Formel1

Lauda nun der starke Motorsport-Mann Mercedes beendet Kapitel Haug

Motorsportchef Norbert Haug räumt bei Mercedes das Feld. Nach 22 Jahren muss der 60-Jährige gehen, zuletzt waren die Erfolge vor allem in der Formel 1 ausgeblieben. Den Verdacht, Ex-Weltmeister Niki Lauda habe die Trennung forciert, weisen alle Seiten von sich.

Mit Norbert Haug verliert der Motorsport von Mercedes sein Gesicht.

Mit Norbert Haug verliert der Motorsport von Mercedes sein Gesicht.

(Foto: dpa)

Der Abschied ist abrupt, die Umstände sind zunächst nebulös, die Abschiedsworte klingen versöhnlich. Nach fast 1000 Rennen und mehr als zwei Jahrzehnten im Amt räumt Norbert Haug seinen Posten als Motorsportchef von Mercedes fast demütig: "Ich bedanke mich für über 22 Jahre bei der besten Automobilmarke der Welt. Diese Zeit hatte keine Sekunde ohne Leidenschaft für mich parat", sagte Haug, nachdem sein langjähriger Arbeitgeber mitgeteilt hatte, das der 1990 geschlossene Vertrag zwischen Mercedes und dem 60-jährigen Haug zum Jahresende aufgelöst wird - "in gegenseitigem Einvernehmen".

Damit ende eine überaus erfolgreiche Ära bei Mercedes, gab Konzernchef Norbert Zetsche die Komplimente an Haug zurück. Zuletzt allerdings hatte ihr mehr und mehr der Makel der Erfolglosigkeit angehaftet. Unter Haugs Leitung hat die Marke mit dem Stern "viel gewonnen und sehr viel erreicht" (Haug), über 400 Rennen und 56 Titel - alleine sechs in der Formel 1, gemeinsam mit McLaren, und 32 in der DTM. Doch die letzte Etappe seit 2010 misslang vor allem in der Formel 1 völlig, denn der ehemalige Journalist war auch für die bislang nicht sonderlich erfolgreiche Wiederbelebung des Formel-1-Werkteams verantwortlich.

Große Versprechen, kleine Erfolge

Haug kaufte für Mercedes das Weltmeisterteam Brawn GP ein, holte Rekordweltmeister Michael Schumacher aus dem Ruhestand und gab den WM-Titel als Ziel aus. Die sportlichen Hoffnungen erfüllten sich nicht, die deutschen Fans wurden bitter enttäuscht. Nur ein Grand-Prix-Sieg gelang in drei Jahren, im April 2012 durch Nico Rosberg.

Haug legt Wert darauf, dass er nicht gegangen wurde.

Haug legt Wert darauf, dass er nicht gegangen wurde.

(Foto: AP)

Zuletzt stagnierte die Entwicklung dennoch. Vor dem Saisonfinale in Brasilien blieben Silberpfeile fünf Rennen in Folge ohne Punkte, am Ende stand die schlechteste Formel-1-Saison seit der Neugründung zu Buche. Auch deshalb hatte Schumacher am Ende wohl keine Energie mehr und beendete im Oktober endgültig seine Karriere. Auch in der DTM schnappte Markenrivale BMW den Schwaben gleich im ersten Jahr der Rückkehr den Titel weg.

Trotzdem betonte Haug in Brasilien noch demonstrativ: "Ich bin so fit, motiviert und engagiert wie eh und je." Mit dem Aufhören wollte sich das "Urgestein" (Schumacher über Haug) da noch lange nicht beschäftigen. Nun räumte er ein: "Leider konnten wir seit der Gründung unseres eigenen Formel-1-Werksteam seit 2010 unsere eigenen Erwartungen mit einem Sieg 2012 noch nicht erfüllen".

Lauda dementiert Einfluss

Am Ende hat er wohl auch den Machtkampf mit Niki Lauda verloren. Der dreimalige Weltmeister war ihm nach drei dürftigen Jahren zuletzt als Aufsichtsratschef des Formel-1-Teams in den Augen vieler Experten vor die Nase gesetzt worden, auch wenn Haug diese Personalentscheidung aus Stuttgart nicht als Herabstufung sehen wollte. "Bei uns gibt es keine Personality-Show", sagte er. "Wenn wir uns stärken können mit Kompetenz, dann ist das wunderbar und vollkommen richtig. Ich muss nicht auf dem Siegerpodium stehen. Ich kann mir auch mit einer Tasse Tee die Siegerliste ansehen, und wenn der richtige Name oben steht, dann habe ich ganz viel Freude."

Lauda hingegen hatte zu seiner neuen Aufgabe unter anderem gesagt: "Ich muss hingehen, alles aufnehmen und fragen: Wo gibts Stärken, wo gibts Schwächen?" Der 63-Jährige fädelte bereits die Verpflichtung von Haug-Zögling Lewis Hamilton als Schumacher-Nachfolger für die neue Saison ein, jetzt ist er der ganz starke Mann bei Mercedes.

Dass er etwas mit dem Aus von Haug zu tun habe, dementierte Lauda umgehend. "Ich bin total überrascht und habe erst heute davon erfahren. Es tut mir sehr leid, denn ich hätte mit Norbert gerne weitergearbeitet", sagte er dem Sender "Sky Sport News HD": "Norbert wird dem Team absolut fehlen, denn er war für den Mercedes-Motorsport alleine verantwortlich."

"Niki hatte damit absolut nichts zu tun"

Haug selbst versuchte, den Spekulationen um Laudas Einfluss den Wind aus den Segeln zu nehmen. "Niki hatte damit absolut nichts zu tun. Wir akzeptieren und respektieren uns wie in all den Jahren, und daran wird sich auch nichts ändern", sagte er, "ich möchte noch einmal nachdrücklich klarstellen, dass es eine Entscheidung ist, die der Vorstand und ich einvernehmlich und gemeinsam getroffen haben."

Marc Surer, Formel-1-Experte bei Sky, sagte hingegen: "Ich denke schon, dass Niki Lauda da Einfluss hatte. Der will vielleicht neuen Wind in die Geschichte bringen". Ab 2013 und nach dem Rücktritt von Michael Schumacher nun auch ohne das zweite Mercedes-Aushängeschild Norbert Haug.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid

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