Camorra-Boss Drahtzieher Wettskandal in Italien
12.05.2004, 11:45 UhrVor dem Ende der Meisterschaftssaison am kommenden Sonntag versinkt Italiens Profi-Fußball im Sumpf eines ausgedehnten Wettspielskandals. Das ganze Ausmaß ist dabei noch nicht abzusehen. Eine Untersuchung der Anti-Mafia-Staatsanwalt von Neapel wirft einen dunklen Schatten auf den Titelkampf, deren Spiele laut Ermittlern durch die neapolitanische Camorra manipuliert worden sind.
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der Camorra-Boss Giacomo Cavalcanti. Er soll im Internet ein kompliziertes Wettsystem organisiert haben, das der Camorra mit Spielmanipulationen Gewinne in Millionenhöhe beschert haben soll. Zwölf Klubs der Serie A, B und C sowie 13 Personen sind in den Sog der ausgedehnten Ermittlungen geraten.
Durchsucht wurden unter anderem die Geschäftsstellen der Serie-A-Klubs Chievo Verona, Lecce, und Reggina. Fünf Profikicker (Nicola Ventola, Roberto D'Aversa, Generoso Rossi, Salvatore Ambrosino und Vincenzo Onorato) wurden schwer belastet.
Ihnen wird Betrug und Beteiligung an einer kriminellen Organisation vorgeworfen, was in Italien mit bis zu vier Jahren Haft bestraft wird. D'Aversa und Ventola, die bei dem Erstligisten Siena unter Vertrag stehen, wurden suspendiert.
Vernommen wurde auch Chievo Veronas Trainer Luigi Del Neri. "Mein Klub hat mit diesem Skandal nichts zu tun, es ist alles absurd", meinte Del Neri. Die Ermittlung stützt sich unter anderem auf abgehörte Telefonanrufe, bei denen die verdächtigen Spieler die Resultate der Meisterschaftsspiele im Voraus abgesprochen haben sollen. Die Klubs, deren Hauptsitze durchsucht wurden, erklärten sich Opfer des Skandals.
Der Wettskandal sorgte auch in Rom für Bestürzung. Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi, Präsident von Meister AC Mailand, traf den Vize-Sportminister Mario Pescante, um über den Fall zu diskutieren. Der italienische Fußballverband FIGC leitete eine Untersuchung ein.
Quelle: ntv.de