Frankreich zu stark für Nowitzki & Co. Parker stoppt die DBB-Riesen
02.09.2011, 22:05 Uhr
Nowitzki musste einige harte Aktionen der Franzosen wegstecken.
(Foto: dpa)
"Er ist ein Albtraum", stöhnte Deutschlands Center Chris Kaman schon vor dem Spiel, und tatsächlich: Mit 32 Punkten versenkt Frankreichs Superstar Tony Parker die DBB-Herren fast im Alleingang. Am Ende kassiert das Team im dritten Spiel die erste Pleite der EM in Litauen und muss nun bangen.
Sie haben gearbeitet, gekämpft, gereboundet, gepunktet. Gewonnen haben Deutschlands Basketballer ihr drittes EM-Vorrundenspiel gegen Frankreich nicht, weil sie sich von hart verteidigenden Franzosen und umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen den Zahn ziehen ließen. 65:76 (28:29) hieß es nach einem erneut intensiven Duell, das Deutschland nur in den ersten beiden Vierteln offen gestalten konnte. Überragender Spieler der Partie war Frankreichs mit 32 Punkten. Dirk Nowitzki war mit 20 Zählern deutscher Topscorer.
"Sie haben ein großartiges Spiel gezeigt mit einer ausgezeichneten Defense. Sie waren einfach zehn Punkte besser als wir", gratulierte Bundestrainer Dirk Bauermann den Franzosen, schränkte aber ein: "Man muss einfach sehen, dass wir heute gegen eine französische Mannschaft gespielt haben, die wahrscheinlich die beste Verteidigung des gesamten Turniers hat. Die unglaubliche Athleten auf allen Positionen hat und die sehr hart spielt, sehr intensiv, sehr physisch." Kritik übte Bauermann an den Schiedsrichtern, die seiner Meinung nach zu wenig Fouls für Nowitzki gepfiffen hatten.
Für das DBB-Team war es nach Siegen über Israel und Italien der erste Rückschlag auf dem Weg in die Zwischenrunde bei der EM in Litauen. Um sicher die zweite K.o.-Phase zu erreichen und damit die Chance auf die Olympia-Qualifikation zu wahren, benötigt Deutschland in den abschließenden Gruppenspielen gegen Serbien (Sonntag) und Lettland (Montag) noch einen Sieg.
"Eine schöne Metzgerei"
Das Duell zwischen Deutschland und Frankreich hatte der Basketball-Weltverband FIBA auf seiner Homepage zum Spiel des Tages erklärt, obwohl in Gruppe A zeitgleich EM-Gastgeber Litauen auf den WM-Zweiten Türkei traf. Sechs NBA-Profis standen beim Tip-Off in Siauliai auf dem Platz, darunter die Superstars Parker und Nowitzki. Basketball für Feinschmecker stand aber nicht auf dem Programm.
"Das wird eine ganz schöne Metzgerei", schwante dem deutschen NBA-Champion und er behielt Recht. Der 33-Jährige wurde sofort konsequent bearbeitet, was die Schiedsrichter im ersten Viertel auch konsequent ahndeten – danach aber praktisch gar nicht mehr.
Dennoch fand Deutschland gut in die Partie und zeigte die geforderte exzellente Defensivarbeit. Center Chris Kaman knüpfte nahtlos an sein überragendes Schlussviertel gegen Italien an. Erst nach 3:28 Minuten kam Frankreich zu seinen ersten Punkten. Dass Deutschland zu diesem Zeitpunkt selbst erst sechs Zähler erzielt hatte, deutete aber schon ein Kernproblem im deutschen Spiel an: es hakte in der Offensive. Nowitzki und Kaman waren auf sich allein gestellt und nahmen bis zur Halbzeit 15 von 21 deutschen Würfen.
Zwar wuchs der Vorsprung zunächst auf 11:2. Doch Frankreich konnte bis zum Ende des Viertels auf 12:16 verkürzen. Im zweiten Viertel blieb Deutschland dann mehr als sechs Minuten ohne Feldkorb. Erst Kaman beendete die Durststrecke nach einer schönen Bewegung mit einem Korbleger zum 22:17, Robin Benzing erhöhte mit Freiwürfen sogar auf 24:17. Dass Frankreich mit einer 29:28- Führung in die Halbzeitpause ging, lag an Spielmacher Tony Parker. Er entwickelte sich zum befürchteten Albtraum für das DBB-Team entwickelte. Mit neun Punkten drehte er die Partie und schraubte seine Ausbeute bereits in den ersten beiden Vierteln auf 15 Zähler.
Parker "abartig gut"
Nach dem 3. Viertel waren es dann schon 28 Punkte. Während der entnervte Nowitzki von Bauermann aus dem Spiel genommen wurde, nachdem erneut ein Foul nicht geahndet worden war, drehte Parker weiter auf. Der 28-Jährige traf per Dreier, er traf per Korbleger und Freiwurf – oder er setzte seine Teamkollegen ein. "Abartig gut", nannte Sport1-Kommentar Frank Buschmann die Leistung des Point Guards.
Und Deutschland? Traf kaum noch etwas. Coach Bauermann kassierte ein technisches Foul, als er einmal zu laut mit den Referees haderte. Parker traf weiter, der Rückstand wuchs. Auch durch lichte Momente wie einen spektakulären Dreier von Heiko Schaffartzik zum 37:46 konnte die DBB-Offensive keinen Schwung aufnehmen. Vor dem Schlussviertel lag Deutschland bereits mit 18 Punkten (40:58) zurück, zeigte in den letzten 10 Minuten aber noch einmal Moral. Mit einem Dreier in der Schlusssekunde sorgte Schaffartzik nicht nur für den erträglichen 65:76-Endstand, sondern trotz der Niederlage auch noch einmal für Jubel bei den deutschen Fans.
Den erhofften Sprung in die Zwischenrunde konnten sie nicht feiern. Frankreich, das wie Vize-Europameister Serbien seinen dritten Erfolg feierte, ist der Einzug in die EM-Zwischenrunde hingegen kaum noch zu nehmen. Die noch sieglosen Teams aus Israel und Lettland brauchen kleine Basketball-Wunder, um die Vorrundengruppe B noch zu überstehen. Italien liegt mit einem Sieg aus drei Partien als Vierter hinter Deutschland in Lauerstellung, hat aber den direkten Vergleich gegen das DBB-Team verloren.
Quelle: ntv.de