Buschi über die Davis-Cup-Teufel Endlich Jungs, die mich begeistern
09.04.2014, 11:33 Uhr

Was für eine geile Mannschaft! Teamchef Carsten Arriens.
(Foto: imago/Eibner)
Seelenlos war früher, nun sorgen die deutschen Tennisspieler wieder für Begeisterung. Tobias Kamke, Peter Gojowczyk, Andre Begemann und Teamchef Carsten Arriens sorgen im Davis Cup starke Bilder und dafür, dass sich mitfiebern wieder lohnt.
Nach langer Zeit habe ich am vergangenen Wochenende mal wieder richtig mitgefiebert vor dem Fernseher. Beim Tennis! Es war ein toller und vor allem mitreißender Auftritt der deutschen Mannschaft um Kapitän Carsten Arriens beim 2:3 im Viertelfinale in Frankreich. Das ist bemerkenswert, denn zuletzt konnte man über die deutschen Davis-Cup-Spieler oft nur den Kopf schütteln. Ausnehmen möchte ich hier ausdrücklich Tommy Haas, der im Herbst seiner Karriere eine sensationelle Mentalität an den Tag legt und die Tennisfans fasziniert. Talent hatte Haas schon immer ohne Ende. Ihm habe ich es beim Erfolg gegen Spanien eine Runde zuvor nicht übel genommen, dass er angeschlagen kein bedeutungsloses Einzel mehr spielen wollte, weil er immer wieder mit Schulterproblemen zu kämpfen hat.
Warum sich aber damals kein anderer Spieler fand, den Zusch auern nach tollem sportlichem Erfolg noch ein letztes Showmatch für ihr Eintrittsgeld zu liefern, das werde ich nie verstehen. So verspielte das gesamte Team alle erarbeiteten Sympathien direkt wieder. Es gab in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Theater um den jeweiligen Team-Kapitän, um Nominierungen, um Absagen und um die Einstellung von Spielern wie Kohlschreiber, Mayer & Co. Durchaus talentierte Tennisspieler, aber keine Akteure, die mich mitreißen, die mich mitfiebern und mitleiden lassen.
Ich muss zugeben, dass sie mich nie wirklich erreicht haben - trotz einiger sportlicher Ausrufezeichen. Seelenlos wirkte das oft, wenn ich sie auf dem Platz erlebt habe. Vor allem, wenn es mal nicht lief. Genau diese Seele, dieses Herz ist aber gefordert, wenn Du im Team erfolgreich sein willst. Du musst über deinen Schatten springen, musst für deine Mannschaft, für dein Land kämpfen. Und genau das sollte eine Ehre sein!
Sie haben gekämpft wie die Teufel
Exakt das habe ich am Wochenende bei Tobias Kamke, Peter Gojowczyk und Andre Begemann gespürt. Sie haben gekämpft wie die Teufel. Kamke holte den ersten Punkt, Gojowczyk besiegte Tsonga krampfgeschüttelt in fünf Sätzen. Ganz Tennisdeutschland träumte vom Wunder von Nancy. Am Ende hat es nicht funktioniert, die Franzosen kämpften sich doch noch in die nächste Runde. Schade!
Aber in meinem Kopf bleiben die Bilder des jubelnden Tobias Kamke, des fast kollabierenden Gojowczyk, der von den Teamkameraden gestützt werden muss, und vom so unglaublich beruhigend wirkenden Kapitäns Carsten Arriens, der seinen Spielern offensichtlich sehr gut tut. Dann war da noch Nobody Andre Begemann, der sich im Doppel das Knie so überstreckte, dass es mir daheim auf der Couch schon wehgetan hat. Der Kerl hat sich dreimal geschüttelt und dann weiter gespielt. Was für eine geile Mannschaft!
Man sollte jetzt keine Wunderdinge von den Jungs bei den nächsten Turnieren erwarten. Zu oft wurden Spieler nach Erfolgen auf der Tour viel zu hochgejubelt. (Kurzer Einschub: Deshalb sollte man bei den Damen jetzt auch nicht Andrea Petkovic nach ihrem tollen Turniersieg in Charleston mal wieder zur neuen Steffi Graf machen). Aber der Auftritt in Frankreich hat ganz sicher dazu geführt, dass ich beim nächsten Davis Cup Match wieder die Daumen drücken werde. Vorausgesetzt, es sind wieder solche Typen unterwegs, die mich daheim auf der Couch zum Mitfiebern bringen. Ihr habt das geschafft Jungs. Danke!
Euer Buschi
Quelle: ntv.de