Das Leid mit den Teamkollegen Vettel und Rosberg teilen den Frust
21.04.2014, 15:47 Uhr
Schicksalsgenossen: Nico Rosberg und Sebastian Vettel.
(Foto: imago sportfotodienst)
Obwohl Nico Rosberg die Formel 1 anführt, kassiert der Mercedes-Pilot eine Niederlage nach der anderen - ausgerechnet gegen den Teamkollegen Lewis Hamilton. Auch Sebastian Vettel verliert das interne Duell - und nährt so Zweifel an seinem Talent.
Der eine führt die WM-Wertung an, der andere ist seit 2009 noch nie so schlecht in eine Saison gestartet - und trotzdem teilen Mercedes-Mann Nico Rosberg und Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel derzeit ein ähnliches Schicksal: Beide stehen klar im Schatten ihrer Teamkollegen. In der Qualifying-Bilanz liegen beide nach vier Saison-Rennen schon 1:3 zurück. Und wären Lewis Hamilton und Daniel Ricciardo beim Saisonauftakt nicht ohne Punkte geblieben – Hamilton schied mit einem Defekt an seinem Silberfpeil aus, Daniel Ricciardo wurde nach Platz 2 nachträglich disqualifiziert - würden beide auch in der WM-Wertung vor Rosberg und Vettel liegen.
Je mehr die beiden Deutschen gegenüber dem Stallgefährten ins Hintertreffen geraten, desto dünnhäutiger reagieren sie. "Ich führe noch und will weiter vorne bleiben", sagte Rosberg nach der dritten Niederlage in Folge gegen Kollege Hamilton: "Aber in Barcelona muss mal wieder ein Sieg her." Nur beim Saison-Auftakt in Australien stand Rosberg bislang ganz oben auf dem Treppchen - im direkten Duell zog er bislang immer den Kürzeren gegen Hamilton.
Hamilton ohne Schwäche
Der Brite steht im Zenit seines Könnens. In China schaffte er erstmals in seiner Karriere den dritten Sieg in Serie. "Ich bin physisch und mental stärker als jemals zuvor", behauptet der Weltmeister von 2008. Tatsächlich scheint der 29-Jährige fokussierter und konzentrierter als früher - sauschnell, aggressiv und rücksichtlos war er schon immer.
Rosberg wirkt dagegen bisweilen wie ein Schuljunge. Schon zwei Mal in dieser Saison - in Malaysia und Bahrain - ließ sich der Deutsche von Hamilton im Rennen den Schneid abkaufen. In China verschenkte er zudem die mögliche Pole Position durch einen Fehler auf seiner letzten schnellen Runde. Hamilton dagegen gab sich bislang keine Blöße. "Rennfahren ist Psychologie", sagte Hamilton, der auch dieses Metier durchaus beherrscht: "Man führt eine psychologische Schlacht - gegen sich selbst und die Gegner."
Vettel vom Teamkollegen gedemütigt
Bei dieser Schlacht scheint auch Vettel ins Hintertreffen geraten zu sein. Das Selbstbewusstsein des viermaligen Champion hat sichtbar Schaden genommen: In Shanghai spazierte er mit hängenden Schultern durch das Fahrerlager, während Ricciardo jedem sein Zahnpasta-Lächeln präsentierte. Und jetzt droht Vettel auch noch den Rückhalt im Team zu verlieren. "Das Teamduell beurteilen wir derzeit nicht", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko. Übersetzt heißt das: Vettel muss sich seinen Status als Nummer 1 erst wieder erarbeiten.
In Runde 25 des China-GP forderte ihn sein Team wie schon zuvor in Bahrain auf, dem Teamkollegen Platz zu machen: "Let Daniel pass, please - lass Daniel durch, bitte", lautete die Ansage vom Red-Bull-Kommandostand. Was für eine Demütigung für einen viermaligen Weltmeister. Das Wunderkind von einst fährt plötzlich nur noch hinterher und wird sogar von seinem neuen Teamkollegen vorgeführt. Vettel steckt in der größten Krise seiner Karriere.
Wie gut ist Vettel wirklich?
"Ich komme im Moment mit dem Bock noch nicht klar", schimpfte Vettel nach dem Rennen über seinen Red Bull. "Sebastian hat gerade eine harte Zeit. Er hat noch kein gutes Gefühl für das Auto und versteht nicht, warum es in bestimmten Situationen so oder so reagiert. Dadurch geht er automatisch härter mit den Reifen um und macht sie schneller kaputt", erläuterte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Daniel kommt mit dem Auto besser klar, er hat einen super Job gemacht."
Michael Schumacher, Juan Manuel Fangio, Alain Prost, Ayrton Senna - an diesen Legenden wird Vettel seit seinen Siegesserien gemessen. Fahrer, die ihre Ära prägten und im Fahrerlager als Autoritäten respektiert waren. Vettel gilt bei vielen seiner Kollegen hingegen als verwöhnter Günstling, dessen Erfolge von einem Brausehersteller alimentiert wurden. Mitleid kann er jedenfalls nicht erwarten, wieder nach vorne zu kommen, "wird kein Spaziergang", sagt er: "Ich bin nicht da, wo ich sein will. Aber das Jahr ist noch lang, alles ist möglich." Vettel muss in diesem Jahr seine Reifeprüfung ablegen - Rosberg dagegen beweisen, dass er das Zeug zum Champion hat.
Quelle: ntv.de, sport.de