Basketball-EM ohne Nowitzki Zu Besuch im Fegefeuer
07.09.2009, 12:29 UhrWenn Dirk Bauermann, Coach der deutschen Basketball-Nationalmannschaft, von "Höllenritt" redet, meint er die Basketball-Europameisterschaft, die heute Nachmittag in Polen beginnt. Um Punkt 16.30 Uhr fliegen die ersten Bälle, insgesamt wollen sich 16 Mannschaften zum Meistertitel werfen.
Moment – das stimmt nicht ganz. Für manche Teams ist der Meistertitel von vornherein schon kein Thema. So zum Beispiel für das deutsche Aufgebot; sonst müsste der Nationaltrainer ja auch nicht den Vergleich mit dem Höllenfeuer ziehen. Um diese Metapher besser zu verstehen, beantworten wir die wichtigsten Fragen zur Basketball-EM.
Welche Chancen hat Deutschland?

Dirk Nowitzki muss diesmal von Ferne zuschauen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Schon das Erreichen der direkten WM-Qualifikation wäre ein großer Erfolg für das deutsche Team. Dies könnte gelingen, wenn sich die Mannschaft am Ende unter die besten sechs kämpft. Falls die Türkei, die als Gastgeber der WM schon gesetzt ist, besser abschneidet als Platz sechs, würde auch ein Rang sieben genügen.
Doch dieser Weg ist steinig. Zum Einen fehlt der Riesenstar der deutschen Riesen, Dirk Nowitzki. Er hat zum ersten Mal seit zehn Jahren von seinem Verein keine Freigabe erhalten. In der Vergangenheit war er Dreh- und Angelpunkt des deutschen Spiels, ohne ihn wird es richtig schwer.
Zudem traten auch einige Spieler der Olympia-Auswahl zurück. Und das führt dazu, dass Bauermann dazu gezwungen war, ein neues, junges Team auf die Beine zu stellen – fünf Spieler des zwölfköpfigen EM-Kaders sind 21 Jahre oder jünger. Teilweise spielten sie diesen Sommer bei den Testspielen zum ersten Mal im deutschen Nationaltrikot.

Arbeitet zuversichtlich mit einem jungen, motivierten Team: Dirk Bauermann.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Aber die deutsche Mannschaft wird unberechenbarer durch den Wegfall von Nowitzki, denn es fehlt ja der Mann, auf den alles zugeschnitten war. Zudem ist das deutsche Team motiviert und gewillt, für eine Überraschung zu sorgen. Und auch Bauermann geht mit einem Fünkchen Hoffnung in die EM: "Unsere Stärke ist, dass wir eine ausgeglichene Mannschaft haben und ohne Dirk schwerer auszurechnen sind. Wir haben zudem einen guten Teamgeist und sind eine echte Mannschaft."
Und sehen wir es mal so: "Höllenritt" hört sich doch gar nicht so schlimm an. Im Freizeitpark wäre es eine super Bezeichnung für eine aufregende, energiegeladene Achterbahn, die jeden durchschüttelt, der sich mit ihr anlegt. In dieser Hinsicht hätten wir ja gar nichts dagegen, wenn die DBB-Auswahl für einen "Höllenritt" sorgt.
Wann spielt Deutschland?
Nachdem das deutsche Team die Gruppenphase überstanden hat, müssen sie sich nun in der Zwischenrunde behaupten. Die "Bauermänner" treten am Freitag, 11. September um 18.45 Uhr zunächst gegen Griechenland an. Gegen Mazedonien müssen sich die Deutschen am Sonntag, 13. September um 15.45 Uhr beweisen; das letzte Spiel der Zwischenrunde mit deutscher Beteiligung findet am Montag, 15. September um 21 Uhr gegen Kroatien statt.
Wer wird Europameister?

Pau Gasol kann sich mit seinen spanischen Teamkollegen berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Es gibt einige starke Teams, die um den Titel mitwerfen. Da wären zunächst die Franzosen, die mit gleich vier NBA-Profis auflaufen und zweifelsohne auf dem Papier eine der besten Mannschaften sind. Die würden sich auch freuen, denn Europameister waren sie noch nie. Und Vize-Europameister zuletzt 1949.
Gleich drei Mal bei den letzten fünf Europameisterschaften schaffte es Spanien ins Finale - aber auch sie konnten noch nie den Titel für sich beanspruchen. Dieses Jahr zählt das Team um LA-Lakers-Star Pau Gasol und Ausnahmetalent Ricky Rubio neben den Franzosen wieder zu den Topfavoriten.
Chancen werden zudem Griechenland, Slowenien und Serbien eingeräumt. Titelverteidiger ist Russland.
Welches System wird gespielt?
Insgesamt nehmen 16 Mannschaften an dem Wettbewerb teil, die in der Vorrunde auf vier Vierer-Gruppen verteilt sind. Die ersten Drei jeder Gruppe erreichen die Zwischenrunde, die in zwei Gruppen mit je sechs Teams ausgetragen wird. Dabei nimmt jede Nation die Punkte gegen jene Mannschaften der eigenen Gruppe mit, die sich ebenfalls für die zweite Runde qualifiziert haben. Das Resultat gegen den Gruppenletzten wird gestrichen.
In der Zwischenrunde bestreitet jede Auswahl drei Begegnungen gegen jene Teams, gegen die sie in der Vorrunde noch nicht angetreten ist. Die ersten Vier schaffen den Sprung ins Viertelfinale, dann geht es im K.o.-System weiter. Die Top-Sechs lösen das Ticket für die Weltmeisterschaft 2010 in der Türkei. Sollten die Türken am Ende unter den ersten sechs Mannschaften sein, reicht auch der siebte Rang für die WM-Qualifikation, da diese als Gastgeber schon fest gesetzt sind. Wer sich nicht direkt über die Platzierung für die WM qualifiziert, kann noch auf eine von vier Wildcards hoffen, die der Weltverband FIBA im Dezember vergibt.
Quelle: ntv.de, mit dpa/sid