dem Franzosen Antonin Guigonnat (+20,2) durchsetzte.
"Bei der Verfolgung werde ich den Fokus nun voll auf das Schießen richten", sagte Doll, der endlich mal wieder das Ziel von vier fehlerfreien Schießeinlagen erreichen will: "Diese Marke will ich irgendwann wieder knacken, am besten im nächsten Rennen." Ohne den formschwachen Antholz-Experten Simon Schempp, der schon fünfmal in der Südtirol-Arena gesiegt hatte und sich derzeit daheim aus dem Leistungstief kämpfen möchte, war somit einmal mehr Peiffer der beste Deutsche. Vor allem läuferisch glänzte der 31-Jährige - auf Bö verlor er nur 9,5 Sekunden.
Hoffen auf die Verfolgung
"Im Verfolger kann viel passieren, da ist hier immer etwas möglich", sagte Peiffer, der seine beiden Schießfehler ebenfalls mit der dünnen Luft in Verbindung brachte. "Man pumpt am Schießstand wirklich wie ein Maikäfer und muss alle Sinne beisammen haben", sagte Peiffer, der 43,9 Sekunden Rückstand auf Bö hatte. Deutlich bessere Chancen auf einen deutschen Sieg in den Verfolgungsrennen am Samstag (ab 13.30 Uhr/ZDF und Eurosport) besitzen die Frauen, allen voran Laura Dahlmeier. Die Doppel-Olympiasiegerin geht gerade einmal 4,2 Sekunden hinter Sprintsiegerin Marketa Davidova (Tschechien) in die Loipe. "Die Sekunden, die will ich natürlich aufholen", sagte Verfolgungsexpertin Dahlmeier.
Am Sonntag bilden die beiden Massenstarts (ab 12.45 Uhr) den Abschluss des zweiten Saisontrimesters. Nach einer kurzen Pause reisen die Skijäger nach Übersee, wo in Canmore/Kanada (ab 7. Februar) und in Soldier Hollow/USA (ab 14. Februar) die letzten Weltcups vor der WM in Östersund (ab 3. März) stattfinden.
Quelle: ntv.de, Nicolas Reimer, sid