Sport

Ende einer wundervollen Ära Werder fehlt Klasse und Geld

Vier Jahre lang begeisterte Werder Bremen mit rauschenden Fußball-Festen in der Champions League, feierte Siege gegen Weltklasse-Teams wie Real Madrid und den FC Chelsea. Doch ausgerechnet beim zypriotischen Fußball-Nobody Anorthosis Famagusta kam mit dem 2:2 am Mittwochabend das vorzeitige Aus. Es dürfte für längere Zeit der Abschied aus der europäischen Königsklasse sein. Zu deutlich sind die Defizite und die fehlende Klasse, zu lang ist die Mängelliste. Manager Klaus Allofs will das Team personell verändern, aber nach dem kostspieligen K.o in Europas Eliteklasse fehlen mehrere Millionen für teure Neueinkäufe.

"Wenn man zweimal gegen Famagusta nicht gewinnen kann, dann ist man einfach zu schlecht. Wir haben nicht die Klasse gehabt, uns hier durchzusetzen", musste Allofs ernüchtert feststellen: "Wir sind nicht so gut, wie wir vor zwei Jahren waren." Schuld daran gibt er auch sich und Trainer Thomas Schaaf. "Wir hatten vor der Saison den Eindruck, dass wir mit diesem Kader gut gerüstet sind. Das muss man natürlich jetzt hinterfragen", lautete die Selbstkritik des Managers: "Da müssen wir mit Blick auf unsere finanzielle Situation einiges neu bewerten."

"Freier kann man nicht stehen"

Nach Famagustas Toren durch Nikos Nikolaou (62) und Savio (68.) retteten Diego (72./Foulelfmeter) und Hugo Almeida (87.) gerade noch die minimale Chance, sich in den UEFA-Cup zu mogeln. Allerdings braucht Werder dazu die Hilfe von Panathinaikos Athen. Doch gegen Inter Mailand müssen die Bremer ohne Spielmacher Diego antreten, der auf Zypern seine dritte Gelbe Karte sah. Dass in der derzeitigen Verfassung der notwendige Sieg gegen Mailand gelingt, scheint aber ohnehin unwahrscheinlich. Die fehlende internationale Leistungsfähigkeit einiger Spieler wurde vor allem Sekunden nach dem Ausgleichstreffer deutlich, als Almeida mutterseelenallein vor dem Famagusta-Tor auftauchte und dann den Sieg verstolperte. "Ich habe einen Scheiß-Schuss gemacht", gab der Stürmer zu und berichtete später von Krämpfen.

"Freier kann man einfach nicht mehr stehen. Das sind die Tore, die du machen musst", kommentierte Torsten Frings. "Das gilt aber nicht nur für die Chance von Hugo, sondern auch für andere Situationen." Noch schwächer war zum Beispiel der als Topstürmer eingekaufte Claudio Pizarro. Fast resigniert sagte Allofs zu den vergebenen Chancen: "Das sind die kleinen Dinge, die den großen Unterschied machen."

Es lag aber nicht allein an den Stürmern. "Man muss der Mannschaft vorwerfen, dass sie hinten wieder zwei Gegentore zulässt und sich erneut in eine fast ausweglose Situation bringt", kritisierte Allofs. "So geht das in der Champions League einfach nicht. Das ist viel zu leicht für die Gegner."

Der Manager forderte: "Wir müssen sehen, dass diese Mannschaft wieder so schnell wie möglich in die Champions League kommt." Schon der jetzige Kader ist ohne die Millionen aus der Königsklasse kaum zu bezahlen. So oder so wird sich Werder von einigen Profis trennen, welche die hohe Erwartungen nicht erfüllt haben. "Wenn man den Eindruck hat, ein Spieler kann das nicht lernen, dann muss man das verändern", sagte Allofs wenig verklausuliert. Er bemängelte: "Der Druck aus der zweiten Reihe ist nicht so groß, wie wir uns das wünschen. Es sind keine da, die drängen." So hat beispielsweise ein Spieler wie Clemens Fritz, der weit von seiner Topform entfernt ist, seinen Stammplatz sicher.

Quelle: ntv.de, Michael Rossmann, dpa

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