"Wir werden keine guten Freunde" Steiner grüßt Ralf Schumacher und schießt gegen Haas
28.02.2024, 18:59 Uhr
Nach seinem Aus als Haas-Teamchef bleibt Günther Steiner der Formel 1 als RTL-Experte erhalten. Vor dem Start in die neue Saison erzählt der Italiener von den Umständen seiner Entlassung und spricht darüber, wie bestimmte Wiedersehen im Fahrerlager aussehen könnten.
Das überraschende Aus von Günther Steiner bei Haas war der erste große Knall im noch jungen Formel-1-Jahr 2024. Ein Knall mit Folgen. Der neue RTL-Experte zeigt sich im Interview gewohnt bissig und teilte gegen seinen Ex-Boss aus. "Ich habe kein Problem mit der Entscheidung", betonte Steiner im Interview mit RTL/ntv, "nur wie es gemacht wurde, war nicht korrekt. Ich habe das so nie gemacht." Haas-Eigentümer Gene Haas hatte dem 58-Jährigen Anfang des Jahres sein Aus als Teamchef via Telefon mitgeteilt. Zu seinem Verhältnis mit dem Amerikaner Haas sagte er lachend: "Mit ihm gehe ich, glaube ich, nicht zum Abendessen - auch wenn er bezahlt."
Steiner habe eine "klare Vision" gehabt, denn durch den Budgetdeckel sei klar gewesen: "Man muss in eine andere Richtung gehen, in die auch alle anderen gehen. Man muss die anderen nicht nachmachen, aber muss schon respektieren, was andere Teams machen, um da mitzuspielen. Wenn die ganze Industrie in diese Richtung geht, muss man schon schauen, dass man mitzieht, um da mitzukämpfen." Der Südtiroler gibt sich gelassen: "Die Resultate werden für sich sprechen: Vielleicht habe ich recht, vielleicht Herr Haas."
Auch zu Ex-Formel-1-Pilot und Mick-Onkel Ralf Schumacher hatte Steiner ein eher schwieriges Verhältnis. Der Grund: Schumacher senior hatte Steiner unter anderem dafür kritisiert, seinem Neffen "keine faire Chance" gegeben zu haben. Auch der persönliche Umgang mit Mick gefiel Schumacher nicht. "Als gestandener Mann und auch als Vater geht man mit einem jungen Menschen nicht so um", sagte der 48-Jährige damals.
Steiner macht keinen Bogen um Ralf Schumacher
Für Steiner, der als RTL-Experte an der Strecke in dieser Saison durchaus das ein oder andere Mal auf Schumacher, der für Sky vor der Kamera steht, treffen könnte, kein Problem - zum F1-Auftakt in Bahrain (Samstag, 16 Uhr/live bei RTL und Sky) könnte das erstmals der Fall sein.
"Ich mache um niemanden einen Bogen. Mit manchen Leuten kommt man aus, mit anderen nicht, das ist das Leben. Ich mache mir da keine Probleme, sonst setzt man sich ja unter Druck", sagte Steiner zur Causa Schumacher. "Wenn er mich grüßen will - gut, wenn nicht - auch gut", so der frühere Formel-1-Funktionär weiter. "Logischerweise werden wir nicht gute Freunde werden, aber Respekt ist immer da", betonte er.
Im Paddock dürfte Steiner außerdem auf die alte Haas-Crew treffen. "Wehmut" sei aber wenig dabei, beteuerte er. "Ich mag die Jungs und die mögen mich - zumindest die meisten. Ich habe eigentlich kein Problem damit. Für mich war es besser. Wenn man nicht auf den Berg kommt, auf den man will, weil man die Unterstützung nicht bekommt, ist es besser, nicht rauf zu gehen, sonst tut man sich weh", sagte Steiner. Er sei mit der Entscheidung "glücklich" und deswegen stehe er den Leuten offen gegenüber. "Wir werden gut drüber lachen können."
Kritik am Haas-Auto, aber Lob für Hülkenberg
Wie viel sein Nachfolger Ayao Komatsu zu lachen hat, ist noch nicht abzusehen. Steiner hält grundsätzlich viel von seinem Ex-Kollegen. "Ich hatte ihn acht Jahre als Chefingenieur. Wenn ich sagen würde, er ist nicht gut, würde ich damit sagen, dass ich selbst ein wenig blöd bin", so der 58-Jährige. Allerdings sei der Job eines Teamchefs eine "ganz andere Rolle", ein "ganz anderer Beruf als Chefingenieur", betonte Steiner.
Er wolle diese Entscheidung eigentlich gar nicht beurteilen. "Herr Haas glaubt, es ist eine kluge Entscheidung, lassen wir ihm seine Entscheidung und schauen, wo sie hinführt. Ich bin da anderer Meinung, dass das nicht die Stärke von Ayao Komatsu ist, Teamchef zu sein." Verantwortlich für die Ergebnisse in der kommenden Saison ist nun also der Japaner. Die ersten Tests liefen für das amerikanische Team eher ernüchternd.
In den Testfahrten in Bahrain habe der neue Renner "nicht sehr gut ausgesehen, muss man sagen", sagte Steiner. "Sie haben sehr viele Longruns gefahren, Renndistanzen, um den Reifenverschließ zu testen." Im vergangenen Jahr war der Verschleiß das größte Problem von Haas. "Es wird wieder ein schwieriges Jahr. Fehlende Investitionen kann man ja nicht in zwei Monaten wettmachen", prophezeit Steiner seinem Ex-Team.
Immerhin Haas-Pilot Nico Hülkenberg wirke "sehr motiviert", findet Steiner. "Er strengt sich an, sagt, er hat im Winter sehr viel gearbeitet. Es wird nicht an Nicos Motivation oder Talent fehlen. Man muss sehen, wie gut das Auto ist."
Quelle: ntv.de, tsi/sport.de