Formel1

"Lewis hat alles zu verlieren" Rosberg eröffnet den Psychokrieg

Rosberg will in den Kopf seines Konkurrenten kommen.

Rosberg will in den Kopf seines Konkurrenten kommen.

(Foto: imago/Crash Media Group)

Die Ausgangslage ist nicht gerade vielversprechend für Nico Rosberg vor dem großen Finale der Formel 1. Aber der Mercedes-Pilot nimmt den Kampf auf - und setzt Lewis Hamilton unter Druck. Inspiration holt sich Rosberg bei anderen deutschen Weltmeistern.

Schelmisch lächelnd hat Nico Rosberg den Psychokrieg um die Formel-1-Krone eröffnet. "Ich muss versuchen, ihn nervös zu machen", sagte Rosberg. Gemeint ist Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton, der vor dem Titel-Thriller beim Saisonfinale in Abu Dhabi bei 17 Punkten Vorsprung alle Trümpfe in der Hand hält. Und genau darin sieht Rosberg seinen großen Vorteil. "Lewis hat alles zu verlieren, ich habe alles zu gewinnen", sagte ein gut gelaunter und vor Optimismus strotzender Rosberg, der sich 32 Jahre nach seinem Vater Keke zum König der Formel 1 krönen kann.

"Ich glaube an den Titel, bin optimistisch", ergänzt Rosberg: "In meiner Karriere ist das bis jetzt der Höhepunkt. Das ist ein richtig cooles Gefühl, das macht das Wochenende intensiv." Ähnlich sieht das auch Hamilton: "Ich bin sehr aufgeregt, aber ich bin hier, um zu gewinnen. Ich fühle keinen Druck."

Löws Team als Vorbild

Lewis Hamilton startet mit 334 Punkten ins letzte Rennen in Abu Dhabi und hat 17 Zähler Vorsprung auf Nico Rosberg. Allerdings zählen die Punkte doppelt.

Hamilton wird Weltmeister, wenn:
- er in Abu Dhabi gewinnt oder Zweiter wird
- er vor Rosberg ins Ziel kommt
- er nicht ins Ziel kommt, aber Rosberg höchstens Sechster wird

Rosberg wird Weltmeister, wenn:
- er gewinnt und Hamilton höchstens Dritter
- er Zweiter wird und Hamilton höchstens Sechster
- er Dritter wird und Hamilton höchstens Siebter
- er Vierter wird und Hamilton höchstens Neunter
- er Fünfter wird und Hamilton höchstens Zehnter

Eine große Inspiration im Titelzweikampf schöpft Rosberg aus dem Titelgewinn der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien. Das letzte Saisonrennen am Sonntag (14.00 Uhr/RTL) sei wie "das Finale der Weltmeisterschaft mit einem 0:1-Rückstand". Die Leistung der Mannschaft von Joachim Löw im Finale gegen Argentinien und "das Kämpferherz, das sie gezeigt hat, ist eine Inspiration für mich", sagte der Silberpfeil-Pilot.

Bevor es aber auch der Rennstrecke richtig rund geht, werden sich die beiden Kontrahenten noch ein paar Mal über den Weg laufen - sehr zur Freude von Rosberg: "Es ist sehr gut, wenn ich ihn bei den Briefings sehe. Ich muss ja versuchen, ihn so gut wie möglich nervös zu machen dieses Wochenende. Das ist ja meine Aufgabe. Da hilft es, dass wir die ganze Zeit zusammensitzen." Ein Gespräch unter vier Augen wird es aber nicht geben. Beide gehen von einem fairen Zweikampf aus. "Wir sind keine Kinder", sagte Hamilton. "Wir wissen, was richtig und was falsch ist."

Rosberg ist sicher, dass er auch Einfluss auf das Rennen von Hamilton nehmen kann. "Sonst hätte er sich in Brasilien nicht gedreht", sagte der Wiesbadener. Er spielte damit auf einen Fehler des Ex-Weltmeister beim letzten Rennen an, als Hamilton es auf der Aufholjagd übertrieb und letztlich alle Chancen auf den Sieg aus der Hand gab.

Schützenhilfe von Vettel?

"Hier zu gewinnen, das ist für mich das Entscheidende", stellte Rosberg klar - und kündigte gleichzeitig an, sich bei einem direkten Duell deutlich mehr verteidigen zu wollen als im texanischen Austin, wo ihm Hamilton den Schneid abkaufte. Trotzdem will Rosberg das Titelrennen sportlich entscheiden und nicht zum Beispiel von einem Hamilton-Ausfall profitieren. "Nein, ich würde mich nicht darüber freuen", sagte Rosberg: "Außer, er macht es selber. Dann ist es okay."

Weil Rosberg selbst bei einem Sieg Schützenhilfe zum Titelgewinn braucht, wäre er über etwas Unterstützung von einem Landsmann nicht böse. Der noch amtierende Champion Sebastian Vettel hatte für seinen Red-Bull-Abschied den Angriff aufs Podium in Aussicht gestellt. "Wenn ich ihm irgendetwas Gutes tun kann an dem Wochenende, kann er gerne zu mir kommen: Was immer er braucht, um eine Riesenperformance abzuliefern", flachste Rosberg, der sich über die breite Unterstützung aus der Heimat freut: "Es sind ja nicht nur die bekannten Sportler, sondern von überall, auch in den sozialen Medien. Das ist toll und in diesem Maße neu für mich." Genauso wie seine Psychospielchen in Richtung Lewis Hamilton.

Quelle: ntv.de, Patrick Storzer, sid

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