Vettel Favorit am Nürburgring Fahren sie oder streiten sie noch?
10.07.2009, 08:57 UhrVor dem Großen Preis von Deutschland an diesem Wochenende auf dem Nürburgring steht in der Formel 1 einmal mehr die Politik in den Vordergrund. Die Teamvereinigung Fota und der Weltverband Fia steuern auf eine neue Konfrontation zu - und die Diskussion um eine Piratenserie entflammt erneut. Auf der Strecke könnte Sebastian Vettel derweil zum großen Wurf ausholen.
Die Sommerpause in der Formel 1 ist kurz und daher nach drei Wochen schon wieder vorbei. Es war fast verdächtig ruhig seit der wundersamen Einigung vom 24. Juni. Fast hätte man denken können, dass sich die Streithähne und Profilneurotiker auf beiden Seiten wieder beruhigt hätten. Beinahe hätte man glauben können, dass die Zukunft der prominentesten Rennserie der Welt gesichert sei und es jetzt wieder ausschließlich um den Sport gehe. Aber auf Fia und Fota ist doch noch Verlass - und so geht das Kasperltheater um Regeln, Einfluss und Geld pünktlich vor dem Großen Preis von Deutschland in eine neue Runde. Es wird eben nie langweilig.
Der Anlass des Streits war dieses Mal eine Sitzung mit dem Renn-Direktor der Fia, Charlie Whiting, der den Rennställen die Regeln für die kommende Saison vorlegte. Gleichzeitig eröffnete er ihnen, dass sie kein Stimmrecht haben werden. Daraufhin verließen die Vertreter der Fota die Sitzung. Allerdings ist das Regelwerk wohl genau das, was die Teams im Juni verlangt haben. Für die kommende Saison wird es keine Budgetgrenze und keinen Sonderstatus für die neuen Teams geben.
Eine Verfassung für die Formel 1
Knackpunkt ist wohl das "Concorde Agreement", die künftige Verfassung der Formel 1. Das 320 Seiten starke Machwerk der Fia wollten die Teams so nicht unterschreiben. Vielmehr lassen die Fota und der Rechteinhaber, die CVC und ihr Chef Bernie Ecclestone, den Vertrag erst mal von ihren Anwälten prüfen. Bezeichnend für das, was in der Formel 1 derzeit passiert: Die Anwälte und Bedenkenträger sind die heimlichen Machthaber. Niemand traut der Gegenseite über den Weg.
Die Situation spitzt sich aber auch deshalb zu, weil der Fota die Zeit davonläuft. Wenn die Teams tatsächlich im kommenden Jahr eine eigene Serie starten wollen, dann müssen die Vorbereitungen allerspätestens Ende Juli beginnen. Sonst dürfte es zu knapp werden und es droht ein Jahr Stillstand der Boliden. Darauf wiederum spekuliert die Fia, die spätestens im August die Teams in der Tasche hätte. Denn wenn das Drohszenario Piratenserie verschwunden ist, dann hat die Fota keine Trümpfe mehr in der Hand und wäre der Fia fast schutzlos ausgeliefert. Das Wochenende dürfte also, mal wieder, von der Politik beherrscht werden.
Das Rennen im Schatten der Politik
Daneben wird beim Großen Preis von Deutschland auch noch ein Grand Prix stattfinden. Schade nur, dass der durch das Gezänk im Vorfeld fast in den Hintergrund rückt. Denn Sebastian Vettel hat die große Chance die Weltmeisterschaft noch mal spannend zu machen. Mit seinem Sieg in Silverstone hat er sich wieder in Schlagdistanz zu Jenson Button gebracht. Zwar liegt Rubens Barrichello noch zwei Punkte vor ihm, doch der Stallgefährte Buttons dürfte weniger Gefahr darstellen als der Deutsche.
Dennoch muss sich der in der WM führende Engländer noch nicht allzu viele Sorgen um die Rangliste machen. 25 Punkte sind immer noch viel. Allerdings war die Vorstellung von Button beim seinem Heim-Grand-Prix doch sehr bescheiden. Recht chancenlos fuhr er mit dem Brawn auf den sechsten Platz. Und die Vorstellung des Red Bull des Heppenheimers war bärenstark. So gesehen könnte der komfortable Vorsprung auch schnell dahinschwinden. Zumal es am Sonntag erneut zu einem Regenrennen kommen könnte. Vettel hat in Monza in der vergangenen Saison schon einmal gezeigt, dass er mit einem konkurrenzfähigen Auto im Regen zu Großem fähig ist. Allerdings gilt auch für Vettel die Weisheit: In einem Regenrennen ist alles möglich. Der totale Triumph, aber auch die bittere Niederlage. Ein kleiner Fehler kann schnell das Aus bedeuten.
Andauernde Tristesse bei BMW
Von den übrigen deutschen Fahrern gibt es wenig Neues zu berichten. Bei BMW-Sauber hofft man auf eine weitere Verbesserung. Nur leider hat der deutsch-schweizerische Rennstall diese Hoffnung bei fast jedem Rennen geäußert. In Silverstone wurden die Träume von nennenswerten Punkten oder gar dem Podest erneut bitter enttäuscht. Besser lief es für Nico Rosberg. Endlich konnte er die guten Trainingsresultate auch mal in Zählbares umwandeln. Erfreulich für den gebürtigen Wiesbadener.
Auf Punkte kann auch Timo Glock im Toyota hoffen. In England präsentierte sich das Team deutlich erstarkt. Beim Heim-Grand-Prix könnte es für Glock mal wieder klappen. Die Hoffnungen steigen sogarauch für Adrian Sutil. Im Qualifying des Türkei-Grand-Prixs konnte der Force-India-Pilot schon einmal eine starke Leistung zeigen. Ihm wäre mal wieder was Zählbares zu gönnen. Schließlich fährt er derzeit wieder in der Gesellschaft von Lewis Hamilton. Und den hat er in der Formel 3 damals in der Regel bezwingen können.
Quelle: ntv.de