Kabel kaputt, Lenkrad spinnt Blindflug in Singapur wurmt Rosberg
22.09.2014, 15:36 Uhr
Sieht aus wie ein überdimensionierter Gamecontroller: Nico Rosbergs Lenkrad, hier noch funktionstüchtig beim GP von Kanada.
(Foto: imago/Thomas Melzer)
40.000 Dollar kostet ein Lenkrad in der Formel 1. Blöd nur, wenn es nicht funktioniert, weil ein schnödes Kabel kaputt ist - und man nur noch jeden zweiten Gang benutzen kann. So passiert bei Nico Rosberg, den sein Katastrophentag in Singapur so richtig ärgert.
In Runde 14 war der Singapur-GP für Nico Rosberg beendet. Nachdem er seinen Silberpfeil abgestellt hatte, stand er noch minutenlang mit Helm auf dem Kopf in der Mercedes-Box und starrte ins Leere.
Schon knapp eine halbe Stunde vor dem Start hatte sich angedeutet, dass diese Nacht in Singapur nicht die Nacht von Rosberg werden würde. "Die Mechaniker waren schon fünf Mal im Auto, bevor es losging. Und alles war perfekt. Dann steige ich ein, und ab dem Zeitpunkt geht nichts mehr. Ganz, ganz komisch", beschreibt Rosberg in seinem Video-Blog den Moment.
Bei Mercedes begann eine fieberhafte Fehlersuche. Im Qualifying am Tag zuvor hatte alles noch problemlos funktioniert, seitdem war nicht mehr am Auto gearbeitet worden. Wie im Reglement vorgeschrieben, hatte es unter Aufsicht der Fia im Parc Fermé gestanden. Das Lenkrad wurde getauscht, doch das half nichts. Auch ein zweiter Wechsel, noch in der Startaufstellung, änderte nichts.
Schaltzentrale kaputt
"Keines der Lenkräder funktionierte. Ich hatte keine Hybrid-Power und kein DRS. Nur die Schaltwippen haben noch funktioniert, haben aber immer zwei Gänge hochgeschaltet", gab Rosberg später zu Protokoll. "Die Bremsbalance war auch völlig falsch und ich konnte sie nicht ändern."
Der Grund wurde noch vor dem Rennstart entdeckt: Das Kabel, das das Lenkrad - die Schaltzentrale des Autos - mit der gesamten Fahrzeugelektronik verbindet, war gebrochen beziehungsweise angebrochen. "Als Nico das Lenkrad montieren und losfahren wollte, waren noch einige Funktionen intakt, das heißt, das Kabel dürfte noch an einigen elektronischen Fäden gehangen sein, aber dann war es ganz weg", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
"Der bitterste Tag für mich"
Das wichtige Kabel, praktisch die Lebensader eines Formel-1-Boliden, ist im Lenkgestänge verlegt. Die gesamte Einheit wird regelmäßig überprüft. "Aber du nimmst die Lenkstange nicht in jedem Rennen auseinander", erläuterte Wolff. Der Lebenszyklus einer Lenkeinheit betrage zwei bis drei Rennen.
Bei Mercedes soll nun möglichst noch vor dem nächsten GP in knapp zwei Wochen in Japan geklärt werden, wie es zu dem Defekt kommen konnte. Das Lenkgestänge wurde ausgebaut und noch in der gleichen Nacht nach England geschickt. Dort soll in der Mercedes-Fabrik eine genaue Fehleranalyse durchgeführt werden - damit das, was Rosberg passiert ist, in Zukunft nicht mehr passiert.
Für den 29-Jährigen ändert das freilich nichts. Nach der zweiten Nullnummer in dieser Saison musste er die WM-Führung an seinem Teamkollegen Lewis Hamilton abgeben. Der Brite hatte ohne Rosberg keinen echten Gegner in Singapur und feierte im 14. Lauf seinen 7. Saison-Sieg. Zum Entsetzen von Rosberg: "Das war der bitterste Tag für mich dieses Jahr."
Quelle: ntv.de, sport.de