Formel1

Formel 1 und Fußball-WM Vettel legt vor, Mercedes unten

In der ersten Kurve wäre es für Sebastian Vettel beinahe schon vorbei gewesen. Lewis Hamitlon rutschte dem Deutschen aufs rechte Vorderrad.

In der ersten Kurve wäre es für Sebastian Vettel beinahe schon vorbei gewesen. Lewis Hamitlon rutschte dem Deutschen aufs rechte Vorderrad.

(Foto: REUTERS)

Sebastian Vettel konnte gestern den ersten Treffer für die Sport-Nation Deutschland landen. Mit seinem Sieg in Valencia ließ er die ersten beiden Engländer hinter sich, bevor die deutsche Nationalmannschaft den katastrophalen Tag für England mit dem historischen Triumph besiegelte. Für den anderen deutschen Superstar Michael Schumacher war es hingegen ein Wochenende zum Vergessen.

Selten sah Norbert Haug so geknickt aus wie gestern nach dem Grand Prix von Europa in Valencia. Fast trotzig hauchte er in die Mikrofone: "Wir werden bald stärker." Kein Wunder, dass der mit allen Wassern gewaschene Teamchef nach einem völlig verpatzen Wochenende die Flügel etwas hängen ließ. Mit seinem Optimismus, dass Mercedes bald an der Spitze des Felde zu sehen sein wird, steht der Mercedes-Sportchef immer mehr alleine da.

Es war nicht nur das Pech, das Michael Schumacher ereilte, als er vor einer roten Ampel in der Boxengasse stehend das ganze Feld an sich vorbeiziehen lassen musste. Das war Pech und eine fragwürdige Entscheidung von Rennkommissar Charlie Whiting. Die Darbietung des zweiten Mercedes mit Nico Rosberg an Bord war eine ausgesprochen dürftige. Nicht die des Fahrers, Rosberg tat, wie immer, was er konnte, um an seinem Geburtstag ein ansprechendes Ergebnis zu holen. Nein, das Auto ging gar nicht in Valencia. "Ich kämpfte um Grip und hatte Mühe, meine Bremsen zu schonen", gab der Wiesbadener anschließend zu Protokoll. "Kein tolles Rennen und Spaß hat es auch nicht gemacht." Geburtstagsgeschenke sehen anders aus.

Ratlosigkeit bei Mercedes

Mercedes scheint kurz vor Halbzeit der Saison am Tiefpunkt angekommen. Zu jedem Grand Prix schiebt der Rennstall ein Update hinterher, mal größer, mal kleiner. Aber für einen echten Sprung nach vorne hat das alles bisher nicht gereicht. Besonders beim Qualifying konnten die Silbernen bisher keine Glanzpunkte setzten. Und das ist, trotz aller Regeländerungen, immer noch auf den allermeisten Strecken eine entscheidende Größe. "Wir waren erneut durch unser schlechtes Qualifying gehandicapt", resümierte auch Teamchef Ross Brawn und ergänzt konstruktiv: "Dieses Problem müssen wir beheben."

"Ein Wochenende zum Vergessen": Mercedes will einfach nicht in die Spur finden.

"Ein Wochenende zum Vergessen": Mercedes will einfach nicht in die Spur finden.

(Foto: REUTERS)

Ganz anders sieht die Welt für den Valencia-Sieger Sebastian Vettel aus. Vor dem Wochenende hätte kaum jemand dem 22-Jährigen einen Sieg in der südspanischen Metropole zugetraut. Daher war die Freude schon nach der Pole vom Samstag groß, aber noch verhalten. Zu oft standen die Roten Bullen beim Start an der Spitze und mussten am Ende doch andere auf dem Podium jubeln sehen. Doch dieses Mal konnte Vettel seine hervorragende Vorstellung beim Qualifying am Sonntag auch in einen Sieg ummünzen. Wenn auch nur um Haaresbreite.

