Formel1

Formel-1-Gastspiel in Istanbul Angriff am Bosporus

Es bleibt turbulent in der Formel 1 in der Saison 2009. Auch vor dem Grand Prix in Istanbul gehen die Hahnenkämpfe zwischen den Teams und der Fia weiter. Auf der Strecke setzt sich Nico Rosberg im freien Training mal wieder an die Spitze. Sebastian Vettel will nach dem Crash von Monaco die Brawns endlich in die Schranken weisen.

Die Rennstrecke in Istanbul hat für die Fahrer schon einiges zu bieten. Die Kurve acht der gilt allgemein als die schnellste überhaupt in der Formel 1. Sie ist lang und wird mit Vollgas gefahren. "Man muss ganz sauber durch die drei Scheitelpunkte kommen. Wenn man das richtig schafft und Vollgas durchfährt, dann hat man am Ende der drei Kurven ein Lächeln im Gesicht", sagt der WM-Führende Jenson Button. Außerdem ist der Grand Prix der Türkei die einzige Strecke, die gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird. Das bringt eine Menge schneller Linkskurven mit sich. Auch eine Besonderheit für die Piloten, die die Strecke lieben.

Der Große Preis der Türkei 2009 könnte der vorvorletzte sein. Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung über 2011 hinaus sollen in Kürze aufgenommen werden.

Der Große Preis der Türkei 2009 könnte der vorvorletzte sein. Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung über 2011 hinaus sollen in Kürze aufgenommen werden.

(Foto: AP)

Leider könnte das Gastspiel in der Türkei schon bald beendet sein. Die Resonanz auf den Formel-1-Zirkus ist bescheiden und eine Vertragsverlängerung mit Ecclestone "wird schwierig", meint der Chef des türkischen Motorsportverbandes Mumtaz Tahincioglu. Bis 2012 wird noch in der Türkei gefahren. Es gibt viel Konkurrenz bei den Verhandlungen, die nach dem Rennwochenende beginnen könnten. Die anderen Mitbewerber sind wohl bereit viel Geld zu investieren.

Was gibt es Neues im Gerangel zwischen der Fia und der Verband der Teams, der Fota? Als Zeichen des guten Willens interpretiert Norbert Haug die Tatsache, dass sich alle Fota-Teams jetzt doch fristgerecht für die neue Saison eingeschrieben haben. Aber unter Vorbehalt, heißt es. Einzig Force India ist ausgeschert und hat fest zugesagt für 2010. Ansonsten aber ist alles beim Alten. Eine Einigung scheint nicht in Sicht.

Rosberg bringt sich ins Gespräch

Auf dem Abstellgleis: Heikki Kovalainen steht bei McLaren angeblich vor dem Aus.

Auf dem Abstellgleis: Heikki Kovalainen steht bei McLaren angeblich vor dem Aus.

(Foto: AP)

"Wenn einer die FIA und uns noch zusammenbringen kann, dann Bernie Ecclestone", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Doch Bernie Ecclestone ist in Istanbul aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend. Dabei drängt die Zeit. Am 12. Juni will die Fia die antretenden Teams für die neue Saison benennen. Brawn hat sich im Streit jetzt auf die Seite der Teams geschlagen und der Fota mit ihrem Kompromissvorschlag Unterstützung zugesichert. "Der jüngste Vorschlag der Teams macht sehr viele Zugeständnisse an die FIA", meint Teamchef Ross Brawn. Gefahndet wird nach einem Kompromiss, bei dem niemand als Verliere dasteht.

Derweil ist Nico Rosberg im ersten freien Training mal wieder auf den Platz an der Sonne gefahren. Im zweiten Durchgang konnte sich Heikki Kovalainen an die Spitze setzen. Dass er diese Stärke weder im Qualifying noch im Rennen bisher so richtig auf die Piste bringen konnte, liegt vor allem am Williams, wo zudem wenig Fortschritt zu erkennen ist. Gut zu verstehen, dass der Wahl-Monegasse und gebürtige Wiesbadener heftig mit McLaren-Mercedes flirtet. Auch wenn Norbert Haug kräftig dementiert, brodelt die Gerüchteküche. Das Cockpit von Kovalainen dürfte vakant werden. Mit Williams verhandelt Rosberg aber auch noch – und zwar ab sofort.

