Sport

Enormer Image-Schaden Werder fürchtet um guten Ruf

Die scheinbar heile Werder-Welt gerät immer mehr ins Wanken. Ein schmieriger Rosenkrieg in Südamerika sorgt für schwere Erschütterungen in der Hansestadt, die bereits Clubchef Jürgen L. Born stürzen ließen und nun Bremens Topstürmer Claudio Pizarro weiter in Bedrängnis bringen. Immer neue Vorwürfe über Verwicklungen in Spielertransfers der Agentur Image beschädigen auch das Image des Fußball-Bundesligisten, der so sehr auf seinen seriösen Ruf bedacht ist.

"Wir können schlecht damit umgehen, denn man weiß nicht, was noch kommt", sagte Werders-Aufsichtsratsvorsitzender Willi Lemke: "Das ist sehr misslich, wenn man zum Spielball wird."

"Nicht agieren, nur reagieren"

Scheibchenweise kommen immer neue Details aus Peru. "Wir können nicht agieren, sondern nur reagieren", beschrieb Lemke die Situation für Werder. Der Chef des Aufsichtsrates versprach zwei Tage nach dem Rücktritt von Born: "Wir wollen alles aufklären, was aus unserer Sicht möglich ist."

Pizarro hatte in der vergangenen Woche betont, dass er nicht als Spielerberater arbeite und weder er selber noch sein Berater Carlos Delgado etwas Unrechtes getan haben. Doch am Wochenende veröffentlichte Dokumente nähren den Verdacht, dass die Realität anders aussehen könnte. Die "Bild am Sonntag" druckte ein Schriftstück, das beweisen soll, dass Pizarro 30 Prozent der Transferrechte am Spieler Roberto Silva besessen habe. Profis ist es aber verboten, während der aktiven Zeit als Berater tätig zu sein. Bei Zuwiderhandlung droht eine lange Sperre. "Der Aufsichtsrat hat die Geschäftsführung gebeten, bei der FIFA zu überprüfen, wie genau die Regularien sind, sagte Lemke.

Verdacht der Steuerhinterziehung

Der neue Clubchef Klaus Allofs erklärte: "Nach dem, was ich weiß, war er immer nur Teilhaber, aber nicht am operativen Geschäft beteiligt gewesen." Offen ist, ob schon die Beteiligung an einer Agentur als Beratertätigkeit gewertet wird. Trotz der neuen Vorwürfe gegen Claudio Pizarro stellt sich Allofs hinter den Top-Stürmer. "Wir werden natürlich alle Vorwürfe bewerten müssen, aber es gibt derzeit keinen Grund, von Claudio abzurücken", sagte er. "Die Informationen, die wir haben, sind erstmal keine anderen als vorher. Wir wollen keine Schnellschüsse machen."

Grundsätzlich will Allofs den vom englischen Premier-League-Club ausgeliehenen Angreifer weiterverpflichten. "Sportlich und menschlich passt er ohne jeden Zweifel. Ob das finanziell machbar ist, hängt von Chelsea ab", sagte Allofs, der seit dem Rücktritt von Jürgen Born der neue Vorsitzende der Werder-Geschäftsführung ist. Eine Änderung trete aber "wenn er sich strafbar gemacht haben sollte". Die peruanische Justiz ermittelt wegen Steuerhinterziehung gegen die Agentur Image, an der Pizarro beteiligt ist. "Man muss den Untersuchungsbericht abwarten", sagte Lemke.

Die Zeitung "Per 21" hatte am Samstag neue Vorwürfe in dieser Richtung erhoben. Nach Angaben des Blattes soll es bei der Vermittlung des peruanischen Verteidigers Santiago Acasiete 2004 an den spanischen Club Almera zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein.

Born beteuert Unschuld und geht

Über Vorwürfe im Zusammenhang mit der Agentur Image war auch der am Freitag zurückgetretene Clubchef Jürgen Born gestolpert. Der 68-Jährige hatte seine Unschuld beteuert, konnte aber nicht erklären, warum er Geld von Image erhalten hatte. "Es ist ein Imageschaden entstanden, das ist gar kein Frage, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa", befand Lemke. Mit jeder Pizarro- Meldung leidet der bereits lädierte Ruf der Bremer weiter.

Allofs meinte dazu: "Das sind natürlich alles keine positiven Schlagzeilen, aber entscheidend ist, wie das alles aufgearbeitet wird. Ich hoffe, dass das alles aufgeklärt wird. Wir als Club sind da nur durch die Person Jürgen Born involviert gewesen."Die Ursache der Nachrichten ist ein Scheidungsverfahren zwischen dem Pizarro-Geschäftspartner Delgado und dem Modell Fiorella Far. Die Frau besitzt nach eigenen Angaben 4000 Dokumente, und fast täglich werden neue Vorwürfe bekannt.

Quelle: ntv.de

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