Formel1

Fataler Boxen-Patzer bei Red Bull Alonso staubt Vettel-Sieg ab

Sieg verloren, Vorsprung ausgebaut: Sebastian Vettel kann Platz zwei hinter Fernando Alonso und vor Teamkollege Mark Webber sportlich nehmen.

Sieg verloren, Vorsprung ausgebaut: Sebastian Vettel kann Platz zwei hinter Fernando Alonso und vor Teamkollege Mark Webber sportlich nehmen.

(Foto: dpa)

Ein Fauxpas beim Reifenwechsel kostet Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel in Silverstone den siebten Saisonsieg im neunten Rennen. Den sichert sich stattdessen Ferrari-Pilot Fernando Alonso, sein erster Triumph in diesem Jahr. Das Mercedes-Duo Nico Rosberg und Michael Schumacher punktet, glänzt aber nicht.

Ein gebrochener Wagenheber hat Weltmeister Sebastian Vettel den siebten Formel-1-Saisonerfolg gekostet und Ferrari-Star Fernando Alonso einen Abstauber-Sieg in Silverstone beschert. Als Zweiter beim Großen Preis von Großbritannien baute der deutsche Red-Bull-Pilot seine Gesamtführung aber trotz des Boxen-Malheurs aus. Er ist damit weiter auf dem besten Weg zum zweiten WM-Titel. "Es kann nicht jedesmal alles perfekt passen", sagte Vettel, der auch im neunten Saisonrennen wieder aufs Podium fuhr. Dritter wurde sein Teamkollege Mark Webber, der aus seiner Pole Position kein Kapital schlagen konnte.

Eine bittere Panne beim zweiten Reifenwechsel warf den bis dahin souverän führenden Vettel entscheidend zurück. "Das sind Sachen, die nicht passieren dürfen", klagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Vettels Boxen-Crew brauchte wegen des defekten Werkzeugs zu lange, Alonso zog vorbei und war nicht mehr zu stoppen. "Ein fantastischer Tag", rief der Spanier in den Boxenfunk. Für das schwach in die Saison gestartete Ferrari-Team war es der erste Sieg in diesem Jahr. Stolz nahm Alonso den Siegerpokal aus den Händen von Prinz Harry entgegen und verpasste der Trophäe einen dicken Schmatzer.

Der Ferrari-Pilot profitierte von einem Red-Bull-Fauxpas beim Reifenwechsel.

Der Ferrari-Pilot profitierte von einem Red-Bull-Fauxpas beim Reifenwechsel.

(Foto: dpa)

Zuvor war vermutet worden, dass die Scuderia vom vorerst nur für Silverstone geltenden Verbot des Zwischengas-Systems am meisten profitieren würde. "Ferrari war sehr stark. Sie haben deutlich gemacht, dass wir hart arbeiten müssen", erklärte Vettel.

Mercedes punktet glanzlos

Im WM-Klassement verbesserte sich Alonso, der zuletzt im Oktober 2010 in Südkorea gewonnen hatte, mit nun 112 Punkten auf Rang drei. Vettel schraubte sein Konto auf 204 Zähler und liegt damit 80 Punkte vor Webber. Punktgleich auf Rang vier liegen die McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button (je 109). Hamilton wurde beim Heimspiel Vierter, Button schied in der 40. Runde aus.

In die Punkte fuhren die beiden Mercedes-Piloten. Nico Rosberg beendete das Rennen auf Rang sechs, Michael Schumacher wurde trotz einer Zehn-Sekunden-Strafe wegen eines Rennunfalls Neunter. "Es wäre definitiv noch mehr drin gewesen", haderte Schumacher. Der Rekordweltmeister bezeichnete die Strafe als zu hart. "Ein respektables Resultat", sagte dagegen Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Zufrieden konnte Nick Heidfeld als Achter im Lotus-Renault sein. Adrian Sutil (Force India) musste sich mit Rang elf begnügen, Timo Glock im Marussia-Virgin fuhr auf Platz 16.

Red Bull auch ohne Zwischengas schnell

Die leidige Debatte um den diesmal verbotenen aerodynamischen Kniff mit dem Zwischengas-System beirrte die Red Bulls auf der Strecke zunächst nicht. Webber schnappte Vettel am Samstag um einen Wimpernschlag die Pole Position weg, musste sich im Rennen aber schon nach wenigen Metern hinter dem Deutschen einreihen. Vettel brauste auf nasser Strecke auf und davon, der Australier behauptete mit Mühe Rang zwei vor Alonso.

Stark startete auch Schumacher, der sich von Rang 13 schnell auf Position neun vorarbeitete. In der neunten Runde aber patzte der siebenmalige Weltmeister wieder einmal, rauschte in den Sauber des Japaners von Kamui Kobayashi und musste mit kaputtem Frontflügel unplanmäßig in die Box. "Das war 100 Prozent meine Schuld", bekannte der 42-Jährige. Die Rennkommissare kannten keine Gnade und verurteilten ihn wegen des Unfalls zum Zwangsstopp.

Stopp und Hamilton bremsen Vettel

Gesprächsbedarf: Vettel tauscht sich nach dem Pannen-Grand-Prix mit seinem Renningenieur Guillaume Rocquelin aus.

Gesprächsbedarf: Vettel tauscht sich nach dem Pannen-Grand-Prix mit seinem Renningenieur Guillaume Rocquelin aus.

(Foto: dpa)

An der Spitze verwaltete Vettel seinen Vorsprung. In Runde 25 nahm dann aber Alonsos Aufholjagd Fahrt auf. Der Spanier schnappte sich seinen alten Rivalen Hamilton und eroberte Platz drei zurück. Kurz darauf dann die doppelte Boxenpanne bei Red Bull. Zunächst dauerte Webbers Reifenwechsel zu lange, dann verpatzte auch Vettels Crew den zweiten Stopp. Alonso staubte die Führung ab, auch Hamilton ging noch am WM-Spitzenreiter vorbei. "Sei geduldig. Es gibt noch eine Menge Boxenstopps", funkte der Red-Bull-Kommandostand an Vettel.

Bitter für Vettel: Während Alonso rasant davonzog, kam Vettel einfach nicht an Hamilton vorbei. Also zogen die Red-Bull-Strategen den dritten Stopp des 24-Jährigen vor - mit Erfolg. Diesmal klappte alles perfekt. Vettel ging an Hamilton vorbei und überholte Felipe Massa auf der Strecke. Als Button dann in Runde 40 von seinen Mechanikern mit einem lockeren rechten Vorderrad losgeschickt wurde und aufgeben musste, war Vettel zurück auf Platz zwei.

Mehr aber ging nicht. In den Schlussrunden musste sich der Weltmeister sogar noch gegen Webber verteidigen, der gefährlich nahe kam. Die Red-Bull-Box versuchte, den Australier per Funkspruch einzubremsen. Er habe "wohl vier oder fünf Nachrichten" erhalten, Vettel nicht anzugreifen, berichtete Webber angesäuert. "Ich habe das ignoriert", sagte der 34-Jährige. An Vettel kam er aber nicht mehr vorbei.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen