Sport

Klassiker gegen Italien Wiedersehen mit "Trap"

In Deutschland beliebt, in Italien umstritten: Wenn die italienische Fußball-Nationalmannschaft am Mittwoch zum Klassiker gegen Vize-Weltmeister Deutschland antritt, steht vor allem Giovanni Trapattoni im Mittelpunkt des Interesses.

Kein normales Freundschaftsspiel

Auch fünf Jahre nach seinem Abschied aus München genießt der "Maestro" in Deutschland immer noch hohes Ansehen. Nicht nur deshalb ist das Länderspiel für den Coach der "Squadra Azzurra " etwas ganz Besonderes. "In Deutschland kennen mich alle. Die Partie ist wichtig für mich. Zum einen kehre ich nach Jahren beim FC Bayern nach Deutschland zurück, außerdem sind wir schon in drei Wochen in der EM-Qualifikation gefordert. Deshalb ist das kein Freundschaftsspiel, sondern ein großes Duell. Wir müssen unbedingt eine gute Figur abgeben", setzte Trapattoni vor dem Abflug seine Stars um Francesco Totti oder Alessandro del Piero unter Druck.

Kurz vor Rauswurf

Denn Trapattoni weiß, dass es in Italien nach einer Pleite gegen die DFB-Auswahl vor den wichtigen EM-Qualifikationsspielen gegen Serbien und Montenegro sowie Wales vor allem um seine Person wieder Diskussionen geben wird. Zumal der ehemalige Trainer von Bayern München nach dem Achtelfinal-Aus bei der WM bereits kurz vor dem Rauswurf stand.

Da der italienische Verband jedoch keine Alternativen fand - die Wunschkandidaten Marcello Lippi (Juventus Turin) und Fabio Capello (AS Rom) standen bei ihren Klubs noch unter Vertrag - erhielt der 64-Jährige Bewährung. Die er durch einen schwachen Start in die EM-Qualifikation fast verspielt hätte. Doch nach fünf Siegen in diesem Jahr - darunter die zwei Erfolge in der EM-Qualifikation gegen Finnland - haben sich die Wogen um "Trap" etwas geglättet - zumindest bis auf weiteres. Sein Vertrag läuft nach der Euro 2004 aus.

Lippi wird bereits als Nachfolger gehandelt. Doch "il tedesco", der Deutsche, wie er in Italien genannt wird, hat noch nicht fertig. "Ich bin noch lange nicht müde, mir macht mein Job viel Spaß", sagte Trapattoni, der sich die WM 2006 in Deutschland als großes Ziel gesetzt hat. Für "Trap", den DFB-Teamchef Rudi Völler als "großen und erfahrenen Trainer" lobt, würde sich der Kreis in Deutschland schließen. Denn kaum ein anderer Coach aus dem Ausland ist und war hierzulande so beliebt wie Trapattoni.

"Flasche leer", "ich habe fertig" - noch immer unvergessen

In den drei Jahren beim FC Bayern (1994/95 und 1996 bis 1998) erreichte er fast Kultstatus - spätestens seit seiner legendären Wutrede am 10. März 1998. Damals trat Trapattoni, ansonsten ganz Gentleman, völlig aufgebracht vor die Presse und lieferte in nicht einmal drei Minuten die spektakulärste Rede in 40 Jahren Bundesliga. Bruchstückhafte Aussagen des Italieners wie "Flasche leer", "was erlauben sich Strunz" oder "ich habe fertig" sind inzwischen sogar zum Allgemeingut der deutschen Sprache geworden.

Doch es ist auch der untadelige Charakter des sympathischen 64-Jährigen, der ihn in Deutschland berühmt gemacht hat. Noch jetzt - fünf Jahre nach seiner Rückkehr nach Italien - wirbt Trapattoni im deutschen Fernsehen für ein Joghurt-Produkt ("Isse cremig, isse phantastisch"). Nicht nur deshalb titelte der Corriere dello Sport: "Ganz Deutschland erwartet den Maestro".

von Micaela Taroni und Thomas Niklaus (sid)

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen