"Das beste Rennen seines Lebens" Seriensieger Vettel begeistert
23.05.2011, 16:45 UhrFormel-1-Weltmeister Sebastian Vettel kennt keine Gnade und sammelt weiter Sieg um Sieg. Schon am Sonntag in Monaco soll der fünfte Triumph folgen. Presse und Experten sind verzückt und fragen: Wer soll den Weltmeister stoppen? Momentan kommt wohl nur McLaren infrage, doch selbst da wünscht man sich "ab und zu mal einen kleinen Fehler".

Vierter Sieg im fünften Rennen: Weltmeister Sebastian Vettel legt bislang eine grandiose Saison hin.
(Foto: dpa)
Mit der Meisterleistung von Spanien hat Sebastian Vettel die Machtfrage in der Formel 1 wohl endgültig geklärt. Auf der spektakulären Hatz zum zweiten WM-Titel scheint den Red-Bull-Regenten auch der wild attackierende Lewis Hamilton im verbesserten McLaren nicht mehr aufhalten zu können. "Das war ein ziemlich guter Beweis dafür, wie stark wir sind", urteilte Vettel nach dem Thriller von Barcelona nüchtern.
Vier Siege in fünf Rennen - vor dem Klassiker in den Häuserschluchten von Monaco am Sonntag bleibt der Konkurrenz nur Zweckoptimismus. "Es wäre schön, wenn Sebastian im Rennen ab und zu mal einen Fehler machen würde", stöhnte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh stellvertretend für die abgehängten Rivalen.
Verneigung vor Vettel
Doch Vettel zeigt keine Schwäche. Technische Probleme mit dem unzuverlässigen KERS-Zusatzschub, nachlassender Rennspeed, bärenstarke McLaren - für Vettel alles kein Problem. "Wir hatten über 30 Runden Druck von Lewis und haben es geschafft, davor zu bleiben", sagte der Titelverteidiger stolz. "Er ist das größte und beste Rennen seines Lebens gefahren", urteilte der dreimalige Champion Niki Lauda.
Auch die Presse verneigt sich. "Vettel oberster Herrscher in Spanien", titelte die englische "Sun". Die italienische "La Gazzetta dello Sport" anerkannte: "Immer wieder Vettel und Red Bull. Vettel fliegt auf und davon". Und die spanische "Marca" bilanzierte: "Vettel hängt die Konkurrenz ab. Hamilton ist der einzige Titelrivale".
Dabei liegt der Brite, der im Rennen unerbittlich Druck auf den Deutschen ausgeübt hat, in der WM-Wertung als Gesamtzweiter derzeit aussichtslos zurück. 41 Punkte trennen Hamilton vom 23 Jahre alten Titelverteidiger. Der jüngste Weltmeister der Formel-1-Geschichte ist auf dem besten Weg, einen weiteren Rekord zu brechen: Vor neun Jahren stand sein Kumpel Michael Schumacher bereits sechs Rennen vor Saisonende als Weltmeister fest.
Hochspannende Dominanz

Lewis Hamilton machte 30 Runden lang Druck, doch Vettel hielt diesem Druck bravourös stand.
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Doch trotz der großen Vettel-Show gibt es keine Parallelen zur lähmenden Monotonie der "Schumi"-Ära. Bestes Beispiel war das fünfte WM-Rennen auf dem Circuit de Catalunya, wo früher oft gähnende Langeweile herrschte. Dank der Reformen in dieser Saison sind solche Prozessionen Vergangenheit. "In diesem Finale steckte alles drin, was man in der Formel 1 sehen will", sagte Whitmarsh nach dem Spanien-Krimi.
"Das war schon eng", gestand Vettel nach dem packenden Duell mit Hamilton bis zur Schlussrunde. "Wenn Lewis einmal vor mich gekommen wäre, hätte ich ihn wahrscheinlich nicht mehr erwischt." Von allen Teams, die mit technischen Updates und großen Hoffnungen nach Barcelona gereist waren, machte McLaren den mit Abstand größten Sprung nach vorn. "Für mich war es das stärkste McLaren-Rennen, an das ich mich erinnern kann", staunte auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.
Selbst Ferrari überrundet
Der Abstand von Red Bull und McLaren auf die Verfolger Ferrari, Mercedes und Lotus-Renault ist so groß, dass diesen in Spanien die Schmach der Überrundungen durch das Top-Quartett nicht erspart blieb. "Das war schon heftig. Wir wollten hier Fortschritte machen, haben aber einen Rückschritt gemacht", meckerte Mercedes-Pilot Nico Rosberg, der als Siebter erstmals in diesem Jahr von Rekord-Champion Schumacher (6.) im Teamduell besiegt wurde und deshalb bedient war.
Erkenntnisse für das nächste Rennen am Sonntag in Monte Carlo: keine. "Monaco ist ganz eigen, da kann alles passieren", sagte Haug. Zurücklehnen kann sich keiner, auch nicht Red Bull. "Immerhin sitzen wir ja schon am Donnerstag wieder in Monaco in den Autos", sagte Vettel. Ein Sieg im Fürstentum fehlt dem Hessen noch.
Quelle: ntv.de, dpa