Mit neuer Optik zu alter Stärke Williams überrascht Formel 1
07.03.2014, 11:52 Uhr
Der neue
(Foto: dpa)
Jahrelang dümpelte das traditionsreiche Williams-Team durch die Formel 1. Schwache Boliden, schlechte Ergebnisse, wacklige Finanzen - all das könnte nun vorbei sein. Ein neuer Hauptsponsor und die guten Testfahrten machen Hoffnung auf ein Comeback.
Plötzlich sind sie wieder da: Williams ist zurück im Kreis der ernstzunehmenden Titelkandidaten in der Formel 1. Bei den Testfahrten zur neuen Saison trumpfte der britische Rennstall überraschend auf - und mit Martini als neuem Hauptsponsor sind die ärgsten finanziellen Sorgen erst einmal vertrieben.
Durch die Zusammenarbeit mit dem Spirituosenhersteller ändert sich das Aussehen des FW 36 radikal. Statt im langweiligen Williams-Blau gehalten - wie der Bolide noch bei den Tests zu sehen war -, enthüllten die Briten ein weiß lackiertes Auto. Seitlich und am Heckflügel schlängeln sich die aus der Motorsport-Vergangenheit bekannten Martini-Streifen in Rot, Hell- und Dunkelblau entlang. Optisch ist der Williams damit schon in der 1. Startreihe angekommen. Zudem werden die Streifen die Overalls der Fahrer und des Teampersonals sowie das Motorhome im Fahrerlager zieren.
"Wir sind begeistert, Ihnen offiziell Williams Martini Racing vorzustellen", gab Teamchef Frank Williams zugleich die Umbenennung des Rennstalls bekannt. Beide Unternehmen haben sich auf eine mehrjährige Partnerschaft geeinigt, ohne genauere Angaben zur Laufzeit und Dotierung des Vertrages zu machen. Der Hersteller des Wermuts hat eine lange Motorsporttradition. Ursprung war 1968 die Gründung von "Martini Racing". Das Unternehmen war einer der ersten Sponsoren eines Rennstalls, der nicht selbst aus dem Motorsport kam. 1972 stieg Martini erstmals - für ein Jahr - in die Formel 1 ein. 1975 holte der damalige Brabham-Teamchef Bernie Ecclestone Martini als Sponsor zurück in die Königsklasse. Zwischen 2006 und 2008 war das Unternehmen offizieller Partner von Ferrari.
Massa dominiert in Bahrain
Durch den Deal scheint Williams finanziell künftig auf sicheren Füßen zu stehen. Neben dem Geld von Martini kassiert der Rennstall von der Banco do Brasil, Petrobras und Privatsponsoren von Valtteri Bottas bis zu 25 Millionen Dollar. Hinzu kommt eine Abfindungszahlung der venezolanischen Ölgesellschaft PDVSA für die Vertragsauflösung mit Pastor Maldonado in Höhe von angeblich 40 Millionen Euro.
Das Martini-Geld könnte das letzte entscheidende Puzzlestück sein, um ernsthaft um die WM-Krone mitfahren zu können. Damit haben die Briten künftig die Mittel, das Auto mit großer Mannstärke auch während der Saison weiterentwickeln zu können. Aktuell sieht es für Williams auf jeden Fall schon einmal mehr als rosig aus. Dass der FW 36 sauschnell ist, untermauerte Felipe Massa mit der schnellsten Runde bei den Testfahrten in Bahrain. Zudem spulte Massa zusammen mit seinem Teamkollegen Bottas bei den abschließenden Tests in dem Wüstenemirat die meisten Runden aller Teams ab. Um es zusammenzufassen: Die Aerodynamik stimmt, die von Mercedes gelieferte "Power Unit" ist ohnehin konkurrenzlos gut und auch die Software-Abstimmung scheinen die Briten im Griff zu haben.
"Die sind wirklich gut dabei"
"Die sind bei den Tests rausgefahren, haben nie Probleme gehabt, waren immer schnell, obwohl nicht ganz so schnell wie Mercedes", sagte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko bei "ServusTV": "Wenn die dann auch noch beim Benzinverbrauch gut sind - bei der Kühlung sind sie sowieso gut unterwegs -, dann könnten die der Geheimtipp sein." Bottas sagte dazu bei "Turun Sanomat": "Ich muss sagen, dass es zumindest in Bahrain überhaupt nicht notwendig war, Sprit zu sparen. Ich konnte ziemlich normal fahren. Ich denke, dass wir bei den meisten Rennen so fahren werden können."
Stellt sich nur noch die Frage, ob auch die Piloten Massa und Bottas titelreif sind. Speziell für Massa ("Ich bin bereit!") könnte die Saison 2014 eine unglaubliche Story schreiben. 2008 bejubelte der kleine Brasilianer beim Saisonfinale schon die Weltmeisterschaft, ehe Lewis Hamilton ihm den Titel in der letzten Kurve noch entriss. Von diesem Schock erholte sich der 32-Jährige sportlich nicht mehr. Bei Ferrari war er zuletzt nur noch der traurig dreinblickende Adjutant von Fernando Alonso, bis ihm die Scuderia zum Ende der vergangenen Saison den Stuhl vor die Tür stellte und er zum krassen Underdog Williams wechselte. Ein guter Schritt, meint zumindest Damon Hill, der 1994 und 1995 im Williams Vizeweltmeister wurde: "Die können die Überraschung des Jahres werden. Die sind wirklich gut dabei."
Quelle: ntv.de, sport.de