Ehemaliger Teamchef in der KritikORF räumt "nicht akzeptable Aussage" nach Formel-1-Crash ein

Als ehemaliger Formel-1-Teamchef hat Franz Tost schon vieles gesehen. Der heftige Unfall von Gabriel Bortoleto beim Großen Preis von Brasilien schockt ihn deshalb deutlich weniger als dessen Mutter und Freundin. Ein Spruch darüber sorgt allerdings für Ärger.
Der österreichische Sender ORF hat sich für die negative Aussage eines Formel-1-Kommentators zur Familie des Sauber-Piloten Gabriel Bortoleto entschuldigt. Als der Brasilianer bei dem Rennen in São Paulo in die Streckenmauer gekracht war, waren im Livebild die Reaktionen seiner Mutter und seiner Freundin zu sehen. "Er ist in der Lernphase. Da brauchen die Muttis da gar nicht so deppert schauen, das ist ganz normal", sagte Gast-Kommentator Franz Tost zum Gesichtsausdruck der beiden Frauen.
Für den öffentlich-rechtlichen Sender eine Grenzüberschreitung, wie aus einer Stellungnahme hervorgeht. In der "hektischen Startphase" des Rennens am Sonntag sei es "bedauerlicherweise zu einer nicht akzeptablen Aussage gekommen, für die wir uns höflichst entschuldigen wollen", teilte der ORF mit. "Ausdrucksweise und Wortwahl waren völlig unangebracht", hieß es.
Der öffentlich-rechtliche Sender wird nach eigenen Angaben dafür sorgen, dass sich solch ein Vorfall nicht wiederholt. Der ORF äußerte sich nicht dazu, ob Tost künftig wieder als Co-Kommentator zum Einsatz kommen wird. Der ehemalige Manager des Formel-1-Teams Alpha Tauri war am Wochenende für den Ex-Formel-1-Piloten Alexander Wurz eingesprungen, der normalerweise die Rennen im ORF kommentiert.
Die sorgenvollen Gesichter in der Bortoleto-Box dürften auch damit in Zusammenhang stehen, dass der Brasilianer bereits am Samstag im Sprintrennen einen folgenschweren Unfall hatte. Bei mehr als 330 Kilometern pro Stunde am Ende der Zielgeraden war der Formel-1-Neuling erst innen an die Bande geschlagen und dann über die Strecke und in die gegenüberliegende Begrenzung gekracht.
Die Auswertungen ergaben Kräfte vom 34- und 57-fachen seines Körpergewichts, die dabei auf ihn wirkten. Die Onboard-Aufnahmen zeigten, dass die modernen Sicherheitssysteme ihn vor schweren Verletzungen bewahrt hatten - die Cockpitumrandung war von Bortoletos umherschlagendem Kopf verbeult. "Zum Glück ist Gabriel mit zwei unterschiedlichen Stellen des Autos eingeschlagen", sagte Sauber-Teamchef Jonathan Wheatley danach - schließlich geht eine der größten Gefahren davon aus, mit einer bereits beschädigten Struktur ein zweites Mal mit hoher Wucht aufzuprallen.