Spottpreis für den größten Sport-Rüpel TV-Sender vergibt "Goldenen Vettel"
23.12.2013, 13:45 Uhr
Den "Goldenen Vettel" würde sich der Formel-1-Weltmeister wahrscheinlich nicht auf den Küchentisch zum WM-Pokal stellen.
(Foto: dpa)
Der australische TV-Sender Fox Sports erweist Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel eine fragwürdige Ehre. Er lobt den "Goldenen Vettel" aus - einen Preis für besonders unsportliches und herausragend egoistisches Verhalten im Sport. Die Konkurrenz für Topfavorit Vettel ist illuster.
Die Filmbranche fürchtet die "Goldene Himbeere" für schlechte schauspielerische Leistungen, die Sportwelt könnte künftig vor dem "Goldenen Vettel" zittern. Der vom australischen Fernsehsender Fox Sports kreierte Preis wird ab sofort für herausragende unsportliche Leistungen vergeben. Und Überraschung: Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel hat es in die finale Abstimmung um den Premieren-Award geschafft. Mit 45 Prozent lag er haarscharf vor Dauer-Doper Lance Armstrong (17 Prozent) und drei weiteren Kandidaten für den rüpelhaftesten Sportler 2013.
Wie es scheint, haben die Australier dem vierfachen Formel-1-Champion die "Multi-21-Affäre" beim zweiten Saisonrennen in Malaysia nicht verziehen: Entgegen der Teamorder zog Vettel damals am australischen Volkshelden Mark Webber vorbei und sicherte sich eiskalt den Sieg vor seinem Teamkollegen. Hinterher sagte Vettel dann auch noch: "Um ehrlich zu sein, ich habe nie Unterstützung von ihm erfahren. Es hat mehr als eine Situation gegeben, wo er das Team hätte unterstützen können. Er hat es aber nicht getan."
Als ultimativer Bewerbungssatz um den Egoismus-Preis dürfte aber folgende Aussage herhalten: "Nach allem, was in den vergangenen Jahren passiert ist, hat Mark es nicht verdient zu gewinnen." Mit diesem Satz hatte es sich Vettel mit den australischen Sport-Fans im März verscherzt und die Auslobung des Preises initiiert. Daher ist es nicht überraschend, dass der 26-Jährige in der laufenden Abstimmung mit rund 41 Prozent vorne liegt.
Auch Blatter hat Ambitionen
Dennoch ist der illustre Preis kein Selbstläufer für seinen Namensgeber, denn es lauert hochkarätige Konkurrenz im Kampf um den "Goldenen Vettel". Etwa in der schillernden Person von Joseph Blatter, der mit seinem Fußball-"Korruptionsstadl" Fifa auch im Rennen um den Public Eye Award für "unverantwortliche Geschäftspraktiken" gut im Rennen liegt: Korruptionsvorwürfe, Bestechungs-Affären, mäßig lustige Imitationen von Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo oder verbale Ausrutscher von peinlich bis politisch unkorrekt - der Fifa-Präsident ist seit jeher immer für eine Schlagzeile gut.
In der laufenden Abstimmung ist jedoch ein ganz anderer Vettel dicht auf den Fersen: Stuart Broad. Der bei uns gemeinhin unbekannte Engländer verdient sein Geld mit Kricket, einem von den "Aussies" heiß geliebten Sport, und gilt auf dem fünften Kontinent als Synonym für nationalen Schmerz. In der Vergangenheit lief der 27-jährige Broad gegen den Erzfeind stets zur Höchstform auf und erzielte in den entscheidenden Spielen mehr Punkte als gegen jedes andere Team.
In Sachen Ehrlichkeit ist der Engländer zudem extrem flexibel: Was der Schiedsrichter nicht sieht, bindet ihm Broad auch nicht auf die Nase – schon gar nicht, wenn es bedeutet, dass er weiterspielen darf, obwohl die Partie für ihn eigentlich beendet sein müsste, und er damit einmal mehr einen knappen Sieg für England sichert. Zum Dank bedachten die Australier ihren "Staatsfeind" mit einer Facebook-Seite, die den klingenden Namen "Stuart Bloke ist ein Scheißkerl" trägt und viele Anhänger hat.
Ferguson, der Parade-Pöbler
Wer unter den drei Anwärtern noch keinen Egomanen nach seinem Geschmack gefunden hat, darf sich über die vierte und letzte Option freuen: Blake Ferguson. Der Australier besticht mit einem bunten Lebenslauf und brachte es mit nur 23 Jahren vom professionellen Rugby-Spieler zum Boxer und demnächst möglicherweise direkt in den Knast. Während seiner Rugby-Zeit machte Ferguson meist mit Spuck-, Trink- und Pöbel-Aktionen abseits des Spiels von sich reden. Die Canberra Raiders setzten ihren Skandal-Profi daher nach nur zwei Jahren wieder entnervt vor die Tür.
Kein Grund zur Verzweiflung für Ferguson, der kurzerhand zu seinem Onkel zog und sich spontan für eine Box-Karriere entschied: Nach seinem ersten und letzten Kampf gegen Luke Turner, den er sang- und klanglos verlor, strebte der 1,91-Meter-Hüne jedoch wieder eine Rückkehr in die Rugby-League an. Allerdings stehen Ferguson wegen sexueller Belästigung stattdessen möglicherweise zwei Jahren Gefängnis ins Haus. Die Verurteilung steht - über das Strafmaß wird noch abschließend gegrübelt.
Die Sportwelt hat also die Qual der Wahl bei der Abstimmung zum egoistischsten, rüpelhaftesten, unbeliebtesten und unsportlichsten Profi des Jahres. Noch liegt Vettel mit rund 41 Prozent weit vorne.
Quelle: ntv.de, sport.de