Schumacher "stolz", Rivalen beeindruckt Die Formel 1 singt Vettel-Hymnen
22.09.2011, 18:33 Uhr
Dominator und in Kürze der jüngste Doppel-Weltmeister der Formel-1-Geschichte: Sebastian Vettel aus Heppenheim.
(Foto: AP)
Vor dem Singapur-Grand-Prix wird Formel-1-Dominator Sebastian Vettel selbst von seinem schärfsten Verfolger mit Lob überschüttet. Der 24-Jährige bleibt aber seiner Devise treu - und vor allem gelassen. Besonderen Druck verspüre er vor einem möglicherweise entscheidenden Wochenende nicht.
Kumpel Michael Schumacher wünscht ihm den zweiten WM-Triumph schon an diesem Sonntag und selbst die Verfolger überhäufen den Fast-schon-wieder-Weltmeister bereits mit Komplimenten. Doch Formel-1-Spitzenreiter Sebastian Vettel nimmt noch keine Titel-Glückwünsche entgegen. "Wir müssen uns immer daran erinnern, mit welchem Ziel wir in die WM gestartet sind. Und das war nicht, den Titel in Singapur zu holen, sondern ihn überhaupt zu verteidigen", betonte Vettel auf dem Stadtkurs der asiatischen Metropole: "Ich fühle keinen Extra-Druck, die WM hier zu gewinnen oder an irgendeinem anderen Ort."
Rekordweltmeister Schumacher, der 2002 nach elf von 17 Rennen den fünften seiner insgesamt sieben Titel geholt hatte, meinte aus eigener Erfahrung allerdings: "Je früher, umso besser." Der 42-Jährige, Kindheitsidol und längst guter Freund des Red-Bull-Stars aus Heppenheim, ist "sehr stolz, zu sehen", welche Leistung Vettel bringe. "Erfolg, Sympathie und die ganze Konstellation sind auch schön für unser Land", sagte Schumacher im Fahrerlager.
112 Punkte Vorsprung

Red-Bull-Teamchef Dietrich Mateschitz hat bereits angekündigt, dass Vettel auch sein zweites Weltmeister-Auto behalten darf.
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Auch wenn das WM-Rennen rechnerisch noch nicht gelaufen ist und Titelverteidiger Vettel seinen 112-Punkte-Vorsprung auf den Gesamtzweiten für den vorzeitigen WM-Triumph um mindestens 13 Zähler ausbauen muss - hat selbst sein erster Verfolger die Jagd endgültig abgeblasen. "Wir wissen, dass wir die Tour nicht mehr gewinnen können, aber noch einzelne Etappen", sagte Fernando Alonso, den Vettel im Erfolgsfall als jüngsten Doppel-Weltmeister ablösen würde. "Er ist fantastisch gefahren", meinte der Spanier über den "besten Fahrer" in dieser Saison: Vettel verdiene den Titel.
Das sehen praktisch alle so. "Er hat in diesem Jahr einen großartigen Job gemacht. Er verdient es zu gewinnen", meinte Jenson Button, WM-Dritter vor dem punktgleichen Vettel-Stallkollegen Mark Webber (beide 117 Punkte weniger). Fünfter ist vor dem Rennen an diesem Sonntag (14.00 Uhr/RTL und n-tv.de Liveticker) Buttons McLaren-Mitstreiter Lewis Hamilton (126 Punkte zurück). Und auch der geizte nicht mit Komplimenten: Vettel sei "außergewöhnlich" in diesem Jahr. "Ich ziehe meinen Hut vor ihm."
Respekt für eine "perfekte Saison"
Kein Neid, keine Missgunst - mit welchem Respekt die geschlagenen und manchmal sogar von Vettels Überlegenheit gedemütigten Rivalen dem erst 75-maligen Grand-Prix-Starter begegnen, ist beeindruckend. "Er ist ein sehr angenehmer Mensch", erklärte Landsmann Adrian Sutil von Force India. "Ich würde ihm wünschen, dass er an diesem Wochenende den Sack zumacht."
In die Hymnen für den Hessen stimmte auch Nico Rosberg ein. "Er ist ein guter Fahrer und hat es verdient", sagte der Wiesbadener. "Er hat im vergangenen Jahr mit einigen Höhen und Tiefen gewonnen. Und er hat es diesmal geschafft, eine perfekte Saison hinzulegen", pflichtete Marussia-Virgin-Pilot Timo Glock bei.
Viel Lob, aber keine Geschenke
"Selbst bei schwierigen Bedingungen hat er es geschafft, eine perfekte Runde in der Qualifikation und ein perfektes Rennen hinzulegen", betonte Alonso. Wenn nicht mal mehr der Spanier, den Vettel auf dem Weg zu seinem Sieg zuletzt in Monza mit einem famosen Manöver überholt hatte, an eine Wende im WM-Kampf glaubt, ist das bezeichnend.

Fernando Alonso ist bereits Doppel-Weltmeister und hat viel Respekt für Vettels Leistung. In Singapur gewinnen will er trotzdem.
(Foto: dpa)
Doch schenken wollen die Verfolger Vettel auch nichts. In Singapur kann Alonso den dritten Sieg bei der vierten Auflage einfahren. Einmal (2009) wurde er bei dem spektakulären Nachtrennen Dritter. Das schillernde Spektakel fordert die Fahrer durch die schwül-heiße Witterung und die ungewohnte Arbeit bis in die Morgenstunden mehr als jeder andere Grand Prix.
Vettel schaffte es in Singapur nur einmal aufs Podest. Vor einem Jahr belegte er den zweiten Platz. Der könnte diesmal schon zum erneuten Titelgewinn reichen - im sechstletzten Saisonrennen. "Könnte, würde, sollte - bis jetzt haben wir nichts gewonnen", sagte Vettel, der gelassen, aber auch entschlossen wie immer wirkte: "Wir müssen unseren normalen Job machen." Normal heißt bei Vettel bisher: Acht Siege, vier zweite Plätze und ein vierter Rang in 13 Rennen.
Quelle: ntv.de, Jens Marx, dpa