Letztes Geheimnis der US Open Wie fit ist Mentalmonster Djokovic wirklich?
10.09.2016, 13:11 Uhr
Ist der Serbe verletzt? Und wenn ja, wo und wie schwer?Novak Djokovic.
(Foto: imago/UPI Photo)
Tennisspieler Novak Djokovic steht zum siebten Mal im Finale der US Open. Die Frage ist nur: Wie gut ist der Serbe tatsächlich in Form? Am Sonntag nun wartet auf ihn die erste echte Prüfung bei diesem Turnier. Sein Name ist Stan Wawrinka, er kommt aus der Schweiz.
Nach 13 Turniertagen mit sechs Runden à drei Gewinnsätzen sind für gewöhnlich alle Geheimnisse eines Grand-Slam-Turniers gelüftet. Zum guten Schluss treffen am Sonntag ab 22 Uhr unserer Zeit der zweiten Woche die beiden Spieler aufeinander, die nach dem Ausscheidungsrennen mit anfangs 128 Tennisprofis das größte Können, die größte Standfestigkeit oder die größtmögliche Kombination aus beidem bewiesen haben.
Nicht so bei den US Open 2016. Auch vor Beginn des Männerfinals bleibt Titelverteidiger Novak Djokovic ein Rätsel. Die Tenniswelt fragt sich: Ist der Serbe verletzt? Und wenn ja, wo und wie schwer? Djokovic, 29 Jahre alt, war angeschlagen ins Turnier gegangen, so viel ist bekannt. Er hatte sogar überlegt, nicht anzutreten, sagte Marian Vajda, neben Boris Becker zweiter Chefcoach im Team Djokovic. Durch eine Mixtur aus Absagen, Aufgaben und ängstlichen Außenseitern erreichte Djokovic entgegen seiner eigenen Erwartung zum siebten Mal das Endspiel in Flushing Meadows, noch ein Sieg fehlt ihm zum 13. Majortitel. "Ich bin sehr, sehr froh, dieses Resultat erzielt zu haben", sagte Djokovic nach dem seltsamen 6:3, 6:2, 3:6, 6:2 im Halbfinale über den an der Grenze zur Lustlosigkeit spielenden Franzosen Gael Monfils.
"Physisch fühle ich mich sehr gut"
Djokovics einzige Herausforderungen waren die feuchte Hitze, die er nicht mag, und sein eigener Körper, an dem er sich beide Schultern behandeln ließ. Monfils leistete über weite Strecken nicht mehr Gegenwehr als zuvor Jiriy Vesely (Absage), Michail Juschni (Aufgabe) und Jo-Wilfried Tsonga (Aufgabe). Auch Rückkehrer Jerzy Janowicz und Talent Kyle Edmund konnten Djokovic kaum testen. So obliegt es dem Schweizer Stan Wawrinka herauszufinden, wie sehr sich Djokovic quälen kann und ob er die Enttäuschungen und Rückschläge des Sommers überwunden hat.
Nach einem grandiosen Halbjahr war Djokovic ins Straucheln geraten, sein frühes Aus in Wimbledon erklärte er in New York mit privaten Problemen, vermutet wird eine Ehekrise. Bei den Olympischen Spielen in Rio schmerzte plötzlich das linke Handgelenk und später die Erstrundenpleite. Bei seinen wenigen Auftritten während der US Open ließ er sich die Schultern, den rechten Ellbogen und das Handgelenk behandeln. "Natürlich habe ich Glück gehabt, dass ich einige Tage extra frei hatte", sagte Djokovic. Neuneinhalb Stunden stand er insgesamt auf dem Platz und legte dabei acht Kilometer zurück. Nur muss man sagen, weil Wawrinka, der sein Halbfinale gegen den Japaner Kei Nishikori 4:6, 7:5, 6:4, 6:2 gewann, in beiden Kategorien fast auf das Doppelte (17:56 Stunden, 15,7 km) kommt.
Der Eidgenosse ist trotz der Extraschichten zuversichtlich, Djokovic erneut zu schlagen und seinen dritten Grand-Slam-Triumph zu feiern. In Melbourne 2014 und Paris 2015 hatte er Djokovic auf dem Weg zu seinen Titeln bezwungen, in seinen vergangenen zehn Endspielen behielt er stets die Oberhand. "Physisch fühle ich mich sehr gut", sagte Wawrinka (31): "Ich bin sehr zufrieden mit meiner Fitness." Angst vor dem "mentalen Monster", wie er den Weltranglistenersten Djokovic nennt, verspüre er nicht, "in Endspielen rufe ich generell mein bestes Tennis ab". Keine schlechten Voraussetzungen, um das letzte Geheimnis eines ungewöhnlichen Grand-Slam-Turniers zu lüften.
Quelle: ntv.de, Cai-Simon Preuten, sid