Formel1

Monaco verschärft Formel-1-Kampf Mercedes im Infight, Red Bull holt auf

Nico Rosberg strahlt, Lewis Hamilton schmollt - die nächsten Rennen versprechen großes Kino.

Nico Rosberg strahlt, Lewis Hamilton schmollt - die nächsten Rennen versprechen großes Kino.

(Foto: imago/HochZwei)

Ein Blick von der Tribüne auf die Grand Hotel Hairpin.

Ein Blick von der Tribüne auf die Grand Hotel Hairpin.

(Foto: imago/HochZwei)

Im sechsten Rennen der Saison gab es den fünften Mercedes-Doppelerfolg, einzig im Auftaktrennen stellte das Team mit dem Stern "nur" den Rennsieger. Aber anders als in den vergangenen vier Rennen konnte diesmal Nico Rosberg seinen Teamkollegen Lewis Hamilton in die Schranken weisen. Warum dies gelang, zeigt die Rennanalyse.

Den Grundstein zu seinem Erfolg setzte der Deutsche dabei schon am Samstag, als er sich im Qualifying unter etwas fragwürdigen Umständen die Pole Position geholt hatte. Mit einem Ausrutscher bei seiner Schlussattacke rief Rosberg eine Gelbphase hervor, was bedeutete, dass die Gegner - allen voran Hamilton - nicht mehr nachlegen konnten.

Noch mehr als auf anderen Strecken ist in Monaco die Pole ein ganz wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Rennsieg. Seine hervorragende Ausgangsposition wandelte Rosberg schlussendlich in eindrucksvoller Manier in seinen 2. Saisonsieg um. Zunächst gewann der Pole-Setter den Start, und auch bei den Re-Starts nach den beiden Safety-Car-Phasen machte er keine Fehler.

Rosberg achtete auf seine Reifen, passte seine Fahrweise dem Benzinverbrauch an und wiederholte somit seinen Erfolg vom Vorjahr an gleicher Stelle. All dies bewerkstelligte er mit Hamilton im Nacken. Der zweite Silberpfeil-Pilot lag bis Runde 65 (insgesamt waren es 78 Runden) maximal zwei Sekunden hinter dem Leader. Dem Briten war deutlich anzumerken, dass er nach dem Wirbel vom Samstag extrem motiviert war und alles versuchte, um doch noch an die Spitze zu kommen.

Der Feind im eigenen Lager

Ob die Mercedes-Fahrer bisher wirklich die Freunde waren, wie man so oft behauptet, sei einmal dahingestellt. Spätestens nach dem Qualifying sind sie es definitiv (vorerst) nicht mehr. Diverse Psychospielchen hatten schon zuvor begonnen, jetzt aber ist ein offener Kampf ausgebrochen.

Besonders interessant zu beobachten war, mit welch geschickter Taktik Hamilton versuchte, Rosberg doch noch zu schlagen. Da er am Start den Kürzeren zog und auch die Safety-Car-Phasen keine echte Chance ergaben, war seine letzte Möglichkeit nur noch eine alternative Strategie mit vorgezogenem Stopp. Hamiltons Idee: Ein bis zwei Runden vor Rosberg stoppen und dann mit frischen Reifen genug Vorsprung herausfahren, um nach dessen Stopp vor dem Gegner zu bleiben. Dies ist eine gebräuchliche und meist auch erfolgreiche Strategie - dieses Mal war sie dennoch keine Option für Hamilton.

Zum einen wäre der 29-Jährige bei so einen Stopp unweigerlich in den Verkehr geraten, was in Monte Carlo das Ende aller Siegträume bedeutet hätte. Zum anderen hätte das Mercedes-Team Hamilton damit die Möglichkeit gegeben, den eigenen Teamkollegen auszuspielen. Diese Option hatte der Rennstall - mit umgedrehten Vorzeichen - Rosberg in früheren Rennen ebenso verwehrt. In den meisten Teams hat der im Rennen vorne liegende Fahrer das Vorrecht bei der Strategiewahl. Warum sollte man also nun Hamilton bevorzugen? Dessen trotzige Funksprüche an seine Boxencrew während des Rennens zeigen jedoch klar, dass er damit alles andere als einverstanden war.

