Formel 1 in Kanada Vettel zeigt Zähne
12.06.2010, 10:21 UhrIn Kanada will Red Bull das Desaster von Istanbul vergessen machen. Am Freitag setzte Sebastian Vettel mit der Bestzeit schon mal ein Zeichen. Nicht so gut wie erwartet läuft es hingegen bei McLaren. Michael Schumacher und Mercedes befinden sich hingegen im Aufwind und Renault will einmal mehr überraschen.

Sebastian Vettel hat die Turbulenzen um den Istanbul-Crash scheinbar bestens verkraftet.
(Foto: dpa)
Eigentlich gilt die Strecke in Montréal als McLaren-Territorium. Mit dem F-Schacht, der das Auto der Briten besonders auf den Geraden schnell macht, galten Hamilton und Button als große Favoriten. Doch Sebastian Vettel hat am Freitag die Bestzeit vorgelegt. Der Streit um den Unfall von Istanbul scheint beigelegt und der Deutsche wirkt befreit. Vielleicht fährt er auch mit Wut im Bauch.
Christian Horner kann die Diskussion um den Crash am Bosporus nicht mehr hören. Auf der Pressekonferenz vor dem Großen Preis von Kanada schien der Teamchef von Red Bull nicht mehr im Detail über den Zusammenstoß zwischen seinen Fahrern Sebastian Vettel und Mark Webber sprechen zu wollen. Bei einer Aussprache in der Fabrik in Milton Keynes habe man zwischen den Fahrern alles geklärt. Dabei sei es allerdings nur rund zehn Minuten um den Unfall gegangen. Den Rest der Sitzung habe man dem Setup für Kanada gewidmet.
Red Bull blickt nach vorne

Aus der drückenden Überlegenheit des Autos im ersten Saisondrittel hat Red Bull eindeutig zu wenig gemacht.
(Foto: AP)
Einigkeit im Team ist mittlerweile auch dringend angesagt bei Red Bull, denn die Zeit wird langsam knapp. Aus der drückenden Überlegenheit des Autos im ersten Saisondrittel hat man eindeutig zu wenig gemacht. Weder einer der Fahrer noch das Team selbst konnte sich an die Spitze der Gesamtwertung setzen der gar Abstand auf die Verfolger generieren. Das ist nicht nur schade, sondern könnte in der Endabrechnung den so dringend herbeigesehnten Titel kosten. Die Konkurrenz schläft nicht und dürfte im Saisonverlauf immer näher an die roten Stiere heranrücken.
Als Grund für den Unfall in der Türkei wurde die Kommunikation ausgemacht. Zwischen der Teamleitung und dem Renningenieur von Webber, Ciaron Pilbeam, habe es Missverständnisse gegeben. Das soll künftig nicht mehr vorkommen. Auch bei McLaren war man nicht zufrieden mit der Verständigung zwischen den Fahrern. Was für die Zuschauer ein richtig heißer Kampf war, dürfte Teamchef Martin Withmarsh so einige Schweißperlen auf die Stirn getrieben haben. Ein ähnlicher Doppelausfall wie bei der Konkurrenz war auf den letzten Runden von Istanbul auch bei McLaren nicht ausgeschlossen.
Mercedes im Aufwind
So kommen die Briten mit breiter Brust nach Kanada. Die Strecke sollte dem Auto liegen und die beiden Fahrer sind obenauf nach dem Doppelsieg. Doch der Freitag hat gezeigt, dass Montréal kein Spaziergang wird. Das Auto ist auf den Geraden des Circiut Gilles Villeneuve, dank des F-Schacht-Systems, erwartet schnell. Doch die Bodenwellen kosten den MP4-25 Höchstgeschwindigkeit. Das richtige Setup für den Kurs ist noch nicht gefunden. Ob das bis zum Qualifying gelingt, bleibt offen.
Mercedes hingegen darf sich über Fortschritte mit dem Auto freuen und kann wohl in Montréal näher an die Konkurrenz an der Spitze heranrücken. Nico Rosberg zeigte sich jedenfalls mit dem Freitag in Kanada zufrieden. „Ein ermutigender Tag“, sagt der Fahrer der Silberpfeile. Michael Schumacher war im ersten Training sogar vor seinem Teamkollegen. Auch er zeigt einen deutlichen Aufwärtstrend, wobei bis ganz nach vorne wohl noch ein paar wenige Zehntel fehlen.
Renault überrascht
Immer wieder für eine Überraschung gut zeigt sich Renault. Als im Winter der französische Autobauer seinen Rückzug als Werksteam verkündete, schienen die Tage des Teams gezählt. Doch Teamchef Eric Boullier hat es geschafft ein gutes und ausbaufähiges Auto auf die Straße zu stellen und scheint auch mit der Fahrerpaarung Robert Kubica und Vitaly Petrov einen guten Griff getan zu haben. Kubica zeigt sich als großer Rennfahrer, der immer wieder in der Lage ist die Teams an der Spitze zu ärgern. Der Russe Petrov hat ebenfalls schon mehrmals sein Potenzial gezeigt. Bei ihm hapert es noch im Qualifying, wo er bisher nicht so wirklich die schnelle Runde zur rechten Zeit hinbringen konnte.
Alle Teams haben hingegen mit den Reifen ein Problem. Speziell die weiche Mischung funktioniert auf dem schnellen Kurs nicht gut. Zu schnell löst sich bei diesen Reifen die Oberfläche auf, das so gefürchtete Graining tritt ein. Damit sind keine schnellen Zeiten mehr möglich, vor allem mit viel Sprit an Bord. Für das Zeittraining am Samstag und das Rennen am Sonntag dürfte also entscheidend werden, welches Team diesen Effekt am besten in den Griff bekommt. Denn fahren müssen am Ende alle irgendwann mit den weichen Pneus. Das richtige Setup und die Taktik werden wohl Sieg oder Niederlage bringen.
Quelle: ntv.de