Harting: "Wie behämmert ist das?" Weltmeister teilt wieder aus
24.08.2011, 11:45 UhrDer für seine gelegentlichen verbalen Entgleisungen bekannte Diskus-Weltmeister Robert Harting macht vor den Leichtathletik-Weltmeisterschaften im südkoreanischen Daegu seinem Ärger wieder einmal lauthals Luft. Es geht ihm um den Stellenwert der Leichtathletik in Deutschland.

"In eine Bar gehen, sich danebenbenehmen, die Bedienung bequatschen, das Lokal zerlegen und dann wieder gehen": Robert Harting.
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Diskus-Weltmeister Robert Harting hat sich mit markigen Worten über die Prämien in Deutschland beklagt und den Deutschen Olympischen Sportbund angegriffen. "Ein polnischer Olympiasieger kriegt nach Karriereende 2000 Euro monatlich bis ans Lebensende. Da braucht man in Polen gar nicht mehr arbeiten zu gehen. Wir kriegen als Olympiasieger eine Kiste Bier - ein Jahr lang. Wie behämmert ist das?", sagte der Berliner der Zeitschrift "Sport Bild". Der Pole Piotr Malachowski hatte seinem Erzrivalen Harting bei der EM 2010 in Barcelona Gold weggeschnappt.
"Das muss man sich einmal reinziehen: Der DOSB lässt sich das Sponsoring teuer bezahlen, und wir kriegen dann eine Kiste Bier", sagte Harting weiter. "Super! Bier! So etwas Profanes. Oder fünf Prozent auf Reiseangebote. Fünf Prozent! Das sind fünf Euro von 100. Das ist total lächerlich. Da müsste man sich lieber etwas einfallen lassen, wie man Olympiasieger besser absichern kann."
Einziger deutscher Titelverteidiger
Bei der Leichtathletik-WM in Daegu/Südkorea ist der 26-jährige Berliner der einzige deutsche Titelverteidiger. Vor den am Samstag beginnenden Wettkämpfen sieht er die deutsche Leichtathletik extrem geschwächt. "Wir Deutschen machen zum Beispiel die Vorbereitung noch viel zu schlecht. Da agieren wir teilweise wie Anfänger", kritisierte Harting. "Das sieht man dann auch an der Ausbeute der Medaillen. Zum Beispiel sind die Polen schlechter als wir. Aber die haben in der Leichtathletik schon 14 Wochen Trainingslager gehabt. Das war voll finanziert. Da steht eine ganze Nation dahinter. In Deutschland lässt das sehr zu wünschen übrig."
Gleichzeitig erklärte der 26-Jährige jedoch, dass er sich vor der WM viele Freiheiten gönnt. "Jetzt mache ich einfach, was ich will. Ich kann nicht mein ganzes Leben nach dem Werfen umstellen. Mal einen Donnerstagabend mit Freunden rumhängen, in eine Bar gehen, sich danebenbenehmen, die Bedienung bequatschen, das Lokal zerlegen und dann wieder gehen", sagte Harting. "Ich fühle mich wieder viel dynamischer. Ich glaube, dass ich so noch mehr Leistung bei der WM herausholen kann."
Harting ist als Polterer und Provozierer bekannt, ist dabei aber schon öfter übers Ziel hinausgeschossen. Noch vor vier Wochen bei den deutschen Meisterschaften in Kassel hatte er sich über seine derzeitige Zahmheit beklagt: "Ich fand mich zu gelassen, bin aber im Begriff der Alte zu werden, nicht das langweilige Bürschchen."
Quelle: ntv.de, dpa/sid