Formel1

Brasilianisches Titelduell mit Rosberg Hamiltons WM-Traum muss Kurve 4 kriegen

Verbremsen verboten: Lewis Hamilton ist vor dem Kurs in Brasilien gewarnt.

Verbremsen verboten: Lewis Hamilton ist vor dem Kurs in Brasilien gewarnt.

(Foto: imago/HochZwei)

Einen WM-Titel hat Formel-1-Pilot Lewis Hamilton in Brasilien schon spektakulär verloren. Diesmal will er den vorentscheidenden Schritt gegenüber WM-Rivale Nico Rosberg machen. Doch vor allem eine Kurve birgt in Interlagos Gefahr.

Mit einem komfortablen Vorsprung geht Lewis Hamilton in den Großen Preis von Brasilien. Auf seinem 24-Punkte-Polster ausruhen darf sich der WM-Spitzenreiter aber nicht. Nicht nur wegen der Pole für Kontrahent Nico Rosberg und des prognostizierten Regens dürfte es spannend werden. Auf dem hügeligen Kurs vor den Toren der Millionenmetropole Sao Paulo kann auch im Trockenen alles passieren. Niemand weiß das besser als Hamilton selbst. Er ist in Sachen Interlagos ein gebranntes Kind.

2007 verlor Hamilton in Brasilien den WM-Titel. Erst ein Jahr später krönte er sich.

2007 verlor Hamilton in Brasilien den WM-Titel. Erst ein Jahr später krönte er sich.

(Foto: imago/HochZwei)

Schon einmal, in seiner Debüt-Saison 2007, kam der Engländer als WM-Führender nach Brasilien. Er musste sein Auto nur halbwegs vernünftig ins Ziel bringen, um sich als jüngster Formel-1-Champion in die Geschichtsbücher einzutragen. Nach einem turbulenten Rennen hieß der Weltmeister jedoch nicht Hamilton, sondern Kimi Räikkönen. Der Finne in Ferrari-Diensten entriss dem Rookie den sicher geglaubten Titel noch – auch weil Hamilton direkt nach dem Start ein verhängnisvoller Fehler unterlief.

Komplett die Nerven verloren

Von Position 2 gestartet, war er nach Erlöschen der Ampel hinter seinen McLaren-Rivalen Fernando Alonso zurückgefallen, der im WM-Kampf ebenfalls noch mitmischte. Am Ende der Gegengeraden wollte sich Hamilton mit aller Macht in Kurve 4 an seinem Teamkollegen vorbeipressen. Der damals 22-Jährige verlor die Nerven. Er verbremste sich heftig, musste in die Auslaufzone ausweichen und fiel weit zurück. Dass sein Auto später kurzfristig streikte und er das Feld von hinten aufrollen musste, bleibt als Randnotiz in Erinnerung. Hamilton verlor die WM in Kurve 4, als die Gäule mit ihm durchgingen. Es war sein Interlagos-Waterloo.

Überhaupt Kurve 4. Mit einer Geschwindigkeit von rund 320 Stundenkilometern rasen die Piloten auf den Linksknick zu, der mit 160 km/h genommen wird. Für die Fahrer ist die Kurve eine große Verlockung. Sie lädt zu waghalsigen Überholmanövern ein. Entsprechend lang ist die Liste der Verbremser und Kollisionen. 2001 fuhr Rubens Barrichello Ralf Schumacher über den Haufen. Der Brasilianer hatte sich bei seinem Heimspiel völlig verschätzt und machte aus Schumachers Williams Kleinholz. Wenig später verpasste Jos Verstappen den Bremspunkt, als ihn der Führende Juan Pablo Montoya überrundete. Der Holländer krachte Montoya unvermittelt ins Heck und ruinierte dessen Chancen auf den Sieg.

Auch Sebastian Vettel kann ein Lied über Sao Paulos vierte Biegung singen. Vor zwei Jahren musste er seinen Vorsprung gegen Fernando Alonso nur noch irgendwie über die 71 Runden bringen, als ihm die ominöse Linkskurve beinahe zum Verhängnis wurde. Bruno Senna räumte bei dem Versuch, in Runde 1 direkt das halbe Feld zu überholen, Vettels Red Bull unsanft aus dem Weg. Der Deutsche drehte sich und fiel auf die letzte Position zurück. Dass er unbeschädigt weiterfahren und seinen dritten Titel ins Ziel retten konnte, darf man getrost als kleines Motorsport-Wunder bezeichnen.

Rosberg "voller Attacke" und "kalkuliertem Risiko"

Es ist also Vorsicht geboten. Das gilt vor allem für Hamilton, der als WM-Spitzenreiter seinen Vorsprung vor Erzrivale Nico Rosberg zunächst einmal verteidigen muss. Rosberg, der eine Gangart zwischen "voller Attacke" und "kalkuliertem Risiko" angekündigt hat, sollte es ebenfalls nicht übertreiben. Zwar muss er unbedingt gewinnen, um beim letzten Grand Prix in Abu Dhabi noch eine realistische Titelchance zu haben. Allerdings hat er sich in dieser Saison schon genug Fehler geleistet. Ein weiterer Verbremser könnte seine Hoffnungen im WM-Kampf auf ein Minimum reduzieren. Besonders vor Kurve 4 sollte Rosberg daher vom Attacke-Modus ins kalkulierte Risiko herunterschalten.

In Interlagos liegen Himmel und Hölle oft ganz eng beieinander. Auch das weiß niemand besser als Hamilton. Nach seiner Schmach vom Vorjahr fuhr der Brite 2008 erneut dem Titel entgegen. Souverän verwaltete er seine WM-Führung, da öffnete Brasiliens Wettergott die Schleusen. In der Hektik des Regens fiel Hamilton auf einmal zurück, vor den Augen seiner Landsleute war Felipe Massa plötzlich auf Titelkurs. Als der Ferrari-Pilot als Erster die Ziellinie überquerte, brach auf den Tribünen und in der Box des Brasilianers schon der kollektive Wahnsinn aus.

Was niemand bemerkt hatte: Hamilton war in der 13. und letzten Kurve an Timo Glock vorbeigezogen. Er holte den Titel und schloss doch noch seinen Frieden mit den Kurven von Interlagos.

Quelle: ntv.de, sport.de

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