Schumacher nach Strafe punktlos Webber hängt Vettel ab
16.05.2010, 16:05 Uhr
Triumphator: Mark Webber gewöhnt sich langsam daran, auf dem Treppchen ganz oben zu stehen.
(Foto: AP)
Mark Webber bleibt Sebastian Vettels härtester Konkurrent um die WM-Krone. Wie in Barcelona ist der Australier auch beim Red-Bull-Doppelsieg in Monaco zu schnell für Vettel und zieht damit auch in der WM-Wertung vorbei. Rekord-Champion Michael Schumacher wird zunächst Sechster, rutscht nachträglich wegen eines regelwidrigen Überholmanövers aber noch aus den Punkten.
Dramatik, Crashs und Safety-Car-Phasen: Die Red-Bull-Überflieger Mark Weber und Sebastian Vettel haben sich beim turbulenten Formel-1-Klassiker in Monaco aber durch nichts aus der Erfolgspur bringen lassen und mit einem famosen Doppelerfolg im Fürstentum an der Côte d'Azur die WM-Führung erobert. Während Michael Schumacher und Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg bei der wilden Hatz durch die Häuserschluchten weit vom Podest entfernt waren, machte Webber in Monte Carlo seinen zweiten Sieg binnen einer Woche perfekt. Vettel musste sich beim Großen Preis von Monaco indes wieder seinem Stallrivalen geschlagen geben und liegt im WM-Klassement nun punktgleich mit dem Australier auf Platz zwei.
Der Pole Robert Kubica kam im Renault auf Rang drei und feierte damit seinen zweiten Podestplatz hintereinander. Für Furore sorgte auch Fernando Alonso. Der aus der Boxengasse als Letzter gestartete Spanier "schluckte" einen Widersacher nach dem anderen, wobei er bei seiner brillanten Aufholjagd auch von der glänzenden Ferrari-Strategie profitierte. Alonso belegte zunächst einen beeindruckenden siebten Platz, nachdem ihn Schumacher nach der letzten Safety-Car-Phase noch überrumpelt hatte.
Nach eingehender Prüfung entschieden die Rennkommissare, dass Schumachers Überholmanöver in der letzten Runde gegen Alonso unter Safety-Car-Bedingungen nicht erlaubt war und verhängten gegen ihn eine Durchfahrtsstrafe. Da das Rennen schon beendet war, wurde die Strafe nachträglich in eine Zeitstrafe von 20 Sekunden umgewandelt. Durch diese fiel Schumacher von Platz sechs auf Rang zwölf zurück und damit aus den Punkterängen. Alonso rückte auf Rang 6 vor, Schumachers Teamkollege Nico Rosberg wurde Siebter. Adrian Sutil, der im Force India erneut überzeugen konnte, rutschte auf Rang acht.
Das Mercedes-Team kündigte nach Schumachers Strafversetzung umgehend Protest an. Vor dem Berufungsgericht des Internationalen Automobilverbandes FIA wird der Fall nun behandelt werden müssen. "Dass ich am Ende auf Platz zwölf zurückversetzt wurde, ist sehr enttäuschend und ich verstehe vollkommen, dass wir dagegen Berufung einlegen", sagte Schumacher. "Nach unserem Verständnis bedeutete die Nachricht 'Safety Car kommt rein, Strecke frei', dass wir wieder unter Rennbedingungen fuhren, also gab ich Gas und überholte Fernando."
Mercedes zu langsam für die Spitze
Auch ohne die Zeitstrafe gegen Schumacher hatte das Mercedes-Duo wie zuletzt in Barcelona nichts mit der Vergabe der Podiumsplätze zu tun. Ihre Silberpfeile konnten bei der spannenden "Hafenrundfahrt" nie das Red-Bull-Tempo gehen.
An der Spitze ließ sich Webber weder von den vier Safety-Car-Phasen noch von Vettel aus dem Rhythmus bringen. Mit fast stoischer Ruhe fuhr der 33-Jährige auf dem engen, nur 3,340 Kilometer langen Stadtkurs einen überlegenen Start-Ziel-Sieg heraus. Der Red-Bull-Pilot benötigte für die 78 Runden 1:50:13,355 Stunden. Vettel wies nach insgesamt 260,520 Kilometern voller Spannung 0,448 Sekunden Rückstand auf.
Button und Hülkenberg früh raus
Nach sechs Rennen führt Webber die WM mit 78 Zählern vor dem punktgleichen Vettel an. Alonso (75) ist Gesamtdritter vor Jenson Button (70). Der Titelverteidiger rollte schon nach drei Runden wegen eines Motorschadens an seinem McLaren-Mercedes aus. Eine defekte Ölleitung hatte zur Überhitzung des Triebwerks geführt. Durch seinen ersten Saisonausfall verlor Button die Spitzenposition in der Fahrer-WM.
Beim Start blieb das befürchtete Chaos noch aus, aber kurz danach knallte es erstmals richtig heftig: Nico Hülkenberg prallte in der ersten Runde im Tunnel in die Leitplanken und schlitterte mit seinem Williams dann der Mauer entlang ins Freie. Um den demolierten Wagen bergen und die Trümmerteile wegräumen zu können, musste das Rennen fünf Runden lang hinter dem Safety Car neutralisiert werden. "Bei mir ist alles in Ordnung", gab Hülkenberg Entwarnung. Timo Glock schied als zweiter Deutscher aus: Wegen einer gebrochenen Aufhängung musste der Wersauer seinem Virgin in der 25. Runde abstellen.
Webber fährt wie ein Champion
Webber nutzt wie schon zuletzt bei seinem Sieg in Spanien die Pole Position, um sich einen beruhigenden Vorsprung zu verschaffen. Vettel düpierte mit einer beherzten Attacke Kubica und preschte sofort auf Platz zwei vor. Aber seinen australischen Teamkollegen musste er nach der erneuten Freigabe des Rennens ziehen lassen.
Der Australier blieb auch nach dem ersten Reifenwechsel, den er einen Umlauf nach Vettel absolvierte, souverän vorn. Der 33-Jährige kontrollierte locker das Geschehen: Weit und breit war auf dem engen Straßenkurs kein Konkurrent in Sicht. Vettel wies als erster Verfolger nach rund einem Drittel der Distanz schon über zehn Sekunden Rückstand auf.
Nach der zweiten Safety-Car-Phase in der 33. Runde war Webbers Vorteil jedoch wieder weg: Rubens Barrichello drehte sich in seinem Williams wegen einer gebrochenen Radaufhängung beim Casino und blieb mitten auf der Strecke stehen. Das Red-Bull-Duo konnte sich jedoch sofort wieder absetzen, wobei Vettel erneut Webbers Tempo nicht halten konnte.
Zehn Umläufe später gab es dann Neutralisation Nummer drei: In einer Kurve hatte sich ein Kanaldeckel gelockert. Damit war Webbers Vorsprung wieder weggeschmolzen. Aber wieder meisterte der Spitzenreiter die zusätzliche Herausforderung problemlos.
Quelle: ntv.de, dpa/sid