"Er muss kämpfen" Ecclestone sah Mick Schumacher "in den falschen Händen"
20.12.2023, 11:03 Uhr
Mick Schumacher steht vor einem wichtigen Jahr.
(Foto: picture alliance/dpa)
Mick Schumacher ist nur noch am Rande Teil der Formel 1. Die Verantwortung dafür sieht der einstige Boss der Königsklasse auch bei Ferrari und Schumachers Ex-Team Haas: "In den falschen Händen" sei Schumacher dort gewesen, sagt Bernie Ecclestone.
In der Formel 1 hat Bernie Ecclestone, der legendäre einstige Impressario der Königsklasse des Motorsports, operativ nichts mehr zu sagen. Eine starke Meinung hat der frühere Boss zu den Abläufen rund um die Rennserie, die er 2016 für mehr als vier Milliarden US-Dollar verkaufte, aber weiterhin. So auch zur Karriere von Mick Schumacher, dessen Vater Michael in Ecclestones Formel 1 zu einem der größten Idole in der Geschichte des Motorsports aufstieg. "Ich denke schon", sagt Ecclestone im exklusiven Interview mit RTL/ntv und sport.de auf die Frage, ob der Name Schumacher für Mick Schumacher ein Problem sei. Nach zwei Jahren als Stammfahrer für Haas musste Schumacher mit Ablauf der Saison 2022 sein Cockpit bei dem US-Team räumen, in dieser Saison ist er nur Simulator-Fahrer und Test-Pilot bei Mercedes.
2024 wird der 24-Jährige in der Langstrecken-WM (WEC) für Alpine fahren. Das Ziel bleibt aber natürlich ein Stammplatz in der Formel 1. "Er muss kämpfen, er muss dranbleiben und zeigen, dass er weiter in der Position ist, gute Leistungen abzuliefern. Die Leute werden ihn dann schon finden, und er muss nicht die Leute finden, die ihm die Möglichkeit zum Rennfahren bieten", analysierte Ecclestone die Situation Schumachers. "Man wird ihn dann im besten Fall sehen und sagen: Wir brauchen ihn. Und nicht andersrum: Dass er jemanden sucht, der ihn wegen seines Namens aufnimmt. Er sollte seinen Namen vergessen und sich als Person weiterentwickeln", so der klare Ratschlag des 93-Jährigen, der bis 2017 Geschäftsführer der Formel 1 war.
"Hat uns ein Vermögen gekostet"
Der erste Versuch, sich in der Formel 1 zu etablieren, war gescheitert. Im nicht wettbewerbsfähigen Haas fuhr Schumacher zumeist weit hinterher. Im ersten Jahr konnte er immerhin seinen Teamkollegen Nikita Mazepin distanzieren, in der zweiten Saison produzierte Schumacher bei mehreren schweren Unfällen teuren Schrott. "Wieder eine halbe Million Euro Schrott! In der letzten Runde zurück an die Box darf das einfach nicht passieren", wetterte Teamchef Günther Steiner einst gegenüber "F1TV" gegen seinen Fahrer. Teambesitzer Gene Haas stieß ins gleiche Horn: "Ich denke, dass Mick viel Potenzial hat, aber Sie wissen, dass er uns ein Vermögen kostet und er viele Autos zu Schrott gefahren hat." Am Ende der kurzen gemeinsamen Zeit standen wenige WM-Punkte und eine Menge Ärger. Der Vertrag mit Schumacher wurde schließlich nicht verlängert.
Wie mit Schumacher umgegangen wurde, ärgert Ecclestone, der den jungen Fahrer zu Beginn seiner Formel-1-Laufbahn "in den falschen Händen" sah. Ein klarer Seitenhieb gegen Haas und Teamchef Günther Steiner, mit dem Schumacher auf keinen grünen Zweig kam, und auch gegen die Ferrari-Nachwuchsakademie, in der Schumacher ausgebildet wurde. "Bei Red Bull wäre er zum Beispiel besser verstanden worden, da hätte man ihm geholfen und ihn nach oben geführt", ist sich Ecclestone sicher.
"Dann könnte es passieren ..."
Zeigt Schumacher, der auch 2024 als Testfahrer bei Mercedes Teil der Formel 1 ist, nun in der Langstrecken-WM starke Leistung, könnte der Weg noch einmal zurück in eines der knappen und hochbegehrten Cockpits der Königsklasse führen. Der Umweg über die WEC sei vermutlich "derzeit das Einzige und das Beste, das er tun kann", glaubt Ecclestone. Es sei "gut, dass er sich zeigen kann, am besten mit guten Leistungen. Dann könnte es passieren, dass die Verantwortlichen in der Formel 1 umdenken und sagen: 'Vielleicht haben wir ja einen Fehler gemacht. Wir probieren es nochmal'", sagte der Brite.
Ein Selbstläufer wird der Ausflug in die neue Serie allerdings nicht. "In der WEC weht Mick Schumacher ein rauer Wind entgegen", prophezeit RTL-Rennsport-Experte Felix Görner im Gespräch mit sport.de/ntv.de. Mit Herstellern wie Ferrari, Toyota oder Porsche sei die Meisterschaft "fast schon ein Who's who" des Motorsports. Die Neulinge Alpine und Schumacher kämen dagegen "als Underdogs" in die Serie, stellt Görner klar.
"Das wird ein Lehrjahr, hoffentlich kein Leerjahr. Es gibt jede Menge Top-Piloten in der WEC, die seit Jahren im Langstreckensport sind und sich bewiesen haben. Da zittert jetzt keiner, weil Mick Schumacher einsteigt. Man darf die Erwartungen an ihn nicht zu hoch legen. Es ist zunächst ein Rantasten. Ich glaube, Mick ist selbst gespannt, wie gut er mit dieser Rakete mit Dach ist. Vielleicht hat er bis zum Saisonhöhepunkt in Le Mans im Juni so viel Erfahrung, dass er eine gute Rolle spielen, am besten ins Ziel kommen kann."
Quelle: ntv.de