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Eisschnellauf-WM Wolf mit Silber unglücklich

Jenny Wolf konnte sich nach der vergeblichen Jagd auf "Phantom" Wang nicht recht über Silber freuen, Anni Friesinger strahlte nach ihrem ersten Saisonsieg über das ganze Gesicht. Riesige Gefühlswelten trennten am Ende der Sprint-Weltmeisterschaften der Eisschnellläufer in Moskau die beiden deutschen Superstars.

"Platz zwei ist zwar nicht schlecht. Aber es gibt den Wermutstropfen, dass meine Läufe nicht optimal waren", sagte Jenny Wolf selbstkritisch. Dennoch sorgte sie mit ihrem zweiten Platz hinter der Chinesin Wang Beixing dafür, dass beim 40. Titelkampf die deutschen Eissprinterinnen zum 33. Mal mit einer Medaille nach Hause fahren.

Sieg über 500 Meter kein Trost

Die Weltrekordlerin tröstete selbst der erneute Sieg über 500 Meter wenig. In 37,86 Sekunden verbesserte sie erneut ihren Bahnrekord und gab eine Kampfansage an die neue Weltmeisterin im Hinblick auf die Einzelstrecken-WM im März in Vancouver. "An meinem 500-m-Titel wird sie nicht rütteln", meinte die 29 Jahre alte Berlinerin selbstbewusst, nachdem sie Wang (37,91) nur knapp in die Schranken verwiesen hatte.

"Im vorigen Jahr hätte ich über den zweiten Platz Purzelbäume geschlagen. Dann hat sie mit viel Glück und Top-Rennen sogar gewonnen. Hier war sie zweimal über die 500 m die Beste und hat damit ihre Aufgabe erfüllt. Der Vierkampf ist eben nicht ihre Baustelle", meinte ihr Coach Thomas Schubert und verteilte Komplimente an Wang: "Diese Leistung muss man respektieren."

Auch über die ungeliebten 1000 m präsentierte sich 500-m- Spezialistin Wolf beim grandiosen Sieg von Anni Friesinger (1:16,01) am Sonntag als Zehnte (1:17,52) anständig. Im vorigen Jahr hatte sie bei ihrem Titelgewinn davon profitiert, dass der Chinesin beim Flug die Schlittschuhe abhandenkamen und sie mit dem Ersatz nicht konkurrenzfähig war. In Moskau dominierte das "Phantom" Wang - seit November hatte sie sich nicht bei Rennen präsentiert und war somit schwer einzuschätzen - aufgrund der Ausgeglichenheit auf beiden Distanzen und erkämpfte 16 Jahre nach Qiaobo Ye (1992/1993) das dritte Gold für China.

Friesinger auch ohne Medaille zufrieden

Für Anni Friesinger bleibt Moskau in bester Erinnerung, denn auch ohne Medaille war ihr internationales Comeback nach 314 Tagen wegen ihrer Knie-Operation ein Erfolg für die Gesamtsechste. 0,92 Punkte fehlten der 15-maligen Weltmeisterin auf die drittplatzierte Chinesin Yu Jing. Am Sonntag lieferte die Inzellerin beim ersten Saisonsieg mit Bahnrekord eine Glanzleistung ab. "Das war mir wichtig. Jetzt weiß die Konkurrenz: Ich bin wieder da", meinte Friesinger, die nach der haten Belastung aber über ihr wieder geschwollenes Knie klagte.

"Sie hat gezeigt, dass sie schon wieder ganz vorn mitläuft. Das war die wichtigste Erkenntnis der WM", meinte Coach Gianni Romme nach dem Championat vor enttäuschender Kulisse von nicht einmal 1000 Zuschauern. "Moskau bleibt meine Liebe. Und diesmal bin ich ja sogar ohne Handschellen davongekommen", sagte Friesinger. Vor vier Jahren war sie beim Gewinn der Mehrkampf-WM wegen unerlaubter TV-Aufnahmen auf dem Roten Platz fast von Sicherheitsbeamten festgenommen worden.

Die deutschen Herren laufen der Weltspitze noch weit hinterher. Nico Ihle (Chemnitz) und Samuel Schwarz (Berlin) platzierten sich auf den Rängen 21 und 22 und erkämpften für kommendes Jahr einen dritten Startplatz. Begünstigt wurde ihre Platzierung durch den Sturz des Favoriten Lee Kyou-Hyuk aus Südkorea, der damit den WM-Hattrick verpasste. Somit war auch der Weg frei für den Überraschungssieg von 1000-m-Olympiasieger Shani Davis (USA), der vor vier Jahren an gleicher Stelle auch die Mehrkampf-WM gewonnen hatte.

Quelle: ntv.de, Von Frank Thomas, dpa

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