Es wird sich zeigen, wie das Team in den nächsten Wochen mit der neuen Situation umgeht. Die Piloten werden versuchen, möglichst viele Teammitglieder auf ihre Seite zu ziehen, was eine Spaltung innerhalb der Mercedes-Crew bewirken kann. Diese Unruhe behindert dann die Weiterentwicklung, was wiederum Red Bull und Ferrari helfen könnte. Die Teamführung muss eine Eskalation also unbedingt verhindern. Das Wochenende von Monaco lässt auch vermuten, dass sich das Blatt teamintern gedreht hat. Der in den vergangenen Grands Prix oft nur knapp geschlagene Rosberg hat Seriensieger Hamilton zumindest aktuell etwas aus dem Gleichgewicht gebracht. Ganz nach dem Motto "wenn du jemanden schlagen willst, so mache ihn erst mal zornig". Zornig war Hamilton im Fürstentum auf alle Fälle. Fortsetzung folgt ...

Die Verfolger holen auf - oder nicht?

Mit Daniel Ricciardo als Drittplatziertem auf dem Siegerpodest gab es ein bekanntes Gesicht. Anders als in den vergangenen Rennen war der Red-Bull-Pilot aber diesmal im Ziel weniger als eine halbe Sekunde dran an Hamilton. Wie konnte ein so großer Schritt - in Barcelona waren die Roten Bullen im Ziel noch knapp 50 Sekunden hinter Silber - innerhalb von zwei Wochen gelingen? Zum einen half die Streckencharakteristik dem Red Bull, den Nachteil des etwas schwächeren Renaultantriebs weniger zum Tragen kommen zu lassen.

Hinzu kommt, dass die beiden Mercedes-Piloten über weite Strecken des Rennens nur auf ihr Duell mit dem eigenen Teamkollegen achteten, was sicherlich Rundenzeit kostete. Dazu ermöglichte speziell die zweite Safety-Car-Phase dem Verfolgerfeld, die zu diesem Zeitpunkt bereits enteilten Silberpfeile wieder einzuholen. Außerdem schien Hamilton gegen Rennende auch noch Probleme mit einem Fremdkörper im Auge zu bekommen. Betrachtet man dagegen die Runden, als alle einigermaßen freie Fahrt hatten, so setzten sich die Mercedes-Piloten mit mehr als 0,7 Sekunden pro Runde vom Red Bull ab. Ob also das Weltmeister-Team wirklich aufgeholt hat, werden erst die folgenden Rennen auf "klassischen Rennstrecken" zeigen.

Ein klares Signal war auch, dass Ferrari seinen dritten Platz in der Teamwertung untermauerte. Die Reihenfolge Mercedes - Red Bull - Ferrari - Rest scheint sich immer mehr zu bestätigen. Interessant hierbei ist, dass mittlerweile die jeweiligen Teamkollegen Anschluss an den Teamleader finden. Kimi Räikkönen war über weite Strecken des Wochenendes Fernando Alonso ebenbürtig. Auch Sebastian Vettel fuhr auf demselben Niveau wie Ricciardo, solange er von technischen Problemen verschont blieb. Dass es im Rennen für den viermaligen Weltmeister nichts zu holen gab, war zum wiederholten Male dem unzuverlässigen Renaultantrieb geschuldet. Vettels mittlerweile verbrauchten Motorkomponenten lassen hierbei vermuten, dass er die komplette Saison nicht mit den erlaubten fünf Antrieben auskommt. Strafversetzungen ab Saisonmitte sind somit zu erwarten.

Quelle: ntv.de, sport.de

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