Spannungen zwischen Button und Barrichello

Beim Erfolgs-Team Brawn GP soll es Unstimmigkeiten geben. Die düpierte Konkurrenz reibt sich schon die Hände. Rubens Barrichello will den WM-Titel für sich noch nicht abschreiben. Der jahrelange Edelhelfer von Michael Schumacher möchte endlich selbst nach ganz oben. Deshalb gibt es leichte Spannungen zwischen ihm und Jenson Button. Bei Brawn tritt man in Istanbul mit einem neuen Aerodynamik-Paket an. Vor allem ein neuer Frontflügel und frische Teile in der Hinterradaufhängung sollen die Führung sichern helfen.

Neue Aerodynamik gibt es auch bei BMW. Dort herrscht noch etwas Tristesse nach dem Debakel von Monte Carlo. Doch Nick Heidfeld gibt sich optimistisch. "Es sollte eine klare Steigerung bringen", sagt der Mönchengladbacher. Wichtig wird der neue Diffusor werden. Der mangelnde Abtrieb auf der Hinterachse ist das Kardinalproblem der gesamten bisherigen Saison. KERS, das Energie-Rückgewinnungssystem mit "Boost"-Button, wird der schweizerisch-deutsche Rennstall allerdings wieder nicht einsetzen. Frühestens in Silverstone wird KERS an Bord sein, lässt BMW verlauten. Überhaupt fahren nur zwei Teams mit dem System in der Türkei.

Vettel will angreifen

Sebastian Vettel gibt sich nach seinem Fehler in Monaco kämpferisch und zählt auf die Stärken seines Red Bull. "Das ist wieder ein ganz neues Spiel. Ich bin sicher, dass die Strecke unserem Auto entgegenkommt", sagt der 21-jährige Heppenheimer. "Er soll sich warm anziehen", warnt er WM-Spitzenreiter Button. Auch Red Bull reist mit einem neuen Aerodynamik-Paket an, dessen Kernbestandteil der Doppel-Diffusor ist. Die Streckencharakteristik mit vielen schnellen Kurven sollte dem Auto entgegen kommen. Wenn Vettel tatsächlich die Brawns einbremsen will, wird es auch Zeit für den zweiten Saison-Sieg. Sonst ist die WM-Entscheidung durch.

Wesentlich bescheidener geht es mittlerweile bei McLaren-Mercedes zu. "Es wäre einigermaßen skurril, jetzt von Titelverteidigung zu sprechen", erklärt Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Es gehe um die Rückerlangung der Konkurrenzfähigkeit. Mit seinem zweiten Platz beim freien Training setzte Lewis Hamilton schon mal ein Zeichen. Auch wird die neue Aerodynamik entscheidend werden.

Toyota war fleißig

Ebenso desaströs wie für BMW gestaltete sich auch bei Toyota das Wochenende im Fürstentum Monaco. Bei den Japanern rechnet man fest mit einem deutlichen Aufwärtstrend. "In der Türkei wollen wir wieder um das Podium kämpfen", sagte Toyota-Pilot Timo Glock. Er hat in den vergangenen zwei Wochen intensiv mit den Ingenieuren in Köln am Auto getüftelt.

Timo Glock peilt einen Top-3-Platz an.

Timo Glock peilt einen Top-3-Platz an.

(Foto: dpa)

Einen Podestplatz erhofft man sich auch bei Ferrari. WM-Spitzenreiter Button rechnet jedenfalls fest mit den Roten. "Die haben bei jedem Rennen aufgeholt und waren zuletzt in Monaco sehr stark", sagt der Brite. Er fürchtet sich auch etwas vor dem offenbar sehr robusten und effizienten KERS der Italiener. In der Steigung könnte es Massa und Raikkönen geradezu Flügel verleihen. Zumindest dürfte es erneut ausgesprochen schwer werden die Ferrari zu überholen, obwohl es in der Türkei grundsätzlich durchaus Möglichkeiten dazu gibt. Aber den stärksten Feind im Kampf um die WM-Krone sieht Button immer noch Sebastian Vettel und nicht in seinem Team-Kollegen Barrichello. Wenn er sich da mal nicht täuscht. Bruderkämpfe waren schon immer die härtesten.

Quelle: ntv.de

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