Vettels Rennstall sauer über Reifen-Urteil Red Bull erwägt illegale Tests
24.06.2013, 10:29 Uhr
(Foto: REUTERS)
Mercedes muss für seine illegalen Formel-1-Reifentests kaum büßen. Die anderen Rennställe sind deshalb sauer, Red Bull erwägt nun ein wenig Selbstjustiz und plant laut einem Medienbericht einen ganz bewussten Bruch der Regeln. Kein Wunder, denn Sanktionen sind kaum zu befürchten.
Das milde Urteil gegen Mercedes in der Reifentest-Affäre der Formel 1 ermutigt nun offenbar den erbosten Rivalen Red Bull zu einem ähnlichen Regelbruch. Der Rennstall von Weltmeister Sebastian Vettel wolle möglicherweise den Nachwuchsfahrertest in Silverstone boykottieren und stattdessen unerlaubte private Übungsrunden drehen, berichtet die Zeitung "The Times". Die Teamführung habe Chefvermarkter Bernie Ecclestone signalisiert, dass man dafür das Risiko einer Verwarnung in Kauf nehmen würde. Berater Helmut Marko wies den Bericht zurück: "Wir begehen natürlich keinen Regelbruch", sagte er dem Onlineportal der "Sport Bild".
Mercedes war vom Internationalen Tribunal des Weltverbands FIA wegen seiner dreitägigen Reifentests mit Lieferant Pirelli verwarnt worden. Vom sogenannten "Young Drivers Test" in Silverstone vom 17. bis 19. Juli wurde Mercedes ausgeschlossen. Die Konkurrenten Ferrari und Red Bull betrachten diese Strafe als viel zu niedrig. Beide Teams hatten Mercedes angezeigt und damit das Verfahren ausgelöst. Aus ihrer Sicht hat Mercedes durch die erst später bekannt gewordenen Tests mit den beiden Stammpiloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton im aktuellen Auto in Barcelona einen großen Vorteil gezogen.
Red Bull nennt Mercedes-Urteil eine "Frechheit"
Das Silberpfeil-Team bestreitet dies. Eigentlich sind Testfahrten während der Saison bis auf eng begrenzte Ausnahmen verboten. Mercedes beteuert jedoch, dass das Team sich für die insgesamt 1000 Kilometer langen Proberunden allein als Dienstleister für Pirelli zur Verfügung gestellt habe und selbst keine wertvollen Erkenntnisse daraus ziehen konnte. Die FIA wertete die Tests trotzdem als Verstoß gegen das Regelwerk und den Sportkodex, verzichtete jedoch auf einen Punktabzug und eine Geldstrafe. Red-Bull-Motorsportdirektor Helmut Marko bezeichnete das Urteil als "Frechheit".
Auch aus Sicht von Ferrari kommt Mercedes "praktisch ungeschoren" davon, wie es in einem Blog der Scuderia hieß. Der "Times" zufolge diskutiert die Ferrari-Spitze ebenfalls über eine Reaktion auf das Urteil. Die Wut auf die FIA sei auch bei den Italienern groß, hieß es. Allerdings hatte auch Ferrari im Vorjahr und in dieser Saison je einmal unter der Aufsicht von Pirelli getestet, aber jeweils mit einem zwei Jahre alten Auto. Dies hatte die FIA für zulässig erklärt.
Schon in dieser Woche treffen sich die Kontrahenten an der Rennstrecke wieder. In Silverstone wird am Wochenende der Große Preis von Großbritannien gefahren. Bei den zahlreichen Medienterminen im Vorfeld dürfte die Debatte erneut hochkochen.
Quelle: ntv.de, jtw/dpa/sid