Vettel zweimal im Glück

Die erste brenzlige Situation gab es direkt in Kurve eins und Vettel hatte keine Schuld daran. Lewis Hamilton versuchte mit seinem McLaren, direkt nach dem Start den Polesetter zu überholen, kam innen auf die Curbs und rutschte mit seinem linken Vorderrad gegen das rechte Hinterrad von Vettel. Artig entschuldigte sich der Brite nach dem Rennen für die Situation: "Sorry, ich kam innen auf den Curb, da hat es mich nach außen getragen." Vettel hätte danach den Sieg allerdings beinahe noch selbst weggeworfen. Nach der Safetycar-Phase nahm der Heppenheimer viel Schwung, um Hamilton keine Chance für einen Überholversuch zu geben. Vettel bremste allerdings zu spät und verpasste beinahe die Kurve. "Die Reifen waren kühler als erwartet, aber ich blieb zum Glück vorne", erklärte er nach dem Rennen die Situation, die ihn fast den Sieg gekostet hätte. In der Tat war Hamilton schon wieder neben Vettel und hätte es fast geschafft, die Führung zu übernehmen.

Die Ferraris eigeklemmt zwischen zwei Safety-Cars: Der Frust ist groß bei den Roten.

Die Ferraris eigeklemmt zwischen zwei Safety-Cars: Der Frust ist groß bei den Roten.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Für die lange Safetycar-Phase zeichnete im Übrigen Vettels Teamkollege Mark Webber verantwortlich. Mit seinem spektakulären Crash, einem doppelten Salto rückwärts samt heftigem Einschlag in die Reifenstapel, sorgte er für die größte Schrecksekunde des Wochenendes. Ein Wunder, dass der Australier diesen Unfall unbeschadet überstanden hat. Die Schuld sieht er hingegen klar bei Heikki Kovalainen, auf den er auffuhr und danach abhob: "Er stieg in die Eisen, erheblich vor dem eigentlichen Bremspunkt." Aber Webber als cooler Bursche gab sich nach dem Rennen jovial: "So etwas kann vorkommen."

Ferrari schäumt

Bei Ferrari zeigte man sich hingegen ganz und gar nicht generös. Die Roten schäumten nach dem Rennen über Lewis Hamilton und die Rennleitung. Lewis Hamilton kam fast parallel mit Ferrari-Pilot Fernando Alonso zum Boxenstopp. Zuvor hatte Hamilton die gelben Flaggen ignoriert und überholte das Safetycar, Alonso hingegen verhielt sich regelkonform und blieb eine ganze Runde dahinter. Dadurch lag der Ferrari beim Restart auf Platz zehn und der McLaren auf Platz zwei. Daran änderte auch die gegen den Briten verhängte Durchfahrtstrafe nichts, die ihn keine Platzierung kostete.

Glückspilz: Mark Webber hat seinen Horror-Crash unbeschadet überstanden.

Glückspilz: Mark Webber hat seinen Horror-Crash unbeschadet überstanden.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Auch der Ferrari-Internetseite wurde der GP in Valencia als Skandal bezeichnet und Alonso sprach nach Rennende von Manipulation. Teamchef Stefano Domenicali ruderte in der Pressekonferenz jedoch zurück. Die Schlagzeile habe sich nur auf die Meinung der Fans bezogen und Alonso habe in der Hitze des Gefechts geredet. Doch dem Italiener war der Ärger förmlich anzusehen: "Wir haben den richtigen Schritt nach vorne gemacht, aber trotzdem weniger Punkte als im schwierigsten Rennen des Jahres gemacht. Das ist frustrierend." Verständlich auch deshalb, weil Ferrari mit einem runderneuerten F10 nach Spanien gereist war, der sich vor allem in der ersten Rennrunde und zuvor im Qualifying als konkurrenzfähig erwies. Die Reaktion Domenicalis zeigt aber auch, wie groß der Druck bei Ferrari mittlerweile ist. Die WM rückt in immer weitere Ferne und das liegt zumindest nicht an Fernando Alonso. Zunehmend muss sich der Teamchef fragen lassen, warum nach der Seuchensaison 2009 auch in diesem Jahr kein Titel in Reichweite zu sein scheint. Die Tifosi wollen Erfolge, unerbittlich.

Quelle: ntv.